Die Fachschule der Akademie für Landbau und Hauswirtschaft in Kupferzell (ALH) führt in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg (PH) und dem Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V. das kooperative Ausbildungsprojekt bereits zum siebten Mal durch. Bereits seit 2014 entwickeln Lehramtsstudierende der Biologie an der PH Ludwigsburg zusammen mit angehenden Landwirtschaftsmeister der Akademie Kupferzell ganzheitlich, didaktisch-methodisch und fachlich fundiert ausgearbeitete Unterrichtsentwürfe für die Schule und einem Hoftag zu Themen der Landwirtschaft.
Beim Aktionstag waren alle dabei.
Am 28.Januar 2022 hat der zum Projekt gehörende Aktionstag mit Schülern einer fünften Klasse der Realschule Rudersberg zum Thema ‚Milchviehhaltung‘ stattgefunden. Beim Hoftag waren sowohl die Projektteilnehmer von ‚Landwirtschaft macht Schule‘ als auch die Landwirte, die ein anderes Projekt ‚Landwirtschaft digital für die Schule‘ durchführten, beteiligt. Diese zweite Gruppe Landwirte erstellte drei Erklär- Videos zum Thema Melken, Bullenmast und Fütterung von Milchkühen. Die Gruppe der LandwirtInnen der ALH wurde aufgrund der Größe geteilt. Darüber wird später berichtet werden. Andrea Bleher vom Bauernverband und Vorsitzende des Bundesforums ‚Lernort Bauernhof‘ (LoB), unterstützt und koordiniert maßgeblich beide Projekte. „Besonders schwierig war in der Vorbereitung, dass die Landwirte und Studierende sich nur einmal in Präsenz treffen und kennenlernen konnten. Alles musste im Digitalen geschehen. Deshalb freut es mich umso mehr, dass am Hoftag – trotz aller Widrigkeiten – die vorbereiteten Hofstationen so gut gelungen sind“, sagt Andrea Bleher.
Obwohl in diesem Jahr keine Gäste eingeladen werden konnten, ließen es sich der Leiter des Landwirtschaftsamtes Michael Stuber und der Schulleiter der Dr. Peter Grün (ALH) nicht nehmen, sich vor Ort selbst ein Bild über das Ergebnis des Projektes zu machen. Beide waren vom Einsatz der LandwirtInnen und der Studierenden sehr beeindruckt. Das Kooperationsprojekt ist eines der wenigen Projekte, die im Studium der Pädagogen und der angehenden Landwirtschaftsmeister mit dem ‚Lernort Bauernhof‘ in Kontakt kommen. Hier entstehen wertvolle Kontakte zwischen jungen Pädagogen und Landwirten – nicht selten sind sie von Dauer. Dass hier zwei verschiedene Ausbildungsstätten – die Akademie für Landbau und Hauswirtschaft (ALH) und die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg (PH) – in gemischten Teams eine Lerneinheit entwickeln, kennzeichnet das Projekt zusätzlich. In vier Teams werden sowohl der vorbereitende Unterricht, als auch der Hoftag selbst und die schulische Nachbereitung konzipiert. Gleichzeitig ist eine Schulklasse gefunden worden, die den Unterricht erprobte. Katharina Hollmeier, Lehrerin der 5. Klasse der Realschule in Rudersberg, war begeistert und hat mit ihrer Biologie, Natur und Technik Klasse (BNT) gern teilgenommen.
Der Hoftag ist der Höhepunkt des Projektes.
Als die Schulklasse auf den Hof kam, stellte der angehende Landwirtschaftsmeister Philipp Schwenger seinen Familienbetrieb mit Kälbern und Milchkühen bei einem kurzen Hofrundgang vor. Er zeigte den Schülerinnen und Schülern, an welchen Stellen auf dem Hof sie ihre Lernstation finden und beantwortete erste Fragen. Bevor es richtig losging, wärmten sich die Schüler unter Anleitung einer Studentin mit Bewegungsspielen auf. So wurde bei niedrigen Temperaturen das erste Eis schon gebrochen und die Kinder strahlten mit der zaghaft hinter den Wolken hervorkommenden Sonne um die Wette. Für die Erkundung des Hofes wurde die Schulklasse in vier Gruppen eingeteilt. Die Studierenden und die Landwirte an den Lernstationen waren begeistert, wie gut die Kinder vorbereitet und informiert waren. Die Schülerinnen und Schüler interessierten sich für die Tiere und die Aufgabestellungen und machten hoch motiviert mit. Lehrerin Katharina Hollmeier sagt dazu: „Das war richtig, richtig gut, weil die Kinder es zusätzlich sehr genossen haben, wieder einmal etwas außerhalb der Schulräume zu machen und anders lernen zu können.“
An vier Hof-Stationen konnten die Kids viel sehen und selbst machen:
Zum Beispiel an der Station vom Kalb bis zur Kuh wurde erkundet, wie die Tiere leben. Zur späteren Auswertung wurde dies durch Fotos mit dem eigenen Handy dokumentiert. Vom Kälberiglu bis zur Tränke und der Liegefläche, so lautete die Aufgabe, seien die Unterschiede festzustellen. An einer anderen Stelle im Stall wurde die Futtermischung für eine Kuh für einen Tag abgewogen und von Hand gemischt. Wie wird gemolken und wie fühlt sich das an, wenn man den Daumen in den Melkbecher steckt und das pulsierende Vakuum spürt? An einem Übungseuter konnte ausprobiert werden, wie man von Hand melkt. Es war genügend Zeit, die Tiere genau zu beobachten und zu sammeln, wie sich Kühe verhalten. Dabei stand im Fokus, wie die Tiere sich im Offenstall oder im Auslauf verhalten, warum sie Ohrmarken haben und was sich am Halsband verbirgt. Die Kinder achteten auf Bewegungen, Fressverhalten und hatten Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Ein Student und angehender Pädagoge dazu: „Ich bin begeistert, wie gut das alles geklappt hat und wie gut alle, zum Beispiel durch das Anschauen von Filmen, vorbereitet waren“. Auch Ina Weiß und Carmen Neumann, beide Lehrerinnen an der ALH, hatten im Vorfeld auf fundierte Kenntnisse und Informationen zur Erstellung der Stationen geachtet und freuten sich nun über die gelungene Umsetzung.
Gute Vorbereitung und wertvolles Feedback von allen Seiten.
Die Rückmeldung der Lehrerin, Katharina Hollmeier an die Organisatoren und die gemischten Vorbereitungsteams fiel dann auch entsprechend positiv aus. Zum einen, dass die Hofstationen und die Stundenentwürfe sehr kindgerecht und an das Lernniveau angepasst waren. Und zum anderen, dass der vorbereitende Unterricht sehr vielfältig gestaltet und mit dem gezielten Einsatz von Videos sehr gut angekommen sei. Die Kinder der 5. Klasse waren nach Aussage aller hochmotiviert, aufmerksam und genossen diese Form des Lernens sehr. Sie fanden es „ziemlich cool“ und hatten Spaß. Nach wie vor ist dieses kooperative Ausbildungsprojekt ‚Landwirtschaft macht Schule‘ deutschlandweit das einzige Projekt seiner Art. Dr. Frank Rösch von der PH Ludwigsburg ist es wichtig, dass die Effekte der Kooperation wissenschaftlich erfasst und ausgewertet werden, wie sich Ansichten und Haltungen zu Natur und Landwirtschaft bilden. Dazu mussten alle Beteiligten vor Beginn des Projekts und zum Abschluss je einen Fragebogen ausfüllen. Er achtet insbesondere auf eine altersgerechte Fachdidaktik im ganzen Projekt. „Alle waren und sind hoch motiviert und haben sich heute ganz besonders eingesetzt, damit die Kinder möglichst viel selbst erarbeiten und tun konnten. Das Beste dabei ist, die Kids waren glücklich. Es war einfach ein toller Tag“, so die LoB-Verantwortliche beim Bauernverband Andrea Bleher. Die Kinder lobten ihn mit der Frage: „Können wir das am Montag wieder machen?“
Quelle: Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V.
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