Lebensmittelverarbeitenden Betriebe wie z.B. Tönnies machen die folgen des Ukraine-Krieges mit Preissteigerungen zu schaffen. Das dürften bald die Kunden im Supermarkt spüren.
Wir bekamen dazu einen Leserbrief zugesandt:
Liebe Fleisch- und Wurstverarbeiter, als Schweinehalter kann ich eure Not sehr gut verstehen.
Das die Erlöse die Kosten nicht decken, haben wir fast 21 Monate am eigenen Leib erfahren.
Angefangen hat alles mit einer Werksschliessung im Kreis Gütersloh, der zu einem beispiellosen Schweinestau geführt hat, der vielen Bauern die Existenz oder zumindest die Schweinehaltung gekostet hat.
Es kam zu einem Strukturbruch. Gewachsene Strukturen wurden zerstört und müssen sich jetzt neu (er-)finden und einspielen.
Heute gibt es 20 % weniger Schweine am Markt. In 21 Monaten wurde jeder Stein umgedreht, jede Haltung hinterfragt und wenn möglich geändert. Was zu noch weniger Schweinen geführt hat.
Das wolltet ihr doch so, oder?
Im Herbst und Winter wurden wir in Verträge gedrängt, die im Frühjahr einseitig gekündigt wurden, um den Druck zum Wechsel in Haltungsstufe 2 (ITW) zu erzwingen. Das Ganze wurde allerdings nicht mit zusätzlichen Prämien untermauert, sondern mit Hauspreisen und Abzügen vom Basispreis für unwillige.
Zusätzlich wurden die Vorkosten erhöht. Auf jeden Preisanstieg wurde mit Hauspreisen reagiert.
Eine verantwortungsbewusste Partnerschaft sieht anders aus. Das sich der Markt irgendwann dreht, war allen Beteiligten klar. Das es so massiv kommen könnte, eigentlich auch. Aber das der roten Seite nach nicht einmal drei Wochen die Luft ausgeht, hätten wir Bauern nicht für möglich gehalten. Wir müssen diese Situation schon fast zwei Jahre aushalten.
Wo wart ihr, als uns das Wasser bis zum Hals stand?
Der Strukturbruch wurde in den etlichen Gesprächen immer wieder angesprochen. Wie oft haben wir euch gebeten, kostendeckende Preise durchzusetzen? Bekommen haben wir Durchhalteparolen.
Habt ihr wirklich geglaubt, der Strukturbruch macht am Werkstor halt?
Wieso funktioniert das „Hauspreiskartell“ nur nach unten, nicht nach oben?
Die Kostenexplosion durch den Krieg haben in erster Linie die Erzeuger zu tragen. Da die Ukraine nicht als Schweineexportland bekannt ist, wird der Krieg nicht die Hauptursache für das fehlen von Schlachtschweinen sein.
Das ist einzig und allein durch unverantwortliches, kurzsichtiges Handeln des nachgelagerten Bereichs und des LEH entstanden.
Aber für Argumente war keiner zugänglich. Vielleicht kann man in Zukunft über partnerschaftliche Zusammenarbeit reden. Arbeitsgruppen gibt es genug. Vielleicht müssen nicht nur die Bauern ihre „Haltung“ ändern, sondern alle Verantwortlichen bis zum Kunden.
Bis das soweit ist, können wir leider nur mit dem Hut rumgehen und Spenden sammeln für notleidende Fleischfabrikanten, die sich scheinbar verzockt haben.
So bitter wie es ist, aber das Mitleid der Schweinehalter hält sich in Grenzen. Die meiste fühlen sich doch ein wenig verschaukelt.
Lesermeinungen sind die persönliche Meinung der Schreiber und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion.
Bildquelle: ML-Archiv
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