Der Verein zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenbaues e.V und der Bayerische Bauernverband veranstalteten heute am 26.11.2021 im Augustiner Keller in München den 22. Bayerischen Braugerstentag.

Michael Gutmann, Verein z. Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenbaues e.V., München

Der Vorsitzende des Verein zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenbaues e.V Michael Gutmann sagte bei der Eröffnung:

Ein dramatischer Einbruch der Anbaufläche von Sommergerste, verbunden mit einer unterdurchschnittlichen und schwierigen Braugerstenernte die sich aufgrund des regnerischen Augustwetters in einigen Regionen bis Mitte September hinzog, stellte die Branche vor enormen Herausforderungen.

Auf der gesamten Nordhalbkugel ist die Verfügbarkeit von Braugerste angespannt.

Es kann nicht unser Ziel sein Bayerisches Bier mit Gerste aus Argentinien zu brauen. Der hohe Qualitätsanspruch kann langfristig nur gehalten werden wenn das Getreide in unserer Region nach unseren Vorstellungen Produziert wird.

Importe, bei der Kompromisse in der Sortenwahl, Glyphosat-Tests und lange Frachtwege in kauf genommen werden, kann für eine nachhaltige Rohstoffversorgung der Bayerischen Brauwirtschaft nicht die Lösung sein. Zudem sind weite Vertriebswege mit einer hohen CO2-Emissionen verbunden. Es sollen nicht nur die Kompensation von CO2 honoriert werden sondern auch die vorbeugenden Maßnahmen bei der wenig CO2 produziert wird. Und das ist auf heimischen Äckern gewährleistet.

Braugerste braucht wieder ein positives Image bei den Landwirten!

Es müssen die Vorzüge des Anbaues von Braugerste in den Klimatischen- und Politischen Veränderungen der Rahmenbedingungen herausgestellt werden.

Sommergerste ist wichtig in der mehrgliedrigen Fruchtfolge. Sie ermöglicht einen Zwischenfruchtanbau als Gründüngung und bittet erweiterte Möglichkeiten bei der Unkrautbekämpfung.

Durch den Wechsel Sommerung/Winterung entstehen Anbaupausen die zur Unkrautbekämpfung, Zwischenfruchtanbau und für eine angepasste Bodenbearbeitung genutzt werden können.

Vor allem die natürliche Ackerfuchsschwanzbekämpfung, wird viele Landwirte dazu bewegen, Sommerungen in die Fruchtfolge einzugliedern. Die kurze Vegetationszeit der Braugerste ermöglicht eine hohe Flexibilität in der Flächennutzung.

Die Sommergerste entzerrt Arbeitsspitzen bei der Aussaat und der Ernte. Die oft sehr frühe Aussaat und auch die frühe Ernte im Anschluss an die Winterungen passt sich optimal in die Arbeitsplanung landwirtschaftlicher Betriebe ein.

Die schnellwachsende Sommergerste benötigt auch weniger Pflanzenschutz gegen Krankheiten und Schädlinge als Winterungen. Aus diesem Grund wird Sommergerste auch als Low-Input-Getreide mit geringen Anforderung und geringer Umweltbelastung eingestuft.

Braugerste ist relativ genügsam und eignet sich deshalb auch auf schwächeren Standorten. Aber auch auf guten Böden ist die Braugerste bei entsprechender Bestandsführung ein Garant für gute Qualitäten und hohe Erträge.

Die Sommergerste braucht weniger N-Dünger, Mälzer und Brauer verlangen einen niedrigen Eiweißgehalt zwischen 10-12 % für die Braugerste. Der geringe Düngeraufwand hierzu ist vorteilhaft für die Vorgaben der Düngeverordnung und schont das Grundwasser. Unter Berücksichtigung des N-min Gehalts der Böden zur Aussaat ist oft nur eine geringe Stickstoffgabe im Vergleich zu anderen Marktfrüchten notwendig.

Bayerischer Hopfen und bayerische Gerste für Bayerisches Bier – was kann die LfL als Impulsgeber für die Landwirtschaft leisten?

Diese Frage beantwortete Stephan Sedlmayer, der Präsident der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Die LfL forscht an mehreren Stellen, für eine zukunftsorientierte Sommergerste. Angefangen bei der Gerstenzüchtung von Dr. Markus Herz IPZ2b (ca. 15 Mitarbeiter) über die Genomforschung (ca. 8 Mitarbeitern) bis hin zum Malzlabor (5 Mitarbeitern).

Besondere Technik in der LfL für die Sommergerstenzüchtung:

  • Rollgewächshaus
  • Moving Fields (automatische Phänotypisierungsanlage)

In den letzten 10 Jahren wurden über 20 Forschungsprojekte (mit ca. 3 Mitarbeitern) durchgeführt. Zusammengerechnet wurden dabei rund 12 Millionen Euro an Forschungsmittel in der LfL für Arbeiten an der Sommergerste aufgewendet.

Die LfL ist nicht nur in der Züchtung und dem Sortenwesen, sondern auch im Pflanzenschutz intensiv für die Sommergerste beschäftigt.

Die Sommergerste hat ein hohes Potential, das aber leider auf dem Markt nicht ankommt. Deshalb ist es fraglich ob die Forschung in diesem Gebiet in Zukunft überhaut noch gebraucht wird. Wenn die Sommergerste auf deutschen Feldern noch rückläufiger wird, wird die Forschung hier auch mehrere Schritte zurück gehen.

Bayerische-Sorten haben einen hohen Anteil an der Anbaufläche in Bayern. Die größte Anbaufläche hat die Sorte Accordine von Ackermann.

Die aktuelle Entwicklung bei der Erzeugung und Qualität der Braugerste

Die Anbaufläche der Sommergerste steht in Konkurrenz mit Mais, Winterweizen und Dinkel. Wegen der Förderungen der einheimischen Eiweißproduktion, nimmt auch die Anbaufläche der Sojabohnen und im kleineren Umfang auch der Lupine kontinuierlich zu.

Die Sieger der Braugerstenwettbewerbe in Oberbayern wurden geehrt.

  • Andreas Stadler – Kirchweidach
  • Peter Käs – Graben
  • Josef Brandmair – Hirtlbach
  • Martin Stockmayr – Baldham
  • Josef Lochner – Finsing
  • Steber GbR – Maisach
  • Jakob Bösl – Titting
  • Rupert Paulus – Riedenburg
  • Reinhard Mundigl – Bodenkirchen
  • Alfons Messner – Putzbrunn
  • Marina Brunnhuber – Vohburg-Irsching
  • Jakob Edlhuber – Neufahrn (FS)
  • BayWa Agrar – Moosburg

Glückwunsch an die geehrten Landwirte, für die ausgezeichnete Qualität der Braugerste!

Wie wir Bier nachhaltig machen

Die Frage „Wie wir Bier nachhaltig machen“ beantworteten Dr. Alex Kölle und Christian Holländer, die Live aus dem Zentrum für nachhaltige Unternehmensführung in Witten zugeschaltet wurden.

Das Schlusswort durfte der BBV-Bezirkspräsident in Oberbayern Ralf Huber halten. Der Bauernverband und der Verein zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenbaues haben die selben Interessen. Es ist wichtig die Braugerste „nach vorne zu bringen“, die Züchtung muss erhalten werden und weiter voranschreiten.

Und das allerwichtigste, die Braugerste muss wieder besser bezahlt werden! Dann gibt es auch genügend einheimische Ware.

Quelle: ML

Bildquelle: ML


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