Erst wurde die Anbindehaltung verboten, dann die Gruppenhaltung gefordert. Immer wieder hat Familie Timmermann aus dem Weserbergland daher ihre beiden Sauenställe für 70 und 80 Tiere mitten im Ort umgebaut. Nun haben sie die Sauen aufgrund der schlechten Ferkelpreise im vergangenen Jahr, der beengten Ortslage und der geänderten Nutztierhalterverordnung auf dem Stammbetrieb aufgegeben. „Die Bedingungen in der Schweinehaltung sind unter anderem wegen der fehlenden Planungssicherheit durch die Politik schwierig“, sagt Silke Timmermann resigniert. Sie ist froh, dass ihre Schwiegereltern bereits vor 50 Jahren mit der Vermietung von Zimmern angefangen haben und eine Einkommenskombination aus Landwirtschaft und Tourismus entstanden ist.

„Das fand ich spannend und interessant“, erinnert sich Timmermann. Der Betriebszweig ist peu à peu gewachsen und beinhaltet mittlerweile neun Ferienwohnungen. „Die Einnahmen daraus haben uns bei schlechten Schweinepreisen schon oft geholfen“, erinnert sich die dreifache Mutter. Ihren Kindern – die sich für die Landwirtschaft begeistern – hat sie trotzdem geraten, sich vorerst andere Arbeitsplätze zu suchen. „Die Veränderungen in der Landwirtschaft sind komplex – es ist offen, wie es in zehn Jahren aussehen wird“, sagt sie.

Umso wichtiger ist es für den Hof, dass Standbein der Ferienwohnungen zu stärken. „Ich könnte mir gut vorstellen, den alten Sauenstall als Frühstücksraum umzubauen“, plant Timmermann. Auch für eine Tischtennisplatte, den Kicker und eine Krabbelecke für die kleineren Kinder wäre dort Platz, sowie für eine Anmeldung und einen Hauswirtschaftsraum. Obwohl die Wohnungen mit Küchen ausgestattet sind, ist die Nachfrage da. „Im Urlaub ist es ja auch mal ganz schön, sich bedienen zu lassen“, kann sie ihre Gäste verstehen.

Eine Architektin und ein Maurer sind bereits kontaktiert, nun entscheidet die Kostenschätzung, die Bewilligung des Antrages auf Umnutzung und ob eventuell Geld aus dem Diversifzierungssprogramm der Landesregierung genutzt werden kann, über das Projekt. Erst dann kann damit begonnen werden, die alten Gemäuer vom Schweinegeruch zu befreien, die Güllekanäle zu verfüllen und neue Fenster einzubauen. „Es ist schön, alte Bausubstanz zu erhalten und das kommt bei den Urlaubern auch gut an“, lautet Timmermanns Erfahrung. Die Familie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Gästen die Landwirtschaft zu zeigen und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. „Manche kommen wirklich mit Vorstellungen aus dem Bilderbuch hierher oder konfrontieren uns mit realitätsfernen Sensationen aus dem Fernsehen“, zeigt sich Timmermann erstaunt. Bei einer Feldrundfahrt nimmt sich ihr Ehemann Heinrich Timmermann daher immer viel Zeit für den Austausch. „In der Landwirtschaft hat es immer Veränderungen gegeben“, betont er. Auch wenn das heute bedeutet, dass ein Schweinestall zum Frühstücksraum wird. 

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Bildquelle: Landvolk Niedersachsen


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