„Deutschland ist nach über hundert Jahren wieder Wolfsland“ – so beginnt der vierte Quartalsbericht 2022 der Landesjägerschaft Niedersachsen zum Wolfsmonitoring.

„Das ist eine Aussage, die Wolfsfreunde jubeln und Weidetierhalter aufgrund des exponentiellen Wachstums der Bestände und Risszahlen verzweifeln lässt. Aber auch die ländliche Bevölkerung ist zunehmend beunruhigt, wenn Wölfe ohne Scheu nah an Wohngebiete kommen“, erklärt dazu Jörn Ehlers vom Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement gegenüber dem Landvolk-Pressedienst. Allein 1.609 Meldungen zum Wolfsvorkommen wurden im vierten Quartal (1. Oktober bis 31. Dezember) für Niedersachsen dokumentiert. 2021 waren es im entsprechenden Zeitraum 1.185 Meldungen.

Mehr als 1.600 Meldungen zu Wolfsvorkommen / 500 Wölfe allein in Niedersachsen

Auf Meldungen von ehrenamtlichen Wolfsberatern und aus der Bevölkerung – sogenanntes passives Monitoring – sowie auf Fotofallen-Aufnahmen und dem Sammeln von genetischem Material stützt sich das Monitoringsystem der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN), um das Vorkommen der Wölfe nachzuweisen. Die so gesammelten Daten werden nach den bundeseinheitlichen Standards für das Monitoring von Großraubtieren in Deutschland bewertet. „Hier konnte mit fast 45 Prozent der Großteil der Meldungen als eindeutiger Nachweis für die Anwesenheit von Wölfen belegt werden“, führt Ehlers aus. Fotofallen, Sichtungen, Losungen und Nutztierrisse sind die häufigsten Meldetypen. Viele Meldungen der Kategorie C1, also definitive Wolfsnachweise, kommen mit fast 80 Prozent aus der Jägerschaft. Aber auch Wolfsberater und die Bevölkerung spielen beim Wolfsmonitoring eine wichtige Rolle und melden vermehrt Daten.

„Mir bereiten die zunehmenden Berichte über Nahbegegnungen mit Wölfen im ländlichen Raum Sorge. Die Politik muss hier endlich handeln – bevor es zu spät und erst etwas passiert ist“, fordert Ehlers. Auffällige Wölfe müssen schnell und unbürokratisch entnommen werden. „Nicht nur, um den Bestand zu reduzieren, sondern vor allem, um den Wölfen wieder die Scheu vor dem Menschen zu vermitteln.“

Zum Abschluss des vierten Quartals 2022 wurden 49 Wolfsterritorien in Niedersachsen bestätigt: 44 Wolfsrudel, ein Wolfspaar und vier residente Einzelwölfe. 2021 waren es 44 Wolfsterritorien mit 38 Wolfsrudeln, zwei Wolfspaaren und vier residenten Einzelwölfen. Dieses Jahr wurden elf Wölfe tot aufgefunden, neun von ihnen starben bei Verkehrsunfällen. Vergangenes Jahr wurden sechs Wölfen im Verkehr getötet. Laut Raoul Reding, Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft, sei von 500 Wölfen in Niedersachsen auszugehen. 

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Bildquelle: Landvolk Niedersachsen