Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben ihr Moorprojekt abgeschlossen. Mit der vom renommierten Berliner Hydrogeologen Stephan Hannappel seit Juni 2023 im ostfriesischen Niedermoor Fehntjer Tief durchgeführten Studie liegt erstmals ein umfangreiches wissenschaftliches Gutachten zur Qualifizierung von Vernässungspotenzialen unter Beibehaltung einer landwirtschaftlichen Grünlandnutzung vor.

„Viele aktuelle Planungen zum Moorschutz entbehren jeder fachlichen Grundlage, vor allem wenn Moorgrünland pauschal unter Wasser gesetzt und damit Klimaschutz betrieben werden soll“, beschreibt Projektreferent Fokko Schumann die Beweggründe der FREIEN BAUERN:

„Dem können wir mit dem Gutachten jetzt beispielhaft eine fachlich fundierte Methodik entgegensetzen, wie sich die Eignung eines Standorts und die Wirksamkeit von Maßnahmen beurteilen lassen.“ Die Ergebnisse am untersuchten Standort belegen, dass eine Bewirtschaftung des Moorgrünlandes mit herkömmlicher Technik und herkömmlichen Rinderrassen in vollem Umfang aufrechterhalten werden kann, auch wenn die Wasserstände durch gezielte Maßnahmen auf Teilflächen angehoben werden. Um die Ertragsfähigkeit des Grünlandes zu optimieren und Moorbodenverlust zu minimieren seien möglichst hohe Wasserstände von in der Vegetationsperiode zwischen 30 und 60 cm unter Flur anzustreben, argumentiert Schumann und wünscht sich von Politik und Verwaltung ein Umdenken: „Wir wirtschaften seit Jahrhunderten auf dem Moorgrünland und haben selber großes Interesse an der Erhaltung dieser wertvollen Böden, wir möchten aber als Partner ernstgenommen und nicht von den Flächen verdrängt werden.“ 

Bei dem Moorprojekt der FREIEN BAUERN wurde ein rund 180 Hektar großes Niedermoor untersucht, Kooperationspartner war der Landwirt Jens Soeken aus der am Fehntjer Tief gelegenen Gemeinde Timmel, der das Grünland mit vier bis fünf Schnitten intensiv nutzt. Erkundungsbohrungen bestätigten Torfschichten von bis zu sieben Metern Stärke, sechs Messstellen lieferten zwölf Monate lang täglich Aufschluss über die Entwicklung der Grundwasserstände in Abhängigkeit von den Niederschlägen und den Wasserständen der Oberflächengewässer.

„Unsere Studie zeigt detailliert, wie das Moor auf das unterschiedliche Wasserangebot im Jahresverlauf reagiert – sie ermöglicht uns damit, standortspezifische Vernässungspotenziale abzuschätzen und wirksame Maßnahmen vorzuschlagen“, erläutert Schumann.

Für das Untersuchungsgebiet waren dies vor allem eine Verfeinerung der Steuertechnik des vorhandenen Schöpfwerks zur Bewältigung von Starkniederschlägen sowie der Neubau einiger zusätzlicher Staue, um den Wasserrückhalt auf höher gelegenen Moorteilen zu verbessern, außerdem kleinere Maßnahmen an dem durch Gräben geprägten Entwässerungssystem. Durch engagiertes Zusammenwirken der Bewirtschafter befinde sich das Moor bereits heute in einem vergleichsweise guten Zustand, so der Projektreferent der FREIEN BAUERN:

„Insofern ist das Fehntjer Tief schon recht nahe an einem Ideal, von dem andere Moore noch weit entfernt sind, allerdings ist die Methodik dieselbe, wie man sich auf solider Datengrundlage diesem Ideal annähert.“ Diese Methodik stehe mit der 180 Seiten starken Ausarbeitung jetzt zur Unterstützung konstruktiver Vorhaben zur Verfügung.

In den kommenden Monaten wollen die FREIEN BAUERN mit interessierten Politikern und Verwaltungsfachleuten überall in Deutschland ins Gespräch kommen und ihr Moorprojekt vorstellen. Auch Mitgliedern des Verbandes, die von fachlich unsinnigen Vernässungsplanungen betroffen sind, soll die Studie helfen, eigene gutachterliche Stellungnahmen zu veranlassen. Schumann:

„Unser Gutachten sehen wir als Beitrag zur Versachlichung einer bislang weitgehend ideologiegetriebenen Debatte und als starken Impuls für dringend notwendige Investitionen in echten Moorschutz.“

Quelle: Freie Bauern

Bildquelle: Freie Bauern


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