Verschimmelte Holzpolter am Wegesrand? Dem Spaziergänger im Solling schlägt ein modriger Geruch in die Nase, und der Anblick der mit Schimmel überzogenen Holzstämme sorgt für Unverständnis.

„Das ist wie ein Edelschimmel beim Brie-Käse und tut der Qualität keinen Abbruch. Im Inneren sind die Stämme super. Nach dem Sturm Friederike im Januar 2018 haben wir frisches Holz, normaler Güte, luftdicht in Folie abgepackt, um es so frisch zu halten und das Preistief am Markt zu überbrücken“, erklärt Betriebsdezernent Dr. Johannes Wobst vom Forstamt Dassel gegenüber dem Landvolk-Pressedienst.

Millionen Kubikmeter (m3) Holz fielen nach den Stürmen, der Trockenheit und der Borkenkäferplage in den vergangenen Jahren an, überschwemmten den Markt und sorgten dafür, dass die Preise bis unter die Aufarbeitungskosten fielen. Allein das Forstamt Dassel verzeichnete im Solling in den vergangenen drei Jahren rund 440.000 m3 Schadholz und suchte mit der Konservierung einen Weg aus dem Dilemma.

„Binnen weniger Tage nach dem luftdichten Verpacken des frisch aufgesetzten Holzes kommt es zum vollständigen Verzehr des enthaltenen Sauerstoffs in den Folien, wodurch sämtliche Zersetzungs- und Fäulnisprozesse zum Stillstand kommen. Lediglich einige Pilze legen einen dünnen weißlichen Überzug über die Oberfläche des Holzes. Doch durch mechanische Beschädigungen durch Wind, Mäuse, Vögel, Marder oder auch nur herabfallende Äste kommt es immer wieder zu kleinen Beschädigungen“, sagt Wobst.

Daher muss bei den 32 Poltern mit insgesamt 10.000 Festmetern alle zwei Wochen der Sauerstoff- und CO²-Gehalt geprüft werden, um festzustellen, ob durch die Beschädigungen Sauerstoff durch die Folien gelangt.

„Nach erfolgreicher Reparatur fällt der Sauerstoffgehalt dann sehr schnell wieder ab und die Holzqualität kann so weiterhin gesichert werden.“, führt der Betriebsdezernent aus.

Doch bei manchen Poltern konnte die Ursache für den Sauerstoffeintritt nicht gefunden oder größere Schäden nicht mehr repariert werden.

„Solche Polter müssen dann schnell abgedeckt und in den Verkauf gebracht werden. Würde man sie unter der Folie belassen, würde das hochwertige Sägeholz bei steigenden Temperaturen und hoher Luftfeuchte binnen weniger Wochen durch fortschreitende Holzzersetzung bis hin zum nicht mehr sägefähigen Industrieholz entwerten“, beschreibt Wobst die Gratwanderung, die das Konservieren mit sich bringt.

Um die Qualität der Stämme beim Verkauf zu prüfen, werden einige von ihnen vor Ort angeschnitten. Es hat sich herausgestellt, dass Polter, die nur über den Winter höhere Sauerstoffgehalte aufwiesen, weiter gut sägefähig geblieben sind.

Insgesamt sei man mit dem Versuch aus zwei Gründen zufrieden: Zum einen sei es gelungen, zumindest einen Teil des Schadholzes aus der Phase des Preisverfalls in Zeiten höherer Nachfrage hinüberzuretten und einen angemessenen Preis zu erzielen. Zum anderen habe das Konservieren des Holzes den Vorteil, dass man jetzt bei steigender Nachfrage und steigenden Preisen genügend Holz im Angebot habe, ohne die durch die Kalamitäten deutlich reduzierten stehenden Vorräte nutzen zu müssen.

So könne sich der Vorrat und auch der Wald etwas vom Borkenkäfer erholen“ untermauert Wobst das aufwendige Kontroll- und Reparaturprozedere.

Zudem haben die niedersächsischen Landesforsten mit dem eingelagerten Holz anderen Waldbesitzern, insbesondere dem Privat- und Betreuungswald, die Chance geboten, ihr Kalamitätsholz zeitnah zu vermarkten.

„Nach unseren enormen Schäden mit 250.000 m3 im Jahr 2018, 130.000 m3 im Jahr 2019 und 60.000 m3 im vergangenen Jahr haben wir dieses Jahr noch so gut wie kein Schadholz ernten müssen“, zeigt sich Wobst zuversichtlich. „Zwar beginnt der Ausflug der Käfer jetzt erst und es zeigen sich natürlich auch bei uns vereinzelt Käferbäume. Auch an den aufgestellten Käferfallen, den sogenannten Trinets, finden sich Anzeichen einer bevorstehenden Flug- und Befallsphase, doch rechnen wir damit, den Schadholzanfall weiter reduzieren zu können, zumindest bei uns im Solling.“

Doch das gelingt nur, wenn Landesforsten und Waldbesitzer rechtzeitig mit der Bekämpfung anfangen.

„Die Überwachung läuft auf Hochtouren. Unsere Claimer geben laufend Lagebericht und gucken nach frischem, am Stamm herabrieselnden Bohrmehl und Harztrichtern am Stamm und Kronenansatz, den typischen Anzeichen für Borkenkäferbefall“, berichtet Wobst und zeigt auf, dass die digitale Erfassung kranker Bäume mittels GPS hilfreich und bei der Bekämpfung des Borkenkäfers inzwischen unabdingbar ist. „Befallene Bäume müssen aufgearbeitet und an den Weg gerückt sein, um dort mit Pflanzenschutzmitteln behandelt zu werden.

Der Einsatz dieser Mittel ist aber die ultima ratio, wenn das befallene Holz nicht rechtzeitig vor dem Ausflug der fertigen Brut aus dem Wald abgefahren werden kann.

Dass dieses Vorgehen Früchte trägt, kann man bei uns gut sehen“, erklärt der Forstexperte.

Die Bekämpfung der Schädlinge hat darüber hinaus den Zweck, mehr Zeit für den klimastabilen Waldumbau im Solling zu bekommen und großflächige Freilagen durch Käferfraß zu vermeiden, ein Umbau solle möglichst unter den vorhandenen Altbäumen erfolgen und nicht auf der Kahlfläche.

„Insgesamt wird der Solling bunter werden, denn wir werden nicht mehr nur die Baumarten haben, wie sie jetzt vorrangig zu sehen sind, sondern das Baumartenspektrum wird erweitert und es werden kleinflächig auch Initialen anderer Baumarten angepflanzt werden“, sagt Wobst abschließend. 

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Bildquelle: Landvolk Niedersachsen


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