Am 02.08.2023 folgten sieben aktive Mitglieder der IG gesunde Gülle der Einladung von Frau Staatsministerin Michaela Kaniber für eine offene Gesprächsrunde im Staatsministerium. Gemeinsam mit den Günzacher Bauern sowie Vertretern von BDM e.V., LVÖ in Bayern e.V., AbL Bayern e.V., LsV-Bayern e.V. und Bayerischem Bauernverband, sind die Praktiker mit Ihren Anliegen, Sorgen und Bedenken bei der bodennahen Ausbringtechnik gehört worden. Die Mandatsträger Eric Beisswenger (CSU) sowie Bernhard Pohl und Dr. Leopold Herz (beide Freie Wähler) begleiteten das Treffen, bei dem es vornehmlich um die Umsetzung praktischer Versuche zur Breitverteilung ging.
Vorausgegangen waren öffentliche Debatten, kritische Berichterstattungen, Positionspapiere, Brandbriefe und Protestaktionen der Bauern mit Güllefässern. Eine stille Protestaktion mit über 50 Güllefässern war dem Ministerpräsidenten beim Besuch der Wieskirche präsentiert worden. Bei einer im Allgäu durchgeführten Podiumsdiskussion waren weit mehr als tausend Bauern gekommen, von denen die Stadt Marktoberdorf leider nur 800 Zutritt gewährte.
Frau Kaniber regte nun den sehr wertvollen Austausch nach einem kurzen Zusammentreffen anlässlich eines Grünlandtags in Ruderatshofen an. Sie setzt sich ausdrücklich für die Bedenken der Bauern ein, bei der es Ihr inzwischen völlig egal ist, wie die NH3-Emission sicher reduziert wird. Hauptsache, die EU-Vorgaben werden eingehalten und ein mögliches Anlastungsverfahren kann abgewendet werden, so Frau Kaniber. Der Weg zum Ziel sollte in alle Richtungen überdacht werden. Eine Hauptforderung der IG gesunde Gülle wird hiermit bestätigt. Dadurch lassen sich nun Maßnahmen in Betracht ziehen, die zu Beginn der NH3-Emission – z.B. Fütterung – relevant sind. Güllezusätze bedürfen weiterhin der Überprüfung in der Praxis.
Die IG gesunde Gülle spricht sich in diesem Zusammenhang weiterhin für den Lösungsweg einer Rottegülle aus, dem Verfahren zur betriebseigenen Aufbereitung des hofeigenen Wirtschaftsdüngers mit Verwendung zur flächigen Blattdüngung. Denn die organische Blattdüngung wurde den Bauern mit Inkrafttreten der Düngeverordnung verboten. Aus unserer Sicht eine Ungleichbehandlung gegenüber rein chemisch-synthetischen Stoffen, welche eine weit höhere CO2-Emission bereits im Herstellungsprozess ausstoßen, als der kostengünstigere Wirtschaftsdünger aus Kot und Harn des Rindes.
Das StMELF stellt mit Empfehlung der Regierungskoalition einen Beitrag von 300.000 € für praxisnahe Versuche mit dem Breitverteiler auf dem Spitalhof bereit. Aus Sicht der IG gesunde Gülle ist die Zusage des StMELF, die Breitverteilung im Versuchsdesign bei Regen und kühlen Temperaturen (Güllewetter) unter Beachtung der Naturgesetze einzubinden, ein erster Erfolg. Hierbei muss die bodennahe Ausbringtechnik die behauptete Emissionsreduktion von mind. 50% ebenso belegen. Die Witterung, Wuchshöhe und unterschiedliche Güllen mit hohe und geringe Ausgasungspotential müssen aus Sicht der IG in die Versuche eingebunden werden. Von Seiten der LfL soll ein neuartiger Messturm die Emissionsmessung möglich machen. Für die bayerischen Bauern, die an den Versuchen mitwirken wollen, werden die Ergebnisse eine neue Richtschnur sein.
Nicht nur die Ministerin, auch die anwesenden Mandatsträger waren sichtlich über die Fachkompetenz der Bauern überrascht. Die Vertreter der Landesanstalt, Herr Präsident Sedlmayer und Frau Vizepräsidentin Dr. Freibauer, konnten den fachlichen Argumenten der IG gesunde Gülle nichts entgegensetzen. Erfreulich ist die Zusage, dass ein von der DLG mit Funktion & Eignung geprüftes NH3-Prüf- Messverfahren der IG in zukünftige Versuche eingebunden wird. Offene Fragen der NH3-Emissionsquellen lassen sich dann bei Gülle mess- und belegbar in Echtzeit ermitteln. Dadurch gewinnt man wertvolle Informationen über zukünftige NH3-senkende Maßnahmen.
Aus Sicht der IG gesunde Gülle ist das Problem der „Güllewürste“ unabhängig von der Frage von NH3-Emissionen schnellstens zu klären. Die Haftungsfragen zur Sicherheit bei Lebensmitteln wie Fleisch und Milch von Rindern sind immer noch unklar. Eine Verpflichtung zur bodennahen Ausbringung von Rindergülle ist mit dem Tierschutz und dem Düngegesetz nicht vereinbar. Daher muss die Verpflichtung zur bodennahen Ausbringung bei Rindergülle ausgesetzt werden. Die Bauern werden weiterhin auf das Problem der Güllewürste und die noch offenen Fragen hinweisen.
Die Praktiker der IG gesunde Gülle sind von der lösungsorientierten Offenheit der Ministerin erfreut. Ein guter und nachhaltiger Lösungsweg scheint in Bayern möglich zu sein. Gerade die „Rottelenkung“ bietet gesamtgesellschaftlich ein Zukunftskonzept, das Klimaschutz und Erhalt der Landwirtschaft vereint. Die Unterstützung des NH3-Prüf- Messverfahrens der IG trägt dazu bei, dass die Lösung im Nachweis der Reduktion von Ammoniak liegt. Alfons Brandl (CSU) und Bernhard Pohl (FW) haben mit dem Blick auf das Wesentliche, die Landwirtschaft in Bayern gestärkt. Der Mut und die Anerkennung durch die Regierung, gemeinsam mit den Bauern Lösungen zu finden, sind Meilensteine einer zukunftsfähigen Agrarpolitik.
Bauern sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung!
Quelle: IG gesunde Gülle
Bildquelle: Moderner Landwirt-Archiv
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