Online zu Arbeiten sind die Schülerinnen und Schüler von fünften Klassen inzwischen mehr als gewohnt. So bringt sie und ihre Lehrkräfte ein digitaler Hofbesuch ganz sicher nicht aus dem Konzept. Andrea Bleher, Vorsitzende des Bundesforum ‚Lernort Bauernhof‘ und Projektverantwortliche beim hiesigen Bauernverband organisiert diese Besuche, zusammen mit Höfen, wie dem der Familie Stier in Schönenberg, seit Jahren. Doch nun sitzen die Kids in Klassenzimmern wieder vor der Videowand.

„Die Planung war schwierig und da wir das Schulprojekt nicht ausfallen lassen wollten, sind wir auf ‚Nummer sicher‘ gegangen, online eben“, erklärt A. Bleher.

Andrea Bleher und Renate Stier haben auf dem Hof mit Milchkühen und der Nachwuchs in Untermünkheim-Schönenberg ein mobiles Klassenzimmer installiert.

Die 77 Schülerinnen und Schüler aus drei Klassen der Johann-Friedrich-Mayer-Schule in Kupferzell sind ganz bei der Sache. Über drei Tage und zwei Bauernhöfe hinweg werden sie sich intensiv mit der Haltung von Milchkühen und Hühnern beschäftigen. Wieviel wiegt ein Ei? Warum kaut eine Kuh, auch wenn sie gerade gar nicht frisst?

Wir sind gespannt, ob ihr alles sehen könnt.

Mit diesen Worten begrüßen Andrea Bleher und Renate Stier die Kinder in den Klassenzimmern. Dazu laufen die beiden landwirtschaftlich erfahrenen Frauen mit dem Laptop durch den Stall der Familie Stier in Schönenberg. Sie haben auf dem Hof ein mobiles Outdoor-Büro mit WLAN installiert und wechseln für die Hof-Einblicke vom Live-Sehen, über Power Point und vorab gedrehten Filmen virtuos hin und her. Renate Stier startet die Session mit der Frage: „Was fällt Euch ein zum Thema Milch?“ Dann geht es direkt ran an die Milchkühe: Im nagelneuen Stall sehen sie Tränken und Becken fürs Wasser, Futtertische und Tröge für den Hunger, dicke Bürsten für eine Kuh-Massage, Melkroboter und sogar eine automatische Erfrischungsdusche für die Tiere. Bei den Rückfragen wird deutlich, wie aufmerksam Schülerinnen und Schüler die Hoferkundung per Videokonferenz verfolgen. Sie erfahren so sehr bildhaft, was es braucht, damit es den Tieren gut geht. Das Lob kommt sofort:

„Voll gut aufgepasst“, freuen sich Bleher und Stier.

Warum zeigen die Landwirte was sie tun?

„Ich möchte gern ein positives Bild zeigen. Ich finde es schön, wenn die Kinder auf unserem Hof lebendig unterwegs sind und wir ihnen etwas von der Landwirtschaft vermitteln können – dass wir sie einbeziehen und nicht belehren“, freut sich Renate Stier über das Projekt ‚Lernort Bauernhof‘.

Seit mehr als 20 Jahren ist sie dabei und hat den Hof für Besuch geöffnet. Stier‘s betreiben ihren Betrieb als Familie: mit Renates Ehemann Dieter, mit Sohn Daniel und Schwiegertochter Marina. Ein Azubi unterstützt sie dabei, die 150 Milchkühe, samt weiblicher Nachwuchs und 85 Hektar Ackerland für das eigene Futter zu bewirtschaften. Zwei Pferde, ein Hund und 20 Hühner machen das Hofbild komplett. Im regen Fragen – Antworten – Austausch geht es für die Kinder weiter mit so wichtigen Fragen, wie: „Kann man die Kälber auseinanderhalten? Wie lange leben sie im ‚Iglu‘, dem Schutzhäuschen für Kälber?“ Aber auch die Nasenringe, die Hörner, die Zeit der Kühe im Stall, auf dem Hof und die Namen, die sie bekommen, sind im Fokus der Fragen.

Tanja Maurer aus Kupferzell-Feßbach erklärt den Schülerinnen und Schülern in Kupferzell die Anatomie von Hühnern und zeigt, wie der Stall aufgebaut ist.

Wo kommen eigentlich unsere Frühstückseier her? Einblicke in den Hühnerstall.

Am zweiten Tag des digitalen Schüler-Ausfluges in die Landwirtschaft geht es auf den Hof der Familie Maurer in Kupferzell-Feßbach. Neben Schweinehaltung und Ackerbau gibt es hier ein Eierhäuschen, welches von den 250 Hennen im angrenzenden Stall täglich frisch ‚beliefert‘ wird. Alle Kinder hatten vorbereitend ein rohes Ei in einer Eierverpackung mit in die Schule gebracht. So lernten sie neben der Anatomie des Huhnes, dem Aufbau eines Hühnerstalles – von den Tränken, über die Legenester bis hin zu den Förderbändern für das Futter oder für die gelegten Eier – auch ganz viel über die Kennzeichnung und die Herkunft ihrer Eier. Sie beschäftigten sich mit Fragen wie „Welche Haltungsformen gibt es denn eigentlich?“ genauso wie „Was ist Freilandhaltung im Unterschied zur Bodenhaltung?“ Antworten und Lösungen wurden von den Schülerinnen und Schülern zum Teil selbst erarbeitet. Tanja Maurer sagt:

“Wir beteiligen uns immer gern an den ‚Lernort Bauernhof‘ Veranstaltungen, weil wir Transparenz zu den Verbrauchern herstellen möchten. Wir finden es wichtig, dass die Kinder sehen, wie wir gute Lebensmittel produzieren und das es unseren Tieren gut geht.“

Besonders gefreut hat die ‚Chefin der Hühner‘, dass ganz viele Familien offensichtlich regional einkaufen. „Was man an den jeweiligen Eierverpackungen sehen konnte. Natürlich war es schade, dass von den Kids bei weitem nicht so viel Nähe zu den Tieren hergestellt werden konnte, wie sonst“, schließt sie ab.

Drei Tage ‚Lernort Bauernhof-digital‘ mit viel Herzblut gestaltet.

Zu guter Letzt haben sich die Kids mit Milchprodukten beschäftigt. Sie konnten in einem Schraubverschlussglas selbst Butter schütteln. Sie wurden gefragt, ob es Sinn macht, Milch aus der Region und von der Hohenloher Molkerei zu kaufen.

„Das unterstützt die Landwirtschaft hier bei uns, dann gibt es kurze Transportwege und man braucht weniger CO2“, wissen die Schülerinnen und Schüler schon ganz genau.

Gearbeitet wurde auch zum Themenfeld Hafer. Was unterscheidet ihn von den anderen Getreidesorten? Wie und warum kommt er als Hafer-Drink in den TetraPak im Supermarkt?

„Ganz sicher war der digitale Hofbesuch – auch wenn es wieder einen Online-Veranstaltung war – eine gute Abwechslung für die Fünftklässler“, fasst Andrea Bleher die praxisnahen Lehrtage in der Landwirtschaft zusammen.

Am Ende gab es Schokomilch für alle – von heimischen Kühen und Wiesen. Ganz analog und lecker!     

Quelle: Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V.

Bildquelle: Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V.


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