Gastbeitrag von Anja Eckmüller:

Da der derzeitige Vegan Hype schon seltsam anmutende und zum Teil sehr schrille Töne annimmt, die Laune der Regierung und Klimaaktivisten, welche die Tierhaltung ad hoc drastisch reduzieren wollen, hat mich die Frage umgetrieben „Was ist essbar auf der Wiese und werde ich satt davon?“

Eines vorweg: Jeder soll das Essen was er möchte. Dies ist lediglich eine kritische Betrachtung „was würden wir machen mit dem Land“ und „könnte ich davon satt werden“ und wenn ja, wie lange oder wie oft. (oder wie viele Menschen)

Im Voralpenland bei uns in Bayern gibt es sehr viel Grünland. Grünland ist kein Ackerland und wird auch per Gesetz nie welches werden. Denn Grünland ist schützenswertes Gut. (Nachzulesen bei UBA oder in den EU Gesetzen: bsp. L0028 oder L0030 … FFH Richtlinie u.v.m.)

Auf Grünland blühen Blumen und Kräuter. Allerdings auch nur wenn es „gepflegt“ wird. D.h. entweder gemäht oder beweidet. Ansonsten würden hier sehr schnell Büsche wachsen und auf Sicht gesehen, wird das Gelände verbuschen und später verwalden.

Also schauen wir als erstes was es auf der Wiese zu Essen gibt.

Und hier Wiese 2) bei der ich weiß, da finde ich nur sehr wenig, für den Menschen genießbares.

Dies ist das Gänseblümchen, der Sauerampfer, der Spitzwegerich und das Wiesenschaumkraut.

Vom Wiesenschaumkraut können nur die Blüten genossen werden oder wenn die Pflanzen noch ganz jung sind. Dann schmecken sie leicht Kresse artig und können mit in den Salat gegeben werden.

Der Sauerampfer hat hohes Verwechslungspotential mit anderen Ampfer Arten. Ab ca. Mitte Juni, wenn die Blätter beginnen sich leicht rot zu färben, wird vom Verzehr abgeraten.  

Am Rand der Wiese 1) Bärlauch und Scharbockskraut. Der Bärlauch ist sehr beliebt, da er Knoblauchartig schmeckt und gerne zu Pesto verarbeitet wird.

Das Scharbockskraut, das durchaus auch Verwechslungspotential hat zu giftigen Kollegen, schmeckt leicht herb mit scharfem Unterton. Hier sollte man die jungen Blätter ernten, bevor die Blüten kommen. Man kann man sie als kleine Beigabe zu Salaten oder Quark nehmen.

Das Labkraut (die Klette) und der Wiesenkerbel, fühlen sich auch in der Nähe von Bärlauch wohl. Schöllkraut kann man nicht essen – giftig – aber gut zu wissen was es ist.

Der Wiesenkerbel hat einen etwas herberen Geschmack als der echte Kerbel, mit einem leichten Aroma von Möhren. Daran lässt er sich auch gut erkennen. Zum Würzen, von Saltaten, Quark oder Wildkräutersuppen kann beides gut verwendet werden. Junge Wiesenkerbelblätter wurden früher übrigens auch gerne einmal zu einem Wildgemüse gekocht.

Vorsicht ist trotzdem geboten, da der Wiesenkerbel mit dem sehr giftigen gefleckten Schierling oder dem betäubenden Heckenkälberkropf verwechselt werden kann.

Wir sehen schon – ganz so einfach ist das nicht.

Der Wiesenbärenklau kann gegessen werden, jedoch NICHT der Riesenbärenklau.

Wiesenkerbel ist auch auf diesem Bild sehr schön zu sehen.

Als Pionierpflanze bevorzugt er frische, sehr nährstoffreiche, insbesondere ammoniakalische, milde, humose, sandige oder reine Ton- oder Lehmböden. Nach Ellenberg ist er eine Lichtpflanze mit ozeanischer Verbreitung, ein Frischezeiger, an übermäßig stickstoffreichen Standorten wachsend. (Gut zu wissen 😉 denn dann wissen wir, dort wird die Wiese regelmäßig beweidet – und es besteht Betretungsgefahr, wenn Rinder darauf stehen.)

Als junge Pflanze kann der gute Heinrich als Spinat verwendet werden. Ältere Blätter werden eher bitter. Die ca. 12cm langen Trieben kann man wie Spargel zubereiten.

Auf dem Balkan stellt man aus den zerstoßenen Rhizomen ein wie Erdnussbutter schmeckendes Konfekt her. Die Blüten kann man ähnlich wie Brokkoli dünsten.

Die gemahlenen Samen können als Mehlzusatz, beispielsweise zum Brotbacken, dienen. Es wird empfohlen, sie vor dem Verzehr über Nacht einzuweichen und gründlich abzuspülen, um die Saponine zu entfernen.

Ein ganz nettes Rezept zum Guten Heinrich ist das hier:

Giersch – Gras – Wiesenkerbel

Der Giersch, als Limonade sehr fein. Als Salat und Aufstrich und vieles mehr. Wer ihn im Garten hat, sollte Ihn nutzen.

Die Weiße Taubnessel wächst am Weg- und Wiesenrand sowie in Gräben, Hecken und auf Schuttplätzen und der Löwenzahn – hier sind die Blätter durchaus leckerer Salat und die Blüten der „Pusteblumen“ sind auch sehr farbenfroh und gutes Bienenfutter. Ca. 100000 Blüten muss ein Bienenvolk für 1kg Honig anfliegen.

Er kann mit dem Gewöhnlichen Ferkelkraut verwechselt werden, was allerdings ungefährlich ist, da beides genießbar ist.

Die gelben Blüten eignen sich zur Herstellung eines wohlschmeckenden, honigähnlichen Sirups oder Gelees (französisch cramaillotte, mit Orange, Zitrone und Zucker) als Brotaufstrich. Die jungen, nur leicht bitter schmeckenden Blätter können als Löwenzahnsalat verarbeitet werden (Österreich: „Röhrlsalat“). Die Wurzel kann ebenfalls als Salat verarbeitet oder gekocht werden.

Aus der getrockneten und gerösteten Wurzel der Pflanze wurde in den Nachkriegsjahren ein Ersatzkaffee hergestellt (Zichorienwurzelersatz).

Das Veilchen als Salatbeigabe auch sehr lecker, trifft nicht jeden Geschmack, allerdings auch schön anzusehen als Farbklecks im Grünen Essen.

Früher wurde das Veilchen gerne zum Parfümieren oder aber auch für das ursprüngliche Birne-Helene-Rezept verwendet. Auch mit Veilchen aromatisierter Likör war sehr beliebt. Er hieß „Creme de Violette“

Der Himmelsschlüssel – Die Echte Schlüsselblume

Essbar ist sie, diese schöne Blume. Jedoch, Vom Sammeln der Pflanze sollte man absehen, da sie regional gefährdet ist und beispielsweise nach der deutschen Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt ist. Dh. Es kann je nach Region auch Strafe drohen, wenn Sie gepflückt wird.

Labkraut und Wegerich

Labkraut kann als Labferment verwendet werden, genauso wie als Salatbeigabe oder Färbemittel.

Der Spitzwegerich auf unserem Bild ist lecker im Salat, kann zerstoßen für Bienenstiche oder offene Stellen als entzündungslindernde Auflage genutzt werden. Sobald er blüht, können die Blüten ebenfalls gegessen werden. Sie schmecken leicht nach Champignon.

Die Blüten des Günsel können Salat verzieren, sollten jedoch nur in Maßen genossen werden, da er als Heilpflanze gilt. Ein Aufguss aus den getrockneten Blüten kann gegen Rheuma, Magengeschwüre und Durchfall helfen, äußerlich angewandt gegen Hautentzündungen.

Brennnessel

Ein starker Brennnesselwuchs gilt allgemein als Zeiger für einen stickstoffreichen Boden und bildet sich oft als Ruderalpflanze (https://de.wikipedia.org/wiki/Ruderalvegetation) auf früher besiedelten Stellen aus.

Die Brennnessel kann gut als Suppe oder mit Teig gebackene Chips gegessen werden.

Rezepte und Beratung in Sachen Kräuter könnt Ihr bei Gisela Hafemeyer bekommen, die so freundlich war für meine Exkursion den Guide zu machen https://kraeuterstadl.de/

Und dank Ihrer Freundin Leopoldine habe ich auch noch herausgefunden, dass manches Graß für uns Menschen essbar ist.

So ist mein Fazit:

Wir können einiges von der Wiese essen, doch muss diese tatsächlich gedüngt (mit organischem Naturdünger) sein, da sonst wie bei Wiese 2 nicht allzu viel wächst. Dh. Die Artenvielfalt (Pflanze und Insekten) ist abhängig von der Nährstoffzufuhr.

Satt werden wir nur wenn wir noch andere Lebensmittel wie zb. Quark, Butter und Brot dazu geben oder gut zwei große Einkaufskörbe voll an Pflanzen vertilgen.

Ergo ist das Rind/ die Kuh ein wertvoller Bestandteil in unserem Ernährungskreislauf, ohne es zwangsläufig essen zu müssen.

Vielen Dank an Gisela und Leopoldine für die tatkräftige Unterstützung.

Quelle: Anja Eckmüller

Bildquelle: Anja Eckmüller


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