Auf der Deutschen Bischofskonferenz in München wurde die Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ vorgestellt.

In dieser wurden unter anderem gefordert:

„In dieser schwierigen Situation müssen Landwirte in Europa und weltweit in die Lage versetzt werden, das ihnen anvertraute Land ‚gemeinwohleffizient‘ zu nutzen

Dazu schrieb der Landwirt und Diakon Jürgen Donhauser einen „offenen Brief“ an Bischof Dr. Georg Bätzing.

An den

Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz

Herrn Bischof Dr. Georg Bätzing,

Hw. Herr Bischof Dr. Georg Bätzing,

als Diakon mit Zivilberuf Landwirt erlaube ich mir Ihnen ein Feedback zur Studie Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ Bd. 23 zu geben, denn mein Telefon und Emailaccount läuft über durch Meldungen und Stellungnahmen entrüsteter Landwirts-Berufskollegen.

In den vergangenen Jahren versuchte ich als „Brückenbauer“ zwischen Kirche und Landwirtschaft zu fungieren und dem allgemeinen Trend der Kirchenkritik entgegen zu treten. In vielen Einzelgesprächen wollte ich die Landwirte davon überzeugen, dass unberechtigte Vorwürfe von Seiten einzelner Personen z.B. auf Katholisch.de oder Misereor nicht die generelle Meinung der katholischen Kirche zur Landwirtschaft seien. Durch die Veröffentlichung der Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ wurde mein Bemühen ad absurdum geführt. In den landwirtschaftlichen Fachzeitschriften, Foren, Zusammenkünften wird diese Studie als direkten Angriff und Diffamierung von Landwirten empfunden. Es gab bereits Aufrufe, nun geschlossen aus der Kirche auszutreten.

Bezeichnend ist, dass sich in der 14-köpfigen Kommission nur ein praktizierender Landwirt befindet, der also wirklich die Vorwürfe aus seiner Arbeit einschätzen könnte. Mit Bio-Landwirt Dr. Felix Prinz zu Löwenstein findet aber leider auch nur eine einseitige Darstellung und Sichtweise statt, die in der Studie auch deutlich zu spüren ist. Die eigentlich erhoffte Beseitigung alter Gräben (Biobauern gegen konventionelle Landwirte) werden durch negative Bewertung der Arbeit von konventioneller Landwirtschaft durch diese Studie neu aufgerissen. Pauschale Vorwürfe in Bezug auf Tierhaltung, Dünger, Pflanzenschutz, Umweltschäden, die schon längst entkräftet wurden, werden aufgewärmt. Es entsteht der Eindruck, als hätte man einfach Anschuldigungen von NGO ungeprüft übernommen ohne die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu berücksichtigen. Alleine die falschen Annahmen zum Thema Flächenkonkurrenz durch Tierfutter ist so offensichtlich falsch, dass es eben nicht die Bezeichnung Studie einer Sachverständigengruppe verdient.

Neben diesen handwerklichen, fachlichen Fehlern wurde auch noch der Eindruck erweckt, die Kirche steht für Enteignung, Verstaatlichung, ja sogar Kommunismus. Folgende Zitate aus der Studie erschrecken die Landwirte:

„Darüber hinaus ermöglicht diese Perspektive auch, unser Verständnis von Freiheits- und Eigentumsrechten angesichts planetarer Belastungsgrenzen zu vertiefen.“

Eigentumsrechte sind damit niemals unbegrenzt, sondern stehen unter dem Vorbehalt, den Eigentumsgebrauch mit dem Grundsatz der universalen Bestimmung der Erdengüter zu vereinbaren.“

„Staatliche Regulierungs- und Förderpolitik sollte sich daher am weiteren Blickwinkel der Gemeinwohl-Effizienz orientieren.“

„Landwirtinnen und Landwirte sind Angehörige eines Berufsstandes, dem wie kein zweiter diese treuhänderische Aufgabe obliegt.“

„….. muss hier im Einzelfall auch das Freiwilligkeitsprinzip der teilnehmenden Landbesitzer in Frage gestellt werden…“

 Für viele Landwirte erscheint die Studie auch mit der Aussage:

Dazu ist es wichtig, das eigene Kirchenland nach dem Kriterium der Gemeinwohlorientierung zu bewirtschaften bzw. zu verpachten,“ als heuchlerisch, denn in der Realität wird in vielen Diözesen das Kirchenland nach Höchstgebot verpachtet ohne die Kriterien zu beachten.

Hw. Herr Bischof Dr. Georg Bätzing,

ich bitte Sie inständig baldmöglichst klärende Stellung zu nehmen zu folgenden Fragen:

  • Steht die Kirche noch für Privateigentum, insbesondere Grund- und Boden der Landwirte, oder tendiert sie zum sozialistischen Grundgedanken des allgemeinen Volkseigentums?
  • Sieht die Kirche nur ein „schwarz-weis“, „konventionell schlecht -bio gut“ in der Landbewirtschaftung? Gibt es noch eine differenzierte Betrachtung abseits des Mainstreams?
  • Welche Aspekte spielt die Ernährungssicherheit und -souveränität für die Kirche?

Mit freundlichen Grüßen

Diakon Jürgen Donhauser

www.juergendonhauser.de

Da die sich die Entrüstung unter den Landwirten immer mehr aufstaut und um dieser Welle entgegen zu wirken und zu signalisieren, dass nicht alle Kleriker stillschweigend diese Studie bejahen, werde ich diesen Brief an Sie als „offenen Brief“ Erstveröffentlichen auf dem Agrar-Blog von Dr. Willi Kremer-Schillings, alias „Bauer Willi“ . Ich hoffe Sie haben Verständnis für mein Vorgehen, um den verärgerten Landwirten weiterhin die Kritik- und Gesprächsbereitschaft der Kirche zu signalisieren.

Quelle: Bauer Willi / Jürgen Donhauser

Bildquelle: Moderner Landwirt-Archiv


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