Die Agritechnica 2025 hat deutlich gezeigt: Die Landtechnik befindet sich in einem massiven Umbruch. Autonome Maschinen, elektrische Antriebe, KI-gestützte Assistenzsysteme und digitale Hydraulik prägen den Markt stärker als je zuvor. Zugleich bleibt das Ziel klar: höhere Schlagkraft, geringere Kosten, weniger Einsatzmittel – und mehr Effizienz auf jedem Hektar.
Mit 2.849 Ausstellern und 476.000 Fachbesuchern war Hannover der Treffpunkt der weltweiten Agrarbranche. Viele Betriebe reisten mit konkreten Investitionsplänen an – und fanden ein breites Angebot an Maschinen, Systemen und Technologien, die direkt in der Praxis helfen können.
1. Smart Farming & KI: Der Schritt vom Assistenzsystem zur autonomen Arbeit
KI wird zum täglichen Werkzeug
Viele Hersteller zeigten KI-Systeme, die Maschinen in Echtzeit unterstützen. Das bedeutet:
- automatische Erkennung von Pflanzenzuständen (Stress, Krankheitsdruck, Nährstoffmangel)
- adaptive Regelung der Ausbringmengen bei Pflanzenschutz und Düngung
- automatische Linienführung ohne manuelles Nachkalibrieren
- tagesaktuelle Hinweise auf Bodenverdichtung, Feuchte oder Ertragspotenziale
Im neuen Digital Farm Center erklärten Praktiker täglich, wie sie KI schon einsetzen: etwa zur punktgenauen Unkrautbehandlung oder zur Optimierung von Fahrsilos und Tierfütterung.
Spot Spraying: Mittel sparen wie nie
Systeme wie:
- kameragestützte Spot-Sprayer
- KI-basierte Unkrauterkennung
- variable Applikation in Teilflächen
reduzieren laut Herstellern die Mittelmenge um bis zu 90 %, abhängig vom Kulturstadium und Unkrautdruck.
2. Autonome und teilautonome Maschinen: Der Trend ist da – und bleibt
In der Robotics Live Arena zeigten Maschinenhersteller autonome Traktoren, Feldroboter und Transportplattformen in Aktion.
Autonome Traktoren

John Deere präsentierte autonome Versionen der 9RX- und 8RX-Baureihe. Durch Radar-, Lidar- und Kamerasensoren erkennen sie Hindernisse, regeln Geschwindigkeit selbstständig und fahren Feldsequenzen alleine ab.
Andreas Jess (John Deere):
„Der Bedarf an autonomen Lösungen steigt deutlich – vor allem dort, wo Arbeitskräfte fehlen.“
Feldroboter
Kleine, leichte Roboter für Beikrautregulierung und Einzelpflanzenpflege wurden stark nachgefragt. Vorteile:
- viel geringere Bodenverdichtung
- extrem präzise Arbeit
- dauerhafter Einsatz (Tag/Nacht)
- geringere Betriebskosten
3. Elektrische Antriebe & neue Powertrains: Weniger Diesel, mehr Effizienz
Ein zentrales Thema auf der Messe: Elektrifizierung.
Elektrische Traktoren

John Deere zeigte einen vollelektrischen 5er-Traktor mit 130 PS – konzipiert für Hofarbeiten, kommunale Einsätze und leichte Feldarbeiten.
Vorteile für Landwirte:
- unmittelbare Kraft am Rad
- weniger Wartung (keine Motoröle, weniger Verschleiß)
- emissionsfreier Hofbetrieb
- leiser Lauf – gut für Innenbereiche & Tierhaltung
Hybride Antriebe



Viele Hersteller boten Diesel-Elektro-Hybridsysteme, um Drehmomentspitzen abzufedern und Kraftstoff zu sparen.
4. Hydraulik, Steuerung & Ventiltechnik: Präzision auf neuem Level
Die Systems & Components zeigte, wie stark die Technik im Hintergrund weiterentwickelt wird.
Digitale Hydraulik
Bucher Hydraulics stellte einen digital gesteuerten Frontlader vor:
- präzisere Bewegungsabläufe
- geringerer Ölverbrauch
- weniger Hitzeentwicklung
- exakte Wiederholgenauigkeit bei Ladespielen
Frank Mühlon (Bucher Hydraulics):
„Digitale Hydraulik wird die Effizienz im täglichen Betrieb erheblich steigern.“
Sensorbasierte Sicherheitssysteme
Neu waren mehrdimensionale Sicherheitsradare (z. B. multiScan100 von SICK), die tote Winkel überwachen und den Fahrer warnen – sinnvoll für Hofverkehr, Straße und Rangierarbeiten.
5. Erntetechnik: Mehr Durchsatz, weniger Verluste
Neue Quaderballenpressen (CLAAS)

CLAAS präsentierte eine neue Generation von Quaderballenpressen – mit Gold ausgezeichnet.
Technische Highlights:
- verbesserte Knotersysteme
- optimierte Vorpresskanäle
- neue Sensorik für Ballenqualität
- GPS-gesteuerte Presslinien
Max von Korff (CLAAS):
„Unsere Kunden waren sehr begeistert – besonders von der neuen Presslogik.“

Transporttechnik und Güllemanagement (Fliegl)
Fliegl zeigte neue Logistikkonzepte mit:
- verbesserten Abschiebewagen
- energieeffizienten Hydrauliksystemen
- digitaler Befüll- und Dosiersteuerung
Josef Fliegl jr.:
„Effizienz, Energieeinsparung und Digitalisierung bleiben unsere größten Innovationstreiber.“
6. Bodenbearbeitung, Aussaat & Saatguttechnik: Präzision wird Standard
Viele Hersteller setzen auf variable Bodenbearbeitung, adaptive Tiefenregelung, sensorbasierte Saatüberwachungund präzise Verteiltechnik.
Trends in der Bodenbearbeitung:
- automatische Tiefenregulierung abhängig von Bodensensoren
- elektronische Lastregelung für geringere Dieselspitzen
- Kombination aus mechanischer + digitaler Unkrautregulierung

Aussaattechnik:
Neue Einzelkornsämaschinen bieten:
- Echtzeit-Kornabstände
- Kameraüberwachung pro Reihe
- automatische Anpassung der Ablagetiefe
- variable Stationsdüngung
7. Ausbringung von Gülle & Dünger: Mehr Präzision, weniger Verluste

Mehrere Hersteller zeigten Systeme zur sensorischen Nährstoffanalyse in Echtzeit, die die N-Ausbringung während der Fahrt automatisch anpassen.
Ki-basierte NIR-Sensoren ermöglichen:
- bessere Düngeplanung
- geringere Verluste
- bessere Dokumentation für Behörden
8. Marktstimmung: Investitionsbereitschaft zieht an
Nach einigen ruhigeren Jahren melden Aussteller, dass Landwirte wieder klarer investieren wollen – allerdings gezielter und stärker in Systeme, die Effizienz sichern.
Anthony van der Ley (LEMKEN):
„Landwirte sind wieder bereit, in moderne Technik zu investieren.“
Andreas Reichhardt:
„Es keimt wieder Optimismus, gerade nach den ruhigeren Jahren.“
Das deckt sich mit dem Besucherprofil: 32 % internationale Entscheider, viele mit konkreten Projekten.
9. Auszeichnungen: Technik für die nächsten 10 Jahre
Besonders im Blick:
- Innovation Award Agritechnica
- Systems & Components Trophy
- DLG-Agrifuture Concept Winner
- Tractor of the Year 2026
- Farm Machine 2026
CNH war dieses Jahr besonders erfolgreich und erhielt gleich mehrere Preise.
Marc-Peter Bormann (CNH):
„Wir haben eindrucksvoll gezeigt, wie stark unsere Innovationskraft ist.“
Fazit für Landwirte: Was die Technik von 2025 für den Betrieb bedeutet
Die Agritechnica 2025 zeigt vor allem eins:
Die Maschinen von morgen werden nicht nur stärker, sondern intelligenter.
Landwirte profitieren konkret von:
✔ geringerer Dieselverbrauch
✔ weniger Mittel dank Spot Spraying
✔ weniger Verschleiß durch digitale Hydraulik
✔ präzisere Bodenbearbeitung und Aussaat
✔ Zeitersparnis durch autonome Teilprozesse
✔ bessere Dokumentation für Behörden
✔ geringere Bodenverdichtung
✔ effizientere Hoflogistik
Die nächste Agritechnica findet vom 14. bis 20. November 2027 statt – viele Hersteller entwickeln bereits gezielt für diesen Termin die nächste Generation ihrer Systeme.
Bildergalerie:
Quelle: DLG / ML
Bildquelle: Moderner Landwirt
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