Am 13. Oktober feiert das System „Qualität Sicherung“ (QS) sein 20-jähriges Bestehen. Dem einst eingeführten Prüfsystem zur Erhöhung der Lebensmittelsicherheit gehören mittlerweile rund 180.000 Systempartner innerhalb der Wertschöpfungsketten frischer Lebensmittel, 72.000 Rinderhalter, 42.000 Schweinehalter und 6.000 Geflügelhalter an.
Das bedeutet, dass nahezu das gesamte Schweine- und Geflügelfleisch (95 Prozent), das im deutschen Einzelhandel verkauft wird, sowie 85 Prozent des Rindfleischs und rund 90 Prozent des in Deutschland angebauten Obsts, Gemüses und der Kartoffeln QS-zertifiziert sind, erklärt QS-Geschäftsführer Dr. Alexander Hinrichs vor kurzem in einem Gespräch. Doch das Landvolk fordert klare Abgrenzung und Sichtbarkeit der Standards.
Grundlage für diesen Erfolg seien die verschiedenen Monitoring-Programme, die das QS-System etabliert habe: Salmonellenmonitoring, Antibiotikamonitoring, Rückstandsmonitoring bei Futtermitteln und bei Obst, Gemüse und Kartoffeln und die Auswertung von rund 300 Mio. Schlachtbefunddaten sorgen für mehr Lebensmittelsicherheit.
Hinrichs stellte dabei klar, dass das System nicht dazu dienen könne, den heimischen Markt zu schützen. Es gehe vielmehr um Warenverfügbarkeit. QS habe sich deshalb schon 2004 mit Systemen der Nachbarländer harmonisiert.
Aus landwirtschaftlicher Sicht bezieht Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers hierzu Stellung. Ohne Frage sei es eine enorme Leistung aller an QS beteiligten Akteure, solch eine enorme Abdeckung über viele Produktbereiche und Stufen hinweg geschaffen zu haben.
„Jedem von uns sind die Kontrollen oder Dokumentationen bekannt und nicht immer eine Freude. Jedem ist allerdings auch klar, dass es solcher Systematiken bedarf, um sich und uns alle vor den immer gerne zitierten „schwarzen Schafen“ ansatzweise zu schützen“, erklärt Jörn Ehlers.
Laut Dr. Hinrichs sei QS nicht dazu da, den heimischen Markt durch Protektionismus zu schützen.
„Es ist absolut korrekt, QS nicht zur Lenkung von Warenströmen zu missbrauchen. Jedoch ist es und war es immer Aufgabe des QS-Systems, Standards zu definieren zu überwachen und eine Abgrenzung zu anderen Standards herzustellen. Diese Abgrenzung muss im In- und Ausland stattfinden und kann durchaus als Protektionismus gesehen werden – zwar nicht bei der Menge, aber bei der Qualität“, zeigt Ehlers auf.
Umso wichtiger, aber auch zusehends schwieriger, wird dies bei einer weiteren Differenzierung der Produktionsweisen innerhalb der im gemeinsamen Markt agierenden europäischen Länder.
„Hier erwarten insbesondere wir Landwirte von QS eine klare Kante.
Ein Standard darf nicht der von Herrn Dr. Hinrichs gewünschten Warenverfügbarkeit geopfert werden.
„Hier läuft QS Gefahr, das Vertrauen sowohl der Verbraucher als auch der Erzeuger zu verspielen“, befürchtet der Landvolk-Vizepräsident.
Ehlers ist der festen Überzeugung, dass QS derzeit dringender benötigt werde als in den vergangenen 20 Jahren und unbedingt weiterentwickelt werden sollte.
„Es muss aber weiterhin für alle Beteiligten ein Nutzen des Systems erkennbar sein. Wenn QS eine Internationalisierung und Zusammenarbeit mit 13 ausländischen Qualitätssystemen anstrebt, muss gleichzeitig auch der Trend hin zur Regionalisierung und Individualisierung von Produkten gesehen werden. Hier eine Erkennbarkeit herzustellen, könnte die Zukunftsaufgabe für QS sein und viele Vorteile für alle Beteiligten bringen“, führt Ehlers aus.
„Wenn sich QS der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung annehmen würde, die derzeit auch von vielen Lebensmittelhändlern propagiert wird, bringt dies QS nicht nur ein Stück weiter in die Zukunft, sondern unterstützt zudem die deutschen Schweinehalter“, sagt Ehlers abschließend.
Quelle: Landvolk Niedersachsen
Bildquelle: Landvolk Niedersachsen
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