Niedersachsens Junglandwirte haben unter dem Motto „Weiter denken – Junge Generation braucht Planungssicherheit und Perspektiven“ klare Forderungen an die Politik gerichtet. „Wir wollen den Wandel mitgestalten“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der Junglandwirte Niedersachsen, Anneke Kreißig, vor rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Junglandwirtetag im Stadthaus Burgdorf. Kreißig monierte vor allem die fehlende Umsetzung bereits bestehender Konzepte für die gesellschaftlich geforderte und vom Berufsnachwuchs anerkannte notwendige Transformation der Landwirtschaft.

Vor allem für die Schweinehalter fehlten klare und umsetzbare politische Rahmenbedingungen. Die von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir avisierte verpflichtende, fünfstufige Haltungskennzeichnung ließe verarbeitetes und importiertes Schweinefleisch außer Acht. „Völlig unklar ist Finanzierung. Neben dem Umbau der Ställe müssen auch die laufenden Kosten und fehlende Einnahmen durch geringere Bestandsdichten ausgeglichen werden. Wir fordern von der Politik ein klares Bekenntnis zur Schweinehaltung in Deutschland“, erklärte Kreißig. „Unsere Betriebe brauchen jetzt endlich Klarheit.“

Gerade die jungen Betriebsleiter hätten „viele interessante“ Ideen. „Wenn sich ein Stallumbau in Richtung Haltungsform 3 und 4 rentiert und längerfristige gute Verträge angeboten werden, sind wir die letzten, die zögern“, versicherte die Junglandwirtin. Weil der Fleischkonsum in Deutschland sinkt, unterstützt der Berufsnachwuchs eine Ausstiegs- oder Umstrukturierungsprämie für schweinehaltende Betriebe, wie sie gemeinsam vom niedersächsischen Landvolk und vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) gefordert worden ist. „Auch in diesem Punkt glänzt unsere Regierung durch Tatenlosigkeit. Es scheint gar, als warte man ab, dass die Betriebe von alleine aufgeben“, warnte Kreißig.

Zum Thema Düngung sagte sie: „Unsere Herausforderung für die Zukunft darf nicht die Frage sein, ob und wo neue Rote Gebiete ausgewiesen werden können, sondern wie wir unsere Pflanzen bedarfsgerecht ernähren können. Wir können Dünger zentimetergenau ausbringen, wir nutzen die neuen Technologien wie Stickstoffsensoren, Satellitenbilder, Boden-Potenzial-Karten, teilflächenspezifische Bewirtschaftung und vieles mehr. Doch was bringen uns all diese Technologien, wenn wir die notwendige Versorgung der Pflanzen nicht vornehmen dürfen?“ Gewässer- und Grundwasserschutz sei wichtig. Diesbezügliche Einschränkungen für die Landwirte müssten jedoch verständlich sein und auf wissenschaftlichen Fakten basieren.

„Wir haben das Wissen, die Innovationskraft, den Mut, die Kreativität und die Leidenschaft, nicht an den Herausforderungen zu verzweifeln, sondern Lösungen zu finden“, rief Anneke Kreißig ihren jungen Berufskolleginnen und -kollegen zu.

Prof. Dr. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta nahm Stellung zu der Frage, warum die Agrar- und Ernährungsindustrie vor dem größten Wandel aller Zeiten steht. Er lenkte den Blick auf neue Märkte. Die Markteilnehmer müssten sich mit der Existenz von Laborfleisch arrangieren. Die Geschäftsführerin von „Evergreen Food“ aus Vechta, Cathleeen Cordes, referierte über die „Ernährung der Zukunft: Kultivierung von Mikroalgen“ – eine Chance auch für den landwirtschaftlichen Berufsnachwuchs.

Der Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, Jörn Ehlers, sicherte den Junglandwirten die Unterstützung des Landesbauernverbandes bei den Zielen und Zukunftsaufgaben der jungen Generation zu. Er sprach über die aktuelle Lage für Landwirtinnen und Landwirte vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges. Ehlers begrüßte, dass die Förderung für Junglandwirte im Rahmen der GAP-Reform deutlich angehoben werden soll. In der abschließenden Podiumsdiskussion vertieften die Rednerinnen und Redner gemeinsam mit dem Auditorium die aktuellen Themen. Die Junglandwirte nahmen viele neue Erkenntnisse und Motivation mit auf ihre Betriebe. 

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Bildquelle: Landvolk Niedersachsen


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