Wetterextreme mit sehr trockenen Perioden nehmen in den letzten Jahren immer stärker zu – auch in Oberbayern. Das hält Forstverwaltung, Feuerwehr und Katastrophenschutz in Atem. In dem 5-stufigen Waldbrandgefahrendindex des Deutschen Wetterdienstes rutschen auch der Landkreis Erding und die benachbarten Landkreise immer öfter in die höchsten Warnstufen 4 oder 5.

„Diese hohe Walbrandgefahr tritt bereits im März und April auf, wenn über den Winter auf Freiflächen im Wald abgestorbenes Gras und Kräuter liegt, wie zum Beispiel auf jungen Forstkulturflächen mit neu gepflanzten Bäumchen,“ so Forstrevierleiter Ralph Kreitz, vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ebersberg-Erding. „Ein einziger Funke einer achtlos weggeworfenen Zigarette reicht dann schon aus, um einen großen Flächenbrand auszulösen.“

Weitere Gefahrenquellen sind unter anderem heiße Fahrzeug-Katalysatoren, Müll, Unrat, Gartenabfälle sowie das offene Grillen oder Verbrennen von Hiebresten nach der Holzernte. Doch wenn es dann im Wald brennt, muss es schnell gehen:

„Bei einem gemeldeten Feuer reicht es nicht aus, mehrere Tanklöschfahrzeug zum Brandort zu schicken“, so Kreisbrandrat Florian Pleiner des Landkreises Erding. „Wir müssen uns in solch einem Fall darauf einstellen, dass in einem Großteil der Wälder des Landkreises keine direkte Zufahrt zum Brandort möglich ist, da es nicht so viele geeignete Forststraßen in den Privatwäldern gibt.“

Carsten Triesch: Einsatzkräfte im Waldbrandgebiet bei Bad Schandau, Sächsische Schweiz (04.08.2022)

Das trifft auf ca. 70-80% der Waldflächen im Landkreis zu. „Aus diesem Grund gibt es eine spezielle Arbeitsgruppe für Wald- und Vegetationsbrände, die bestehende Fachinformationen, die notwendigen Geräte und das taktische Vorgehen für die Situation im Landkreis bewertet und anschließend die entsprechenden Maßnahmen ein-leiten kann,“ erläutert Pleiner.

Um eine solche Katastrophe zu verhindern, kommt der Brandprävention eine große Bedeutung zu. Für die Früherkennung sind in Bayern seit 1968 in jeder Waldbrandsaison flächen-deckend die Vereinsflugzeuge der Luftrettungsstaffel Bayern e.V. unterwegs.
Ab Waldbrandgefahrenstufe 4 werden von der Regierung von Oberbayern Waldbrandüberwachungsflüge angeordnet. Geflogen wird dann täglich, auch an Feiertagen und Wochen-enden. An Bord befindet sich ein speziell dafür ausgebildeter Luftbeobachter. Das sind Mitarbeiter der Bayerischen Forstverwaltung, der Bayerischen Staatsforsten, des Katstrophenschutzes, Feuerwehr oder Polizei sowie ein ehrenamtlicher Pilot der Luftrettungsstaffel.

So können Waldbrände anhand der Rauchentwicklung frühzeitig geortet und mit Unterstützung der örtlichen Feuerwehren gelöscht werden.

Einsatzflug der Luftrettungsstaffel Erding am 11.07.2023: Pilot Axel Dwyer (r.i.B.) und Luftbeobachter Ralph Kreitz (l.i.B.).

„In Bayern gibt es insgesamt 38 Luftrettungsstützpunkte, davon acht in Oberbayern, „erläutert Gerolf Schmidl, Stützpunktleiter Erding auf dem militärischen Fliegerhorst in Erding.

„Leider ist der Stützpunkt 104 durch die aktuellen Entwicklungen in Erding derzeit gefährdet und der Betrieb für die Überwachungsflüge stark eingeschränkt,“ so Schmidl.
„Während die meisten Menschen Schutz vor der Hitze suchen, geht für uns die Arbeit los“, berichtet Ralph Kreitz, einer der sieben Luftbeobachter der Luftrettungsstaffel Erding ist.

„Bei den Vorbereitungsarbeiten auf dem Rollfeld eines Flugplatzes entstehen im Cockpit Temperaturen von über 50°C. Mensch und Maschine kommen da an Ihre Grenzen“.

Für diese Extremsituationen sind Pilot und Beobachter geschult und entsprechend vorbereitet. Die Luftrettungsstaffel Erding fliegt ihr zugeteiltes Beobachtungsgebiet mit einer Fläche von ca. 2000 km² ab. Dazu gehören Teile des Landkreise Erding, Ebersberg, Rosenheim bis hinein in die Alpen zum Grenzgebiet Österreich und zurück über Teile des Landkreises Mühldorf.

„Bei schönem Wetter kann man ca. 30 bis 40 km weit schauen. Eine aufsteigende Rauchsäule ist dann schon aus großer Entfernung gut zu erkennen. Bei einer ca. 10 km entfernten und verdächtig wirkenden Rauchentwicklung können wir mit dem Flieger innerhalb von drei Minuten über dem Brandort sein. Wir nehmen dann über Funk direkt mit der zuständigen Rettungsleitstelle, bzw. mit den Einsatzkräften Kontakt auf, geben die aus der Luft erkennbare Situation durch und führen die Löschkräfte auch zur Waldfläche“, erläutert Kreitz.

Auch wenn bei den Überwachungsflügen nicht bei jedem Einsatz ein Wald- oder Feldbrand geortet wird, gibt es auch anderes zu melden: Staus auf Autobahnen, Unterstützung aus der Luft bei Haus- oder Flächenbränden oder die Dokumentation von schweren Unfällen.

„Von oben können wir auch Borkenkäferbefall festhalten und die zuständige Forstverwaltung über die Lage der Käfernester informieren!“, fügt der Forstmann hinzu.

Nach einem Einsatz in der Luft zurück, Pilot Axel Dwyer (l.) und Luftbeobachter Ralph Kreitz (r.)

Quelle: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding

Bildquellen: Ralph Kreitz / Jürgen Ehrensberger / Carsten Triesch


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