Kiffen ist nicht cool, und dem entsprechend skeptisch sehen Niedersachsens Landwirte den Vorstoß von Bundesagrarminister Cem Özdemir, den Anbau von Hanf zu legalisieren. Özdemir glaubt, dass die geplante „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken“ dazu führt, dass Bäuerinnen und Bauern „großes Interesse“ an der Produktion des Gewächses hätten. Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr, selbst Ackerbauer im Braunschweiger Land, bremst die Euphorie mit einem Augenzwinkern: „Auch wenn wir sicher plötzlich ganz viele freiwillige Erntehelfer hätten – im großen Stil wird es nicht zu einer flächendeckenden Erzeugung von Hanf kommen.“

Bisher werden in Deutschland rund 3.000 Hektar (ha) Nutzhanf angebaut. Diese Ackerkultur hat jedoch einen geringeren Gehalt des Rauschmittels THC als eine Cannabis-Sorte. Aus den Blättern wird Tee und aus den Samen Öl hergestellt. Die Fasern eignen sich sowohl zur Produktion von Kleidung als auch als Material im Bauwesen. „Die Standortfaktoren für den erfolgreichen Hanfanbau wie Boden- und Witterungsverhältnisse wären bei uns durchaus günstig“, weiß Löhr. Zum erfolgreichen Wirtschaften gehöre dann aber auch eine gesicherte Verarbeitung und Vermarktung. „Hierfür muss es dann ganz klare Regeln geben“, fordert der Landwirt. Um die Kulturen zu schützen – vor Wetter und sicher auch vor „Langfingern“ – müsste zudem wohl auch an die Investition in Hallen und Gewächshäuser gedacht werden.

Selbst bei lukrativen Marktpreisen wird Hanf also nach Ansicht des Landvolks Niedersachsen im Vertragsanbau eine Nische bleiben. Zwar bieten diese Nischen immer auch eine Chance für einzelne Landwirte, aber die bisher bestehenden Anforderungen zur Produktion für THC-Hanf für den medizinischen Bereich schließen eine bäuerliche Produktion vorerst komplett aus. „Ich wünsche mir, dass Minister Özdemir sich erst einmal um die wahren Nöte und Sorgen der Ackerbauern kümmert. Wir leiden unter permanent steigenden Preisen, insbesondere beim Dünger. Cannabis zu legalisieren, löst kein einziges der drängenden Probleme“, appelliert Löhr abschließend.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Bildquelle: Landvolk Niedersachsen


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