Einen Bauernhof, der mit der Aufzucht und dem Verkauf von Schweinen, Hühnern und Kühen sein Geld verdient, gibt es in Niedersachsen kaum noch.

Die meisten Landwirte haben sich auf die Haltung einer Tierart spezialisiert, um den weltweit höchsten Anforderungen gerecht zu werden. Für viele Bauern waren die gesetzlichen Vorgaben und Standards zum Beispiel die strengen Vorschriften der neuen Düngeverordnung, das Verbot der betäubungslosen Kastration und der Verzicht des Kupierens von Ringelschwänzen beim Schwein sowie die Auflagen zur Haltung von Sauen in Kastenständen, jedoch auch ein Grund ihre Tierhaltung aufzugeben. Vor allem in den vergangenen drei Jahren beschleunigte sich dieser Trend, schreibt der Landvolk-Pressedienst.

„Ehe sie bei unsicherer Marktlage ihre Ställe mit hohen Investitionssummen umbauen oder erneuern, wählen sie lieber den Ausstieg, zumal für Baugenehmigungen meist große Hürden zu bewältigen sind“, sagt Landvolk-Vizepräsident Manfred Tannen, der seine Sauenhaltung selbst erst vor einigen Jahren aufgegeben hat.

Er und seine Berufskollegen vermissen klare, verlässliche Aussagen, wie sie sich den Herausforderungen der Zukunft stellen können.

Der Strukturwandel macht sich auch in den aktuellen Zahlen des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) bemerkbar. Nach den Ergebnissen der Landwirtschaftszählung 2020, hielten im Jahr 2020 in Niedersachsen von allen 35.348 landwirtschaftlichen Betrieben nur noch 25.431 Betriebe (71,9 Prozent) Vieh. Damit sank die Zahl der viehhaltenden Betriebe in den vergangenen zehn Jahren um 22,3 Prozent.

Besonders bei den Milchviehbetrieben zeigt sich ein deutlicher Strukturwandel hin zu weniger, aber größeren Höfen. Die Zahl der milchkuhhaltenden Betriebe sank in den vergangenen zehn Jahren um 41,8 Prozent. Zum Stichtag 1. März 2020 gab es in Niedersachsen 7.658 Betriebe mit rund 804.130 Milchkühen. Wurden im Jahr 2010 noch durchschnittlich 58 Milchkühe je Bauernhof gehalten, stieg die Zahl im Jahr 2020 auf 105 Milchkühe je Betrieb. Bundesweit lag die Zahl bei durchschnittlich 72 Milchkühen je Hof. Gleichzeitig stellte die Rinderhaltung den größten Anteil an allen viehhaltenden Betrieben mit 15.664 Bauernhöfen und einem Anteil von knapp 61,6 Prozent. Ihre Zahl sank in den vergangenen zehn Jahren jedoch um 25,7 Prozent. Insgesamt wurden in Niedersachsen im Jahr 2020 rund 2,4 Mio. Rinder gehalten.

Noch stärker als die der Zahl der Milchviehhalter reduzierte sich im Zehnjahreszeitraum die Zahl der Schweinehalter. 2020 hielten 6.203 Betriebe in Niedersachsen knapp 8,6 Mio. Schweine. Im Jahr 2010 wirtschafteten noch 10.990 Betriebe mit rund 8,4 Mio. Schweinen. Innerhalb von zehn Jahren reduzierte sich die Zahl der Betriebe somit um 43,6 Prozent. Allerdings stieg der Tierbestand in diesem Zeitraum um 1,7 Prozent. Die durchschnittliche Zahl der Tiere pro Bauernhof erhöhte sich somit von 767 auf 1.382. Zum Vergleich, bundesweit wurden zum Stichtag 1. März 2020 rund 826 Schweine je Betrieb gehalten.

„Den Spagat zwischen Marktdruck durch immer weiter liberalisierte Weltmärkte und inländischer Standarderhöhung durch Tierschutz- und Umweltauflagen können wir Landwirte vielfach nur durch Effizienzvorteile größerer Einheiten begegnen“, verdeutlicht Tannen. Immer mehr Tierhalter würden aber auch aufgrund der immens gestiegenen Baukosten und der fehlenden Planungssicherheit aussteigen. Die daraus folgende, fehlende Wertschöpfung für die Regionen, auch im vor- und nachgelagerten Bereich, werde politisch deutlich unterschätzt.

Bei der Hühnerhaltung zeichnet sich auch in Niedersachsen ein Trend zur Freilandhaltung und zur Haltung in ökologischer Erzeugung ab. Insgesamt stieg dadurch die Zahl der Betriebe seit dem Jahr 2016, trotz sinkender Bestandszahlen an. Zum 1. März 2016 hielten in Niedersachsen 5.183 Betriebe rund 85,7 Mio. Hühner, im Jahr 2020 waren es 5.881 Betriebe mit einem Bestand von rund 80 Mio. Hühnern. Rund 83,6 Prozent (4.914) dieser Betriebe hatten sich auf Legehennenhaltung spezialisiert. Sie hielten rund 22 Mio. Legehennen. Die Anzahl an Legehennen pro Betrieb sank im Vergleich der Jahre 2016 und 2020 von 4.680 auf 4.475 Tiere. Vergleichsweise konstant blieb die niedersächsische Verbindung zu Einhufern, dazu zählen allen voran Pferde aber beispielsweise auch Ponys, Esel und Maultiere. Zum 1. März 2020 hielten 6.862 Bauernhöfe 69.427 dieser Tiere. Vor zehn Jahre waren sowohl die Zahl der Betriebe als auch die Zahl der gehaltenen Einhufer ähnlich groß gewesen, damals gab es 6.958 Betriebe mit 70.811 Tieren. 

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Bildquelle: Landvolk Niedersachsen


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