Der März 2022 war der sonnenreichste seit den Wetteraufzeichnungen. Auf den trockenen, humosen Standorten Niedersachsens hat die Spargelernte der ersten Sorten daher unter dreifacher Folienabdeckung extrem früh begonnen, berichtet der Landvolk-Pressedienst. „Das waren einfach optimale Bedingungen“, bekräftigt Fred Eickhorst von der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer. Mittlerweile steigen die Erntemengen auf den 5.000 Hektar großen Spargelflächen rund um Hannover, Nienburg, Lüneburg, Uelzen und dem Osnabrücker Land trotz des Kälteeinbruchs so stark, dass es Ostern ausreichende Mengen für jeden Liebhaber des gesunden Gemüses geben wird.

Auch die Nachfrage sei bisher sehr gut. „Die Menschen wollen es sich in Zeiten der Unsicherheit zu Hause schön machen und sich etwas gönnen“, glaubt Eickhorst. Er freut sich, dass die Landwirte in Niedersachsen den Verbrauchern Lebensmittel, die nach den weltweit höchsten Anforderungen erzeugt wurden, anbieten können. „Wir haben das strengste Pflanzenschutzmittelgesetz der Welt und die höchsten Sozialstandards“, nennt er einige Beispiele für den Aufwand der Bauern. Neben den hohen Düngerkosten müssten die Landwirte mit der unverhältnismäßig starken Erhöhung des Mindestlohns im kommenden Oktober zudem eine Lohnsteigerung von 25 Prozent innerhalb eines Jahres wuppen.

Im Supermarkt konkurrierten die Produkte mit Obst und Gemüse aus Übersee, die neben den niedrigeren Sozial- und Umweltstandards noch mit einem höheren CO2-Fußabdruck und hohen Frachtkosten zu Buche schlagen. „Der Verbraucher entscheidet jeden Tag neu über die Bedingungen und Anbauweise seiner Lebensmittel“, sagt Eickhorst und fordert ein bewussteres Einkaufsverhalten. Die hiesigen Beerenanbauer hätten sich vor Jahren zusammengeschlossen, um Supermärkte mit großen Mengen beliefern zu können und würden nun zugunsten ausländischer Anbieter ausgelistet. „Das ist bitter“, so der Fachmann.

Vom Krieg in der Ukraine seien die Spargelanbauer bislang noch nicht betroffen. Die Saison-Arbeitskräfte kämen zu 60 Prozent aus Rumänien, zu 30 Prozent aus Polen, zu fünf Prozent aus Bulgarien und den Rest teilen sich andere Nationalitäten. Eickhorst rechnet vor allem mit Problemen für die Heidelbeer- und Erdbeerbauern, zu denen in den Vorjahren rund 7.000 ukrainische Studierende während ihrer Semesterferien gereist waren. Über diese Kontakte hätten viele Landwirte bereits Geflüchtete aufgenommen. „Das sind allerdings private Initiativen, die nichts mit der Ernte zu tun haben“, erläutert Eickhorst. Alle Beteiligten hofften auf einen baldigen Waffenstillstand, „damit dieser Alptraum schneller vorbei ist als Corona“. 

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Bildquelle: Landvolk Niedersachsen


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