„Wenn die Mähdrescher das erste Mal aufs Feld zur Ernte fahren, fängt es oft an zu regnen“, zitiert Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender im Pflanzenausschuss im Landvolk Niedersachsen, eine Bauernweisheit, die zum einen die Abhängigkeit der Landwirte von Wind und Wetter verdeutlicht, zum anderen auch den damit verbundenen Kummer. Als erste Getreidefrucht wird aktuell die Gerste gedroschen.

„In den meisten Regionen Niedersachsens hat die Gerstenernte begonnen. Auch wir und weitere Landwirte im Weserbergland haben bereits Gerste trocken geerntet. Sie ist gut abgereift und beginnt ins Lager zu gehen, wenn es mehr regnet. Ein Zeichen, dass sie vom Feld muss“, erklärt der Ackerbauer aus dem Weserbergland.

Aufgrund der Hitze in den vergangenen Wochen habe die Gerste gut Zeit aufgeholt.

„Im Frühjahr war die Gerste in der Entwicklung gut 14 Tage zurück. Jetzt ist sie vom Kern her trocken und kann gedroschen werden. Die ersten Landwirte konnten schon loslegen, es kommt Bewegung in die Sache. Aber – wie immer bei uns in Niedersachsen – hängt es von der Region ab“, führt Meyer aus.

Während im Celler Raum schon vor Tagen bei schönstem Sonnenschein die Gerste eingefahren werden konnte, habe auch bei Meyer der Mähdrescher trotz Raupenlaufwerk mit dem feuchten und schweren Boden zu kämpfen gehabt.

„Wenn jetzt noch mehr Niederschlag fällt, wird es noch schwieriger. Weil die Sonne nicht mehr bis zum Boden durchdringt, trocknet der Boden nicht mehr richtig ab“, erklärt der Pflanzenexperte.

Zudem würden bei weiterem Ernteverzug die Ähren abknicken, sodass der Mähdrescher sie nicht mehr erfassen kann. So bleibt es spannend, wie viel Niedersachsens Landwirte 2021 vom Feld holen werden. Die Anbaufläche von Gerste ist in Niedersachsen 2020 von gut 155.000 Hektar (ha) auf nun rund 150.000 ha gesunken, was dem Deutschlandtrend entspricht. Hier sank die Anbaufläche für Gerste von 1,31 Mio. ha im vorherigen Jahr um 400.000 ha auf nun 1,27 Mio. ha. Durchschnittlich wurden 2020 in Deutschland 67 dt/ha geerntet, in Niedersachsen lag dieser mit 69,5 dt/ha etwas höher.

„Leider entsprechen die Hektolitergewichte nicht den Anforderungen des Marktes. Ursache dafür ist die Verschärfung der Düngeregelung, vor allem in den roten Gebieten, wo nun kein marktfähiges Getreide mehr erzeugt werden kann, sondern nur noch für den Futtertrog“, so Meyer abschließend.

Quelle: LPD

Bildquelle: Landvolk Niedersachsen


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