Diskussion um Weidetierhaltung und Wolfsmanagement flammt erneut auf.
Es ist ein Bild, das Landwirt Hagen Stark nicht so schnell vergessen wird:
Der Bauch seiner Kuh ist aufgerissen, am Rücken finden sich tiefe Kratz- und Bissspuren.
„Eine ganze Keule haben die Wölfe weggefressen“, berichtet Stark sichtlich betroffen über den Angriff, der sich am Sonnabend in den frühen Morgenstunden auf seiner Weide am Ortseingang von Kemnitz ereignet hat.
Die fünf Jahre alte Holstein-Kuh war trächtig, nur drei Wochen vor der Geburt ihres Kalbs – von dem „fast gar nichts mehr übrig“ geblieben ist, so Stark.

Eine von insgesamt 47 Holstein-Kühen der Milchviehherde von Landwirt Stark wurde in der Nacht auf Freitag am Ortseingang von Kemnitz im Landkreis Görlitz (Sachsen) Opfer eines Wolfsangriffs.
Die Herde, bestehend aus sogenannten Trockenstehern – Kühen, die nach ihrer Laktationsphase eine etwa achtwöchige Ruhepause zur Regeneration und Vorbereitung auf die nächste Milchperiode einlegen – weidete auf einer Fläche in unmittelbarer Wohnnähe des Landwirts
„Das ist wie Urlaub für die Tiere“, erklärt Stark, der rund 400 Rinder hält..


⚠️ Herde schon vor Wochen auffällig nervös
Bereits zwei Wochen vor dem Angriff zeigte die Herde ungewöhnliches Verhalten.
„Eines Abends sind die Kühe wie die Verrückten abgehauen“, erinnert sich Stark.
Ein Teil der Tiere sei in den Stall geflüchtet, andere mussten eingefangen werden. Am Zaun fand er eine aufgerissene Stelle, die er reparierte – doch die Tiere seien nur widerwillig zurück auf die Weide gegangen.

Eine Anwohnerin, die regelmäßig morgens mit ihrem Hund vorbeigeht, beobachtete die Unruhe:
„Normalerweise liegen die Kühe ganz entspannt auf dem Gras. Doch an dem Tag liefen sie aufgeregt hin und her.“
Der aktuelle Vorfall bestätigt die wachsenden Sorgen vieler Tierhalter in der Region Görlitz:
„Weidetierhaltung wird zunehmend zum Risiko.„

🕓 Der Angriff zwischen 3 und 6 Uhr
Zwischen 3 und 6 Uhr morgens muss der Angriff passiert sein.
Stark fuhr in dieser Zeit zweimal an der Weide vorbei – beim ersten Mal lebte die Kuh noch, beim zweiten Mal war sie tot.

🔍 Experten bestätigen Wolfsriss
Gegen Mittag traf Herr Nitze vom Sächsischen Wolfsbüro am Fundort ein. Er sicherte Spuren und Genproben, dokumentierte Rissart und Rissumfang, nahm Koordinaten auf und begutachtete die übrigen Tiere der Herde.
„Alles weist eindeutig auf einen Wolf hin“, bestätigte Nitze. Offenbar waren mehrere Tiere an dem Angriff beteiligt.
Das offizielle Protokoll wird nun erstellt, anschließend kann ein Entschädigungsantrag gestellt werden.
Herr Nitze, der als kompetent und hilfsbereit beschrieben wird, bestätigte eine zunehmende Zahl an Wolfsangriffen in Sachsen.
🌿 Weidetierhaltung zwischen Ideal und Realität
Die Weidehaltung gilt als eine der naturnahesten und umweltfreundlichsten Formen der Nutztierhaltung – sie steht für Tierwohl, Biodiversität und nachhaltige Landwirtschaft.
Doch die Realität zeigt, dass steigende Wolfsangriffe diese Form der Haltung immer stärker gefährden.
„Weidetierhaltung ist, wenn auch teuer und aktuell unsicher, die artgerechteste Form der Tierhaltung – aber der ideologisch übertriebene Wolf-Hype macht sie zunehmend unmöglich“, so Landwirt Stark kritisch.

🐺 „Der Wolf ist das bestgeschützte Tier in Deutschland“
Für Stark ist der Vorfall ein Wendepunkt.
„Der Wolf hat doch nichts zu befürchten. Er ist das bestgeschützte Tier in Deutschland“, kritisiert er scharf.
Er ist überzeugt: „Wenn die Politik nichts ändert, wird irgendwann auch mal ein Mensch zum Opfer werden.“
⚖️ Forderung nach Regulierung statt Ideologie
Stark engagiert sich im Verein „Landwirtschaft verbindet Deutschland“, der fordert, den Wolf bundesweit ins Jagdgesetz aufzunehmen.
In Sachsen steht er zwar bereits darin, genießt aber weiterhin einen Sonderstatus.
„Besser wären Jäger statt staatliche Gutachter“, meint Stark.
Das Ziel sei nicht, den Wolf auszurotten, sondern seinen Bestand verantwortungsvoll zu regulieren.
„Wölfe sollen im Einklang mit Mensch, Nutz- und Wildtieren leben können. Aber dafür braucht es ein realistisches Management – keinen Schutz um jeden Preis.“
🌾 Ein Appell an Politik und Gesellschaft
Der Landwirt fordert einen Kompromiss zwischen Artenschutz und Landwirtschaft.
„Es muss endlich ein Miteinander geben. Wir brauchen Lösungen, nicht nur leere Worte. Nach diesem Angriff sollten alle endlich wach werden.“
📈 Hintergrund
Laut den jüngsten Zahlen des Sächsischen Wolfsmonitorings wurden im Freistaat über 50 bestätigte Wolfsrisse auf Nutztiere allein im Jahr 2025 registriert – Tendenz steigend.
Der Landkreis Görlitz zählt dabei zu den Hotspots.
Während Tierhalter schnelle Lösungen fordern, bleibt die Politik bislang zögerlich. Die Diskussion um den Schutzstatus des Wolfes dürfte durch diesen neuen Fall erneut an Schärfe gewinnen.
Quelle: Hagen Stark
Bildquelle: Hagen Stark
Entdecke mehr von Moderner Landwirt
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.