Gastartikel von Bauer Willi:

In den letzten 24 Stunden habe ich unzählige Informationen und Meinungsäußerungen in den Sozialen Medien und anderswo gelesen. Ich habe festgestellt, dass sich sowohl die FDP als auch die Grünen offensichtlich gerade in der Opposition befinden. Sie erklären sich aktuell gegenseitig, dass der jeweils andere für die Pläne, die Landwirtschaft mit 1 Milliarde Steuererhöhung zu belasten, die Verantwortung trägt.

Der sogenannte Bundeskanzler Olaf Scholz (Jurist, SPD) äußert sich nicht, wobei er ja auch gerade in Brüssel sitzt und dort nichts sagt.

Carina Konrad (Landwirtin, FDP) rechnet uns vor, dass bei 21 € höheren Kosten pro Hektar bereits ein um 100 kg höherer Weizenertrag ausreicht, um die Kosten aufzufangen. Gilt nur für den Agrardiesel, die höhere Besteuerung unserer landwirtschaftlichen Fahrzeuge sind da nicht drin. Danke dafür.

Cem Özdemir (Sozialpädagoge, Die Grünen) erzählt im Fernsehen, dass die Bauern keine Alternative zum Diesel-Trecker haben. Er sagt, er verstehe die Landwirte und ihren Zorn. Hat er wirklich vorher nichts gewusst? Egal, geben wir ihm die Chance, die Pläne zurückzuholen.

  • “Stellt euch nicht so an”

Ich bin gefragt worden, ob ich das nicht in meinem Betrieb verkraften könnte. Höhere Kosten mussten wir bisher immer verkraften, das sind wir gewohnt. Was jetzt aber anders ist: von 3 Milliarden sogenannter klimaschädlicher Subventionen soll eine Berufsgruppe von 250.000 Betrieben alleine 1 Milliarde schultern. Diese höheren Kosten zusammen mit anderen Kostensteigerungen (höherer Dieselpreis, CO2-Steuer, höherer Mindestlohn, höhere Energiepreise usw.) können wir so gut wie nicht weitergeben. Der Handel hat ja die Möglichkeit, unsere anonymen Massenprodukte (Getreide, Fleisch, Milch, Obst, Gemüse…) aus dem Ausland billiger einzukaufen. Ich kann aber meinen Betrieb nicht ins Ausland verlagern. Gut, ich könnte meinen Hof hier verkaufen und woanders hinziehen. Manchmal denke ich tatsächlich kurz darüber nach. Es löst aber dann nur mein Problem.

  • Die Klugscheisser sind wieder unterwegs

Wie nicht anders zu erwarten, sind jetzt wieder die Leute unterwegs, die alles besser wissen oder sogar noch nachtreten. Da sind Agrarökonomen wie Alfons Balmann, die der Meinung sind, “dass das ja alles nicht so schlimm ist”. Danke dafür.

Da sind die Laien, die Bilder von Elektro-Traktoren posten und das ernsthaft für eine Alternative halten. Klar, weil sie das Kleingedruckte nicht gelesen haben.

Martin Hofstetter von Greenpeace meint, wir sollten weniger pflügen, das würde Diesel sparen. Ja prima, und gleichzeitig Glyphosat verbieten wollen.

  • Es geht nicht nur um Agrardiesel

In Luxemburg kostet der Agrardiesel 0,90 €/l, in anderen Ländern fahren die Bauern Heizöl. Dass die Steuererhöhung für uns eine echte und massive Wettbewerbsverzerrung ist, dürfte jedem einleuchten. Wer annimmt, man wolle die Landwirtschaft in Deutschland abschaffen, der irrt. Unsere Politiker sind wirklich so dumm, dass sie die Zusammenhänge nicht erkennen. Da ist kein Plan dahinter, wie überhaupt diese sogenannte Regierung auch in anderen Bereichen keinen Plan hat. Der Agrarminischter will seine Klientel von 14% Grün-Wählern bedienen und nimmt billigend in Kauf, dass er die Landwirtschaft (inklusive Bio-Landwirte) mit Vollgas vor die Wand fährt. Das ist kein Vorsatz, dass ist blanke Ideologie.

Und wo wir schon mal bei Wettbewerbsverzerrungen sind: es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, alles aufzuführen, was andere Länder dürfen und uns verwehrt ist. Und was andere Länder deshalb billiger machen können. Es geht eben nicht nur um Agrardiesel…

  • Erst Ohnmacht, jetzt Aktion

Mittlerweile ist die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung der Meinung, dass diese Regierung abgewirtschaftet hat. Dieses Volk hat eine andere Regierung verdient. Diese Regierung kann sich aber auch ein anderes Volk suchen. 

Was bisher geplant ist: Am Montag gegen 10 Uhr findet am Brandenburger Tor in Berlin eine Demo statt. Eingeladen haben die Bauernverbände (DBV, LBV) und auch LSV unterstützt die Demo. Wer nicht nach Berlin fahren kann (bei mir geht es aus sehr privaten Gründen nicht, morgen dazu mehr) organisiert sich mit den Nachbarn. Ein Tipp: drei Trecker in einem Kreisverkehr, die längere Zeit die Ausfahrt nicht finden…

Wer nicht Trecker fahren will oder kann: oben im Bild seht ihr eine Warnweste. Die kann man auch ans Hoftor hängen. Wer uns Landwirte unterstützen will, hängt die Weste an den Gartenzaun. Die Westen können gerne auch grün oder gelb sein, die Farbe spielt keine Rolle.

Bitte tut was und tut es bald. Ja, es ist Vorweihnachtszeit, aber die Pläne der Ampel dürfen nicht Realität werden. Wer sich jetzt nicht bewegt, der wird bewegt.

Ich könnte noch so viel mehr schreiben, aber es sollte fürs erste genügen.

Quelle: Bauer Willi

Bildquelle: Bauer Willi


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