Am 26.11.2019 steuerten fast 10.000 Trecker auf Berlin zu! Um die 40.000 Bauern haben an dem Tag an der Kundgebung vor dem Brandenburger Tor ihren Unmut über Fehlentwicklungen in ihrer Branche gegenüber der Politik zum Ausdruck gebracht. In noch nie da gewesener Form haben Milchviehhalter, Ackerbauern, Schweine- und Geflügelhalter, Obst- und Gemüseanbauer über alle Sparten hinweg, egal ob konventionell oder biologisch wirtschaftend sowie vor- als auch nachgelagerte Bereiche, Zusammenhalt gezeigt und so mehr als eindrucksvoll bewiesen, dass die heimische Landwirtschaft was bewegt und sich auch noch Gehör verschaffen kann. Eine riesige Welle an Begeisterung, Sympathiebekundungen und Verständnis über die mehr als berechtigten Sorgen auf den Betrieben schwappte aus Berlin quer über Deutschland bis in die entlegensten Ecken des Bundesgebiets! Alle Landwirte sowie deren Familien durften sich auf Wolke sieben wähnen und sich auf bessere Zeiten freuen!


Was ist davon heute noch geblieben?

Heute macht sich Ernüchterung, Enttäuschung und Mutlosigkeit breit! Wir mussten schnell einsehen, dass sich ein eingefahrenes System so schnell nicht ändern lässt. Politische Entscheidungen wurden entgegen jeder Fachlichkeit und Logik über unsere Köpfe quasi hinweg entschieden. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen und Auflagen machten es schwierig, unseren Forderungen in Form ähnlicher Aktionen den nötigen Nachdruck zu verleihen. Persönliche Gespräche in kleiner Runde, unzählbare Videokonferenzen waren stattdessen angesagt und sollten dazu dienen, die politischen Entscheidungsträger über kausale Zusammenhänge und Folgewirkungen verschiedenster der Landwirtschaft betreffenden neuer Gesetzesentwürfe aufzuklären. In dieser Zeit konnten Vertreter von LsV Deutschland bei den politischen Entscheidungsträgern sowohl auf Länder- als auch auf Bundesebene sowie bei verschiedensten Institutionen ihre Kompetenzen unter Beweis stellen und sich Vertrauen erarbeiten.

Leider liefen diese Gespräche und Verhandlungen einigen Splittergruppierungen wohl scheinbar zu sehr im Hintergrund und auch nicht schnell genug, so dass ein in Thüringen beheimateter Schäfer sich für den 26. Januar 2021 dazu berufen fühlte, in Berlin eine Mahnwache für die Landwirtschaft zu organisieren. Das Auftreten dieser o.g. Person sowie diverse Aktionen, die mit der Mahnwache in Verbindung standen, der Umgang mit den Medien sowie gewisse Randerscheinungen und mehr als fraglich erscheinende Nebenkriegsschauplätze waren für LsV Deutschland alles andere als zuträglich, um mit der Politik, aber auch mit Medienvertretern in gewohnter Weise weiter im Gespräch bleiben zu können. Durch die Aktionen dieser Person (z.B. das Zurschaustellen des mehr als kläglichen Henkerbanners, der mehr als peinliche Auftritt beim ZDF-Hauptstadtstudio) wurden fälschlicherweise alle Bauern über einen Kamm geschert und quasi in Sippenhaft genommen. Kurzum: Die Aktion in Berlin hat die Landwirtschaft keinen Schritt nach vorn gebracht, das Gegenteil ist hier eher der Fall! Das so einzugestehen, soviel Ehrlichkeit sollte man schon an den Tag legen.

Aber als ob das Ganze um die 80 Tage Mahnwache noch nicht schlimm genug wäre, hat der Organisator der Berliner Mahnwache zum Wochenende am 8. Mai nochmals einen Aufruf gestartet, mit dem nach unserer Auffassung dem Fass den Boden ausgeschlagen worden ist: Nach Bechhofen in Mittelfranken sollten möglichst viele Landwirte mittels einer Sprachnachricht mobilisiert werden: „Wir müssen auch arbeiten! Wir arbeiten am Samstag Politiker kaputtmachen!“ Es handelte sich dabei um den CSU-Abgeordneten Artur Auernhammer, der an dem Tag in seinem Wahlkreis als Bundestagskandidat gewählt werden sollte. Es spielte keine Rolle, dass Herr Auernhammer ein Mann von Fach ist, einer der ganz wenigen Landwirte, die überhaupt noch im Bundestag vertreten sind – er wurde von dem Organisator der Berliner Mahnwache auf das Übelste beschimpft! Das Ganze hat dann schon sehr groteske Formen eingenommen und in der Form wurde auch in aller Deutlichkeit eine Grenze überschritten.

Weil die geplante Demontage dieses Politikers in Bayern starten sollte, fühlte sich zu allem Überfluss auch noch der Vorstand vom bayerischen LsV-Landesverband dazu berufen, zu diesem Spießrutenlauf mit aufzurufen, ja sogar bei der Kundgebung auf der Bühne mitzuwirken, obwohl in einer eigens dafür vom Vorstand LsV-Deutschlands einberufenen Videokonferenz die Devise propagiert wurde, sich an dieser Aktion keineswegs zu beteiligen. Dies wurde aber vom Lsv Bayern-Vorstand offensichtlich ignoriert.
Mehr noch: Der Vorstand von LsV Schleswig-Holstein/Hamburg hat sich in einer Sprachnachricht bei LsV Bayern und LsV Deutschland ausdrücklich für den Aufruf und die Unterstützung der mehr als peinlichen Aktion in Mittelfranken bedankt. Die Position von LsV Deutschland diesbezüglich war mehr als eindeutig und trotzdem wurde diese Falschmeldung über die LsV- Kanäle von Schleswig-Holstein publiziert.

Auch in diesem Fall oder gerade auch weil LsV-Bayern sich an diesem Aufruf beteiligt hat und mit Akteuren vor Ort war, wurde das über Monate erarbeitete Vertrauen zu Politikern teilweise auf ́s Schärfste missbraucht. Auch mittlerweile feste Verbindungen zu Medien drohen auf Eis gelegt zu werden. Über gute Aktionen, wichtige Anliegen und Kernprobleme der Landwirtschaft im Zusammenhang mit LsV wollen einige Medienunternehmen, die die ganze Aktion als sehr befremdlich registriert haben, nicht mehr in dem Umfang wie früher berichten. Die paar wenigen Mitstreiter, die sich für diese Aktion verantwortlich zeichneten, haben der Landwirtschaft in Deutschland einen Bärendienst erwiesen und enorm geschadet!

Mehrere LsV distanzieren sich mit dieser Pressemitteilung in aller Deutlichkeit von den Aktionen rund um den Organisator der Berliner Mahnwache! Die öffentliche Diffamierung eines Politikers in der Form wie sie in Bechhofen stattgefunden hat, verurteilen wir auf ́s Schärfste! Mit dieser Art der Auseinandersetzung können und werden wir uns nie identifizieren und distanzieren uns von dieser Art Umgang mit politischen Vertretern! Wir werden versuchen, mit Herrn Auernhammer schnellstmöglich Kontakt aufzunehmen und ihm unsere Sichtweise darzulegen.

Ganz aktuell nehmen wir mit großer Sorge zur Kenntnis, dass einige LsV-Vertreter aus Baden- Württemberg mit Symbolen aus dem dunkelsten Kapitel Deutschlands gegen die Impfpolitik des Landes es auf die Spitze treiben! Es kann und darf nicht sein, dass wir auf Grund dieser durch nichts zu entschuldigende Leichtfertigkeit unseren Gegnern, aber auch Verhandlungspartnern Angriffspunkte bieten und dadurch unsere Position schwächen oder gar ganz verlieren. Wir distanzieren uns von jeglicher Form des Rechtspopulismus und Rechtsradikalität!

Des Weiteren hoffen wir, möglichst bald wieder durch konstruktive Arbeit und da, wo sie angebracht ist, auch Kritik sowie durch faire Diskussionen verloren gegangenes Vertrauen wieder gutmachen zu können! Dafür stehen wir mit unseren Namen…

Mit freundlichen Grüßen
Die Landesvertreter der Bundesländer

  • Brandenburg
  • Hessen
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Nordrhein-Westfalen
  • Rheinland-Pfalz
  • Saarland

Quelle: Land schafft Verbindung Deutschland

Bildquelle: ML-Archiv


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