Die bayerischen Bauern werden in diesem Jahr eine unterdurchschnittliche Getreideernte einfahren. Aber die Erträge werden je nach Wasserversorgung und Bodengüte stark variieren. Diese Einschätzung ihrer Experten der Landwirtschaftsverwaltung gab Agrarministerin Michaela Kaniber bei der diesjährigen traditionellen Erntepressefahrt im Landkreis Ebersberg bekannt: „Die Witterung im Frühjahr hat insgesamt sehr an den Nerven unserer Landwirtinnen und Landwirte gezehrt! Wegen ergiebiger Niederschläge im April und Anfang Mai gab es nur wenige Zeitfenster für Feldarbeiten. Insofern dauerte das Bestellen von Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln dieses Jahr auch ungewöhnlich lange. Ab Mitte Mai folgte dann auf den Regen eine ausgeprägte Trockenphase. Diese hat das Wachstum der Kulturen gehemmt.“
Schätzungen gehen für Deutschland von einer Getreideernte in Höhe von rund 42 Millionen Tonnen aus. Das sind fünf Prozent weniger als im Zehnjahresschnitt und drei Prozent weniger als im Vorjahr. Die Flächenerträge bei Wintergerste, die bereits weitgehend geerntet ist, werden mit rund 68 Dezitonnen je Hektar noch im bayerischen Durchschnitt liegen. Beim wichtigsten Getreide, dem Winterweizen, sieht das anders aus. Hier werden unterdurchschnittliche Erträge für Bayern erwartet: nur rund 75 Dezitonnen Ertrag pro Hektar.
Alles in allem sah Landwirtschaftsministerin Kaniber die Prognosen der Klimaforscher erneut bestätigt. „In unseren Breiten wird es wohl immer häufiger Extremwetterlagen geben, die sich auf das Pflanzenwachstum und die Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern auswirken“, so die Ministerin in Baldham. Im deswegen notwendigen Anpassungsprozess an den Klimawandel lasse der Freistaat Bayern seine Landwirtinnen und Landwirte jedoch nicht allein. „Wir begleiten und unterstützen unsere Betriebe zum Beispiel mit Forschung und in der Vorsorge.“ Unter anderem biete Bayern mit der Mehrgefahrenversicherung Hilfe zur Selbsthilfe. Diese ist im ersten Jahr der Antragsstellung in Bayern sehr gut angenommen worden. Mehr als 5.000 Landwirte haben mit einer förderfähigen Nettoprämie von knapp 40 Millionen Euro Anträge gestellt.
Kaniber wies im Rahmen der Pressefahrt auch darauf hin, dass die Landwirte in diesem Jahr nicht nur mit wetterbedingten Ertragseinbußen, sondern auch mit stark steigenden Betriebsmittelkosten kämpfen müssen. Ein Beispiel: Allein die Düngerpreise haben sich verdreifacht. Gleichzeit sind die Erlöse für Getreide seit Ende 2022 wieder stark gesunken; bis auf das Niveau vor dem russischen Überfall auf die Ukraine. Die Preise für Lebensmittel haben im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent angezogen.
„Im Ackerbau öffnet sich die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen immer weiter“, sagte Ministerin Kaniber, die auch einen Überblick über die Anbauflächen der Ackerkulturen gab. Diese haben sich im Vergleich zum Vorjahr nur leicht verändert: Mit etwa einer Million Hektar ist die Getreidefläche gleichgeblieben. Winterweizen, die wichtigste Brotgetreideart, wurde auf etwa 458.000 Hektar angebaut.
Quelle: StMELF
Bildquelle: Pia Regnet/StMELF
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