Der Almauftrieb in Bayern hat unter den Auflagen der Pandemie ohne große öffentliche Feierlichkeiten begonnen. Die Rinder, Schafe und Ziegen genießen die kräuterreichen Weiden und leisten gleichzeitig einen unverzichtbaren Beitrag für die Pflege dieser abwechslungsreichen Kulturlandschaft in den bayerischen Bergen. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) untersucht die Folgen des Klimawandels für Landwirtschaft und Tierhaltung, er betrifft auch die Grünlandflächen in den Alpen besonders stark. Die fortschreitende Klimaerwärmung verlängert die Vegetationszeit und im gleichen Zeitraum wurden weniger Weidetiere aufgetrieben. Zusammen entstehen so ungleich beweidete Flächen und eine zunehmende Verbuschung ist die Folge, die Almen und Alpen wachsen zu.

Video – Almauftrieb in Ruhpolding – Von den Schwarzachenalmen 776 m auf die Rauschbergalm auf 1500 m

Beträgt der Temperaturanstieg seit dem Referenzzeitraum 1960 – 1991 global etwa 0,8 Grad Celsius, so stieg die Durchschnittstemperatur im Alpenraum um ca. 1,6 Grad an. Ein wesentlicher Grund ist die Fähigkeit des Gesteins, hohe Tagestemperaturen zu speichern und in der Nacht abzugeben. Ein ähnlicher Effekt ist im Sommer in den Städten bekannt. Gleichzeitig sind die Winter um 2 – 3 Wochen kürzer geworden, die Flächen sind erheblich früher schneefrei.

Dieser Temperaturanstieg lässt im Berggebiet das Gras früher wachsen und insgesamt wachsen deutlich mehr Gräser sowie Kräuter auf. Die Kunst der Weidewirtschaft ist es, den Aufwuchs der Weide und die notwendige Futtermenge für die Tiere in Einklang zu bringen. Ziel sind gut ernährte Tiere, die wachsen und gedeihen sowie eine Alm oder Alp, die am Saisonende an allen Stellen abgeweidet ist.

Für die Alm- und Alpweideflächen empfiehlt die LfL das sogenannte „Magische Dreieck der Alm- und Alpbewirtschaftung“. Das magische Dreieck verlangt einen rechtzeitigen Auftrieb der Tiere zu Vegetationsbeginn. Die Tiere fressen im Frühsommer den frischen Aufwuchs gut weg, ohne dass dieser alt und wenig schmackhaft wird. Der zweite Schritt ist eine Anpassung, meist eine Erhöhung der Tierzahlen. Der dritte Schritt ist eine gelenkte Weideführung mit abgetrennten Koppeln. Die Weidetiere werden gezielt auf die richtigen Flächen gelenkt, weil nicht alle Bereiche der Almen und Alpen im gleichen Tempo wachsen. Während des Sommers immer junges, schmackhaftes Gras und Kräuter anzubieten, das ist die Basis für eine erfolgreiche Weidewirtschaft. Mit dem „magischen Dreieck der Alm- und Alpbewirtschaftung“ ist der Erhalt dieser wertvollen Kulturlandschaft in den Bergen gesichert.

Quelle: LFL

Bildquelle: LFL