Im Vergleich zu anderen Sparten bleibt der Milchmarkt von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine bisher weitgehend unberührt. Der – gemessen an den Vorjahren – gute Milchpreis mit mehr als 42 Cent pro Liter ist jedoch längst nicht ausreichend. Zu dieser Einschätzung kommt der Fachausschuss Milch des Landvolks Niedersachsen. „Uns laufen die Kosten für Dünge- und Futtermittel davon“, warnt Ausschussvorsitzender Manfred Tannen, Vizepräsident des Landesbauerverbandes und selbst Milchviehhalter.
Bislang war die Ukraine hinsichtlich der Milchprodukte ein kleinerer Handelspartner für Europa. Als fünftgrößter Markt für Käse in der EU, lag der Marktanteil der Ausfuhren der EU lediglich bei knapp vier Prozent. „Dieser Handel dürfte bei den derzeitigen Kampfhandlungen zum Erliegen kommen“, so Tannen. „Durch die Aufnahme von Geflüchteten im Umfang von voraussichtlich mehreren Millionen Menschen entsteht gleichzeitig ein deutlicher Mehrbedarf innerhalb der EU – auch an weiteren Milchprodukten.“ Auch weil viele Länder bereits vor Jahren aufgrund eines Embargos den Milchexport an Russland gestoppt hätten, würden die jetzigen Auswirkungen auf den globalen Milchmarkt als gering eingeschätzt. „Die Preise für Milch und Milchprodukte bleiben vorerst auf einem festen Niveau“, erklärt Nora Lahmann, Marktreferentin für Milch beim Landvolk Niedersachsen.
Es gibt aber für die Höfe und auch die Abnehmer sowie die verarbeitenden Betriebe zahlreiche indirekte Folgen. Die durch die Verknappung massiv steigenden Gaspreise belasten zusätzlich die ohnehin eingeschränkte Düngerproduktion und auch die Herstellung von Verpackungsmaterialien. Hohe Preise wirken sich auch auf die Logistik aus. Die Milchmengen sind weiterhin begrenzt; es gibt weiterhin stabile, steigende Tendenzen bei Molkerei-Auszahlungspreisen. Für Niedersachsens Milcherzeuger stehen die Preise jedoch deutlich erhöhten Produktionskosten gegenüber. Laut jüngsten Berechnungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen müssten die Preise zehn bis 15 Cent über dem aktuellen Niveau sein, allein um die Kosten zu decken.
Angesichts des Krieges in der Ukraine ist nicht absehbar, wie stark die Betriebsmittelkosten steigen und wie sich die Auszahlungspreise entwickeln werden. „Eine ausreichende Liquidität auf unseren Betrieben ist jetzt wichtiger denn je, auch um zu Beginn der Vegetation die Grundlagen für eine gute Futterqualität zu legen. Bei diesen Düngemittelpreisen ist allein das eine große Herausforderung“, gibt Tannen zu bedenken. „Das Privileg des Hohen Selbstversorgungsgrad könnte in Gefahr geraten.“
Quelle: Landvolk Niedersachsen
Bildquelle: Landvolk Niedersachsen
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