Landwirte aus ganz Deutschland versuchen mit der Politik über die zahlreichen Probleme ins Gespräch zu kommen. Zu dem Thema Wolf erreichte uns heute ein Leserbrief von Roland Kirr, Schäfermeister aus Pittenhart.
Sehr geehrte Frau Bosch,
nachfolgend möchte ich Ihnen auf Ihr Statement auf Merkur.de antworten.
Quelle: Merkur.de
Ich begrüße es außerordentlich, dass sich Frau Klöckner deutlich für uns Weidetierhalter ausspricht und darauf drängt, Problemwölfe endlich auch zu entnehmen und nicht nur davon zu reden.
Problemwölfe zu entnehmen ist auch schon lange möglich, nur wird das bis jetzt nur viel zu selten praktiziert. Durch die Entnahme ist auch der Fortbestand in keinster Weise gefährdet. Wohl aber gefährdet ist der Berufstand der Weidetierhalter, denn wir züchten nicht unsere vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen um sie dem Wolf vor die Füße zu werfen. Da ist auch die Entschädigung zweitrangig.
Zu Ihrer Aussage um die Funktion im Ökosystem und wie viele Tiere durch andere Ursachen zu Tode kommen, das mag auf den ersten Blick so sein, bedenken Sie jedoch:
Wenn ein oder mehrere Wölfe in eine Schafherde eindringen und diese versprengen, der Wolf verfällt in einen Blutrausch d.h. er tötet viel mehr als er fressen könnte. Die Tiere werden teils auf Hauptstraßen getrieben und verursachen schwerste Unfälle.
Was hilft mir eine Entschädigung, wenn der Rest der Herde dermaßen traumatisiert ist, dass ein Umgang mit diesen für viele Wochen nicht mehr möglich ist? Sie fordern, dass wir Weidetierhalter unseren Lebensraum sprich die Weide mit dem Wolf teilen sollen, sind Sie bereit dann auch alle Begleiterscheinungen zu ertragen, also nächtliches Gebell von 80kg schweren Herdenschutzhunden in unmittelbarer Nähe zu ihrer Wohnung, werden Sie die Überzeugungsarbeit leisten und meinen Weidenachbarn erklären, dass ab jetzt der Wolf wichtiger ist als Nachtruhe?
Und die Märchen vom wolfsicheren Zaun wurde schon mehrfach widerlegt. Er springt auch über Zäune die höher sind als 1,50m. Der einzig wolfsichere Zaun wurde ab Nov. 1989 Gott sei Dank abgebaut, oder wollen sie Viehweiden die an die innerdeutsche Grenze erinnern und die dann aber auch kein Niederwild mehr durchlassen? Werden Sie vorbeikommen und meine Frau und Kinder trösten, wenn ihr Lieblingsschaf das sie mit der Flasche aufgezogen haben, zerfetzt im Straßengraben liegt?
Ich mache es mir nicht leicht und sage einfach pauschal der Wolf müsse weg, aber es ist wohl ein Unterschied ob in einem Land wie bei uns 230 Einwohner/km² leben oder wie z.B. in Schweden 23 Einwohner/km².
Auch in den Bergregionen des Balkans und Rumäniens ist die Bevölkerungsdichte und vor allem das Freizeitverhalten nicht mit Bayern vergleichbar.
Durch Ihre und die der Pseudonaturschützer unsinnige Argumentation wird jedenfalls die Artenvielfalt auf den artenreichsten Grünlandstandorten, die nur durch Beweidung erhalten werden können, gefährdet.
Video – Wölfe auf der Alm – Wie soll man seine Weidetiere schützen??
Roland Kirr, Pittenhart. Schäfermeister und Wolfbeauftragter der Arbeitsgemeinschaft
Ernährung Landwirtschaft und Forsten Oberbayern
Lesermeinungen sind die persönliche Meinung der Schreiber und entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion.
Bildquelle: ML-Archiv
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Frau Bosch Sie lassen keine Worthülse aus, die die Wolfsprofiteure in die Welt gestzt haben. Leider sind die entweder gegenstandslos oder wurden längst von den Wölfen selbst widerlegt.
Wölfe können einen Platz in unseren Ökosystemen finden. Notwendig sind die für deren Erhalt nicht. Wie sonst hätte „die Natur“ die letzten 150 Jahre überleben können? Fuchs, Dachs und Krähen haben den Job als Aasfresser bestens erledigt.
Die durchschnittliche Herdengröße in Bayern sind 30, in Baden-Württemberg 20 Schafe. Wenn bei einem Wolfsangriff Ihre 4 % Nutztieranteil an der Wolfsernährung dann davon 50 % ausmachen, ist das für den Tierhalter in Desaster! Diese Hütchenspielerei mit einer Studie aus einer Gegend, in der es kaum Weidetierhaltung gibt, ist nicht nur unseriös, sondern auch menschen- und tierverachtend!
Es gibt keinen passiven Herdenschutz, der von Wölfen bislang nicht überwunden wurde! Dass die Risszahlen durch Gewöhnung der Tierhalter an die Anwesenheit von Wölfen zurückgehen, halte ich für einen Trugschluss. Eher für eine Folge von „Meldemüdigkeit“ durch geringschätzign Umgang der Behörden mit den Tierhaltern nach einem Riss, unzulänglicher Probennahme, -behandlung, -Transport oder Auswertung. So soll ein 20 kg Islandpferdefohlen von einem Fuchs (5-7kg) im freien Sprung über einen 1,20 m hohen massiven Bretterzaun gehievt worden sein.
Die Situation in der Schweiz ist mit der in Deutschland nicht vergleichbar. Wie viele Schafe stürzen am Deich der in der Lüneburger Heide tödlich ab? Wie viele fallen auf der schwäbischen Alb oder in der Rhön dem Blitz- oder Steinschlag zum Opfer? An Krankheit sind Menschen und Tiere schon immer gestorben und sterben heiut noch, auch ohne Wölfe. Marodierende Hunderudel gibt es in diesem Maß auch erst, seit Wölfe sich an Herden bedienen. Auf wie viele aufgetrieben Tiere beziehen sich Ihre Verlustzahlen? Meines Wissens werden um die 200.000 Schafe in der Schweiz auf die Alp gebracht.
Vergleichen sie bitte nicht reguläre Schlachtung unter Betäubung mit dem stundenlangem Sterben der Schafe bei einem Wolfsangriff, wo die lebendig angefressenen und ausgeweidtenTiere oft am nächsten Morgen noch nicht gnädig gestorben sind! Setzen sie nicht gesetzeswidrige, tierschutzrelevante Tierhaltung mit regulärer tierschutzkonformer Tierhaltung gleich! Das sind sachlich nicht gebotene unzulässige Verallgmeinerungen, die uns der Lösung des Problems nicht näher bringen sondern lediglich die Gräben unnötig vertiefen.
Die Entschädigungspraxis ist ebenso unzureichend. So wird lediglich der Schlachtpreis bezahlt, nicht der Schaden, der tatsächlich entsteht, bis das Tier ersetzt ist. Diese sogenannte Entschädigung deckt bestenfalls 10 % des Schadens ab. Kaufpreis eines Lammes+ Aufzuchtkosten und Ausfall mindestens einer, eher zweier Lammungen mit 3-4 Lämmern. Also erzählen Sie bitte Nichts von großzügig!
Sie reduzieren unter dem Deckmäntelchen des Artenschutzes Tier- und Menschenleid auf eine Summe Geldes. Das ist armselig!
Zum Einen ist Wolfsschutz das Gegenteil von Artenschutz. Wölfe pflegen ihre Beutetiere aufsteigend nach Wehrhaftigkeit auszurotten. In der Göhrde ist das den Wölfen mit dem Muffelwild bereits gelungen. Jetzt ist dort das Damwild dran.
Zum Zweiten, was noch viel schwerer wiegt, ist der Verlust von Tier- und Pflanzenarten, Biotopvernetzung und Offenwiesen infolge Aufgabe der Beweidung.
Nun lassen Sie mich nun noch zu den Tierhaltern kommen.
Laut WHO-Definition ist Gesundheit das vollständige körperliche, geistige und soziale Wohlbefinden. Dem sind weder schlaflose Nächte wegen der Wölfe, noch Alpträume nachdem man seine Tiere angefressen auf der Weide vorfand förderlich. Letzters hat weder mit Mehraufwand, noch mit zumutbarer Einschränkung zu tun.
Die Wölfe sind für Weidetierhalter ein großangelegtes Zermürbungsprogramm zum Nachteil von Tierhaltern, Landbewohnern und Erholungsssuchenden.
Bitte befassen Sie sich mit der Realität in Deutschland und verbreiten keine substanzlosen Werbebotschaften der Spendenritter.