Die allerersten Wintergerstenbestände sind bereits geerntet – mit dem allgemeinen Beginn der Ernteperiode rechnen die Pflanzenbaufachleute der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen ab dem Wochenende. Regionale Unterschiede in der Ertragshöhe werden sich in diesem Jahr sicherlich bemerkbar machen, da vor allem auf den leichteren, durch Trockenheit beeinflussten Standorten die Wasserversorgung zum Schluss vielleicht doch nicht ausreichte.

Die seit März vielfach in der Menge nur unterdurchschnittlich gefallenen Niederschläge, vor allem in den östlichen und südlichen Regionen Niedersachsens, wirkten sich in Verbindung mit Temperaturen über 30°C entsprechend auf die Wachstumsbedingungen beim Getreide aus. „Diese Niederschlagsdefizite haben sich auf die Kornfüllung und damit auf die Kornerträge bei der Wintergerste jedoch weniger stark ausgewirkt.“, sagt Carsten Rieckmann, bei der LWK Leiter des Sachgebiets Mähdruschfrüchte.

Auf den Hochertragsstandorten wird mit einer durchschnittlichen Gerstenernte gerechnet, die teilweise sicherlich auch gut ausfallen könnte. Da in diesem Jahr der Abreifeprozess weniger durch die Hitze forciert wurde als im letzten Jahr, ist auch von zufriedenstellenden bis guten Kornqualitäten auszugehen.

Laut aktueller Wetterprognose könnte die Ernte allerdings Mitte kommender Woche durch eine Regenperiode unterbrochen werden. Diese Niederschläge könnten möglicherweise den später abreifenden Getreidearten, wie Weizen, Tritricale und Roggen noch zu Gute kommen, wenn die Bestände trockenheitsbedingt nicht bereits zu weit in ihrer Abreife fortgeschritten sind.

Gravierende Probleme durch einen erhöhten Krankheitsdruck waren in diesem Jahr kaum zu verzeichnen. In der Wintergerste trat mit Beginn der Abreifephase zum Teil ein stärkerer Ramulariabefall auf, der die Abreife möglicherweise noch etwas beschleunigte, da der vitale Blattapparat geschädigt wurde. In den übrigen Wintergetreidearten war neben einer Frühinfektion durch Gelbrost bei einzelnen Sorten lediglich relativ spät noch ein zunehmender Braunrostbefall erkennbar. Die Gefahr des Befalls mit Ährenfusarium wird allgemein als recht gering eingestuft, da die Infektionsbedingungen hierfür im relevanten Zeitraum kaum gegeben waren.

Während der Weizen auf dem Anbauniveau des Vorjahres geblieben ist, verzeichnet vor allem der Raps einen Zuwachs im Anbauumfang, der sicherlich durch die hohen Erzeugerpreise bedingt ist. Die Rapsbestände präsentieren sich bisher recht gut, wobei Ernteprognosen im Raps mit großer Vorsicht zu genießen sind.

Auch beim Sommergetreide gibt es regional einen Zuwachs beim Anbauumfang. Hier gibt es je nach Wasserverfügbarkeit vor und nach der Saat aber sehr große regionale Unterschiede in der Bestandsentwicklung. Besonders in einigen Marschregionen haben starke Niederschläge direkt nach der Saat zu einer Verkrustung der Bodenoberfläche geführt, die die Entwicklung der Pflanzen beeinträchtigte.

Generell stellen die LWK-Pflanzenbaufachleute niedersachsenweit fest, dass sich die Getreidebestände in diesem Jahr dank milderer Temperaturen im Frühjahr zügiger als im Vorjahr entwickeln konnten. Die Ertragsleistung der Bestände wird sicherlich wieder stärker durch die Bodengüte und die Wasserversorgung beeinflusst worden sein; insbesondere in den Beregnungsregionen im nordöstlichen Niedersachsen wurde dank der attraktiven Markpreise für Getreide dieses auch wieder verstärkt beregnet. Dies gilt vor allem auch für die Braugerste, die derzeit sehr hoch dotiert ist und sich damit eine bedarfsgerechte Beregnung in jedem Falle lohnen sollte.

Normale hochsommerliche Witterungsbedingungen vorausgesetzt, werden nach der Wintergerste die übrigen Getreidearten voraussichtlich ab Mitte Juli, schwerpunktmäßig wohl aber erst ab Ende Juli, druschreif sein.

Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Bildquelle: ML-Archiv