Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Erzeugergemeinschaft für Qualitäts-Raps Mittelfranken w.V., die kürzlich in Wolframs-Eschenbach stattfand, konnten sich alle Mitglieder und interessierten Landwirte über die aktuelle Situation in der Ukraine und zudem über Eiweißlieferanten aus heimischer Produktion informieren. Die Erzeugergemeinschaft vertritt mit ihren 350 Mitgliedern Rapsanbauer in allen Landkreisen Mittelfrankens. Durch die Vermarktungsmöglichkeit über das Poolsystem, die Vermittlung von Vorkontrakten und den gemeinsamen Raps- und Zwischenfrucht-Saatgutbezug bietet sie attraktive Vorteile für die Mitglieder.

„Die Landwirtschaft in der Ukraine hat sich in den letzten zwanzig Jahren stark gewandelt und ihre Produktivität, auch durch den Einsatz moderner Technik, deutlich ausgebaut“, erklärt Georg Schauer. „Dadurch erreichte sie, dass nahezu 30% des weltweit gehandelten Sonnenblumenaufkommens und rund 4% des Rapsaufkommens aus der Ukraine stammen“, so Schauer weiter. Georg Schauer ist Landwirt und Lehrbeauftragter an der Hochschule in Triesdorf. Er betreut unter anderem den internationalen Masterstudiengang und hat daher Kontakt zu einigen Studentinnen und Studenten aus der Ukraine. Die Hochschule in Triesdorf selbst arbeitet bereits seit über zwanzig Jahren mit der Sumy National Agrarian University im Nordosten der Ukraine zusammen und pflegt intensive Kontakte. Aus diesen Kontakten heraus konnte Schauer aus erster Hand von der aktuellen Situation der ukrainischen Landwirtschaft berichten. Aufgrund des Krieges konnten nur rund 10 Prozent der sonst üblichen Exportmenge vermarktet werden, die meisten Lagerstätten sind noch gefüllt und die Ernte von Körnermais und Sojabohnen für dieses Jahr steht erst noch aus. „Viele Landwirte wissen nicht, wo sie ihre Erntemengen bei den vollen Lagern unterbringen können“, so Schauer. Weiter vermutet er, dass die Anbaufläche an Winterkulturen, Raps und Winterweizen, im Herbst eher rückgängig sein wird, da viele Landwirte erst die weitere Entwicklung des Krieges und der Exportmöglichkeiten abwarten werden. Dadurch könnte sich die am Weltmarkt verfügbare Erntemenge weiter reduzieren.

Bild aus der Jahreshauptversammlung 2022 in Wolframs-Eschenbach; 1. Vorsitzender Andreas Forster bedankt sich bei den Referenten Georg Schauer und Markus Heinz; (c) Erzeugergemeinschaft für Qualitäts-Raps Mittelfranken w. V.; Abdruck honorarfrei
zu sehen v.l.n.r.: Georg Schauer, Andreas Forster, Markus Heinz



Von Seiten der Erzeugergemeinschaft bestehen Überlegungen, wie eine zukunftsfähige Ausrichtung möglich sei. Ein Weg wäre die Öffnung der Erzeugergemeinschaft hin zur Vermarktung weiterer pflanzlicher Qualitätsprodukte. Aus diesem Grund und vor dem Hintergrund der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik, kurz GAP, lud die Erzeugergemeinschaft Markus Heinz, Leiter der Abteilung Pflanzenbau an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten (LLA) in Triesdorf, zu einem Vortrag über heimische Eiweißpflanzen ein. Als besonders vielversprechend stellte sich in den Versuchen der LLA Triesdorf die weiße Lupine heraus. „Die weiße Lupine liefert hochwertiges Eiweißfutter für die Tierernährung und stellt damit eine heimische Alternative zu importiertem Soja dar. Zudem ist sie nicht gentechnisch verändert und muss für die Fütterung nicht aufbereitet werden“, erklärt Markus Heinz. Sie kann sowohl in der Fütterung für Geflügel und Rinder, als auch in der Schweinefütterung und in Aquakulturen eingesetzt werden. Alternativ ist auch ein Einsatz in der Humanernährung möglich. Die Körnerleguminose liefert für den Menschen wertvolle Proteine und hochwertige Aminosäuren. Bedingt durch den Trend hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung ist mittlerweile eine steigende Anzahl an Produkten aus Lupinen im Handel erhältlich. „Bei dieser Verwendungsmöglichkeit müssen besonders hohe Qualitätsanforderungen eingehalten werden“, mahnt Heinz und empfiehlt bereits im Vorfeld Kontakt zu möglichen Verarbeitern aufzunehmen.

In seinem jährlichen Bericht blickte der Vorsitzende der Raps-Erzeugergemeinschaft, Andreas Forster, auf die Vermarktung der Rapsmenge aus der Ernte 2021 zurück. „Über das Poolsystem der Erzeugergemeinschaft konnte ein sehr guter Preis für die Mitglieder erzielt werden“, resümiert Forster. Der Mehrerlös bei Vermarktung über das Poolsystem liegt in diesem Jahr im Vergleich zum Erzeugerpreis während der Ernte 2021 bei über 20 %. Über die Vermarktung mittels Poolsystem können Preisspitzen an der Börse besser genutzt werden. Die Mitglieder lagern ihre Rapsmenge bei verschiedenen Vermarktungspartnern ein und die Erzeugergemeinschaft kümmert sich um einen gebündelten Verkauf zu günstigen Vermarktungszeitpunkten. Als weitere Vermarktungsmöglichkeit bietet die Erzeugergemeinschaft die Vermittlung von Vorkontrakten an. Diese wurde im vergangenen Jahr aufgrund der attraktiven Preise an der Börse im Vorfeld zur Ernte vermehrt angenommen. Über günstige Vermarktungszeitpunkte werden die Mitglieder regelmäßig und aktuell informiert.

Nach fünf jähriger Amtszeit stand die Neuwahl der Beiratsmitglieder an. Neu in den Beirat gewählt wurden Niklas Tobias aus Dietenhofen im Landkreis Ansbach, Steinacker Friedrich jun. aus Lentersheim, Sohn des ehemaligen langjährigen Vorsitzenden der Erzeugergemeinschaft, und Weberndörfer Friedrich aus Röckingen. Auch eine Neuwahl der Vorstandschaft steht an, diese wird vom Beirat aus seiner Mitte baldmöglichst gewählt.

Quelle: BBV

Bildquelle: Erzeugergemeinschaft für Qualitäts-Raps Mittelfranken w. V.


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