Die Mutterkuhhaltung gilt als die natürlichste Form der Rinderhaltung. Die Kälber leben bei und mit der Kuh, und in den ersten Lebensmonaten spielt die Muttermilch die größte Rolle. Viele Betriebe haben daher die sogenannte Abkalbesaison, d. h zu dieser Zeit finden die Geburten statt, in die Wintermonate gelegt. Hier können die Tiere gut betreut werden und die erste sensible Zeit im Stall verbringen.

Zum Start der Weidehaltung ab April oder Mai grasen die Jungtiere und die Milch tritt als Nahrungsquelle in den Hintergrund. Diese Haltungsform ermöglicht die Erzeugung von Qualitätsrindfleisch in einer vom Verbraucher gewünschten Tierhaltungsform. Sie fördert die extensive Grünlandnutzung und leistet einen wichtigen Beitrag in der Landschaftspflege. Die Beweidung der Flächen mit Mutterkühen von Frühjahr bis Herbst ist ein aktiver Beitrag zu mehr Artenvielfalt.

Das Staatsgut Pfrentschweiher der Bayerischen Staatsgüter (BaySG) unterhält mit züchterischer Unterstützung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) eine Mutterkuhherde und ermöglicht durch die Beweidung die Offenhaltung der Grünlandflächen im Einzugsgebiet der Pfreimd.

Die Mutterkuh säugt ihr Kalb von der Geburt bis zum Absetzen im Alter von 6 bis 10 Monaten. Die Mutterkuhherde ernährt sich in der Vegetationsperiode vom Aufwuchs der Weide, über die Wintermonate hauptsächlich von Grassilage und Heu. Eine große Rassenvielfalt ermöglicht eine dem Standort angepasste Bewirtschaftung. Ein weiterer Vorteil ist der natürliche Herdenverband: die Kühe leben mit ihren Kälbern in der Regel von Frühjahr bis weit in den Herbst hinein auf der Weide. In der Herde gibt es soziale Strukturen und Hierarchien, in denen die jüngeren Tiere von den älteren lernen.

Für die Umwelt bringt die extensive Weidehaltung viele Vorteile. Die Beweidung trägt dazu bei, den Artenreichtum der Pflanzen und Tiere auf den Wiesen zu erhalten. Wo Mutterkühe grasen, da kommt es zu einer hervorragenden Symbiose von Rindern und anderen Tierarten, die die Flächen nutzen. Der anfallende Dung ist zum Beispiel Lebensraum für Insekten, die wiederum Nahrung für vielerlei Vogelarten sind.

In Mutterkuhbetrieben ist in der Regel der Tierbesatz pro Hektar niedrig, häufig gibt ein größeres Platzangebot für die Tiere und eingestreute Haltungssysteme sind Standard. Die gängigen Verfahren der Mutterkuhhaltung kommen daher den Richtlinien der ökologischen Landwirtschaft oft sehr nahe. In vielen Fällen sind auch die pflanzenbaulichen Herausforderungen für eine an-erkannt ökologische Wirtschaftsweise mit vertretbarem Aufwand zu bewältigen.

Die Fleischrinderzuchtherde am Staatsgut Pfrentschweiher umfasst gut 30 Mutterkühe mit Nachzucht und zwei bis drei Deckbullen. Die Tierhaltung ist durch die vorhandenen Stallsysteme und die Weidehaltung sehr tiergerecht. Die über die Jahrzehnte natürlich hornlos gezüchtete Fleckviehherde besteht ausschließlich aus Reinzuchttieren. Die natürliche Hornlosigkeit wurde in den letzten Jahrzehnten bei vielen Rassen sowohl in der Milchvieh- als auch in der Mutterkuhhaltung züchterisch ausgeweitet. Viele Rinderhalter schätzen – nicht zuletzt aufgrund schmerzhafter Erfahrungen mit Hörnern – die Vorteile, die mit der Hornlosigkeit einhergehen, z.B. eine geringere Verletzungsgefahr für die Tierhalter im Umgang mit den Rindern, aber auch für die Rinder selbst.


Ein besonderes züchterisches Augenmerk wird in der Herde neben der Fleischleistung auf Umgänglichkeit, gute Muttereigenschaften, funktionale Euter und stabile Fundamente gelegt. Die Mutterkuhherde wird vom LfL-Institut für Tierzucht züchterisch betreut und ist dem Fleischrinderverband Bayern angeschlossen.

Weitere Informationen

Quelle: LFL

Bildquelle: LFL


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