Die Bauern sind nach der Rede von Ursula von der Leyen auf der DLD Nature Konferenz sauer. Die CDU-Politikerin geht in dieser Rede auf „seltsame und und für den Praktiker unverständliche Art“ auf die Zukunft der Landwirtschaft ein.

Zitat Ursula von der Leyen:

„Sie (Landwirte – Anm. d. Red.) können gutes Geld verdienen, indem Sie einen Wald abholzen, aber nicht, indem Sie einen neuen pflanzen und alt werden lassen. Unsere Landwirtinnen und Landwirte erzielen höhere Gewinne, wenn sie mehr Land nutzen und es so intensiv wie möglich bewirtschaften, als wenn sie Land brachliegen lassen, auf dem Wildpflanzen blühen und Vögel brüten können. Seit Generationen belohnt die Menschheit nur die Plünderung unserer natürlichen Umwelt. Und heute sehen wir, wie grundlegend falsch das ist. Es ist aus moralischer Sicht falsch, aber auch aus wirtschaftlicher.“

„Aber für den Moment müssen wir uns eingestehen, dass wir die verheerenden Folgen des Kombieffekts aus Klimawandel und Naturzerstörung noch nicht im Griff haben. Die Erträge der Bäuerinnen und Bauern sinken, weil die Böden geschädigt sind und Insekten fehlen. Die Netze der Fischer bleiben leer, weil Düngemittel von den Feldern das Leben im Wasser ersticken. Wasserkraftwerke und Atomkraftwerke werden durch Dürren stillgelegt. Der Handel entlang unserer Wasserstraßen gerät ins Stocken, weil die Flüsse trockenfallen. Daher gibt es klare wirtschaftliche Argumente für die Erhaltung und Wiederherstellung der Natur – wirtschaftliche Argumente.“

„Über die Zukunft der Landwirtschaft in Europa hat es oft hitzige Debatten gegeben. Wir alle haben noch die Proteste der Landwirte in ganz Europa zu Beginn des Jahres vor Augen. Die Interessen der Landwirte schienen unvereinbar mit den Interessen des Naturschutzes. Doch die Natur bildet die Lebensgrundlage der Landwirte. Ihr gesamtes Leben hängt von gesunden Böden, sauberem Wasser und einer funktionierenden Bestäubung ab. Die Landwirte wissen das besser als irgendjemand sonst. Im letzten Jahr haben wir deshalb einen Runden Tisch, einen strategischen Dialog mit Landwirten, dem Verband der Landwirte in Europa, Copa und Cogeca, aber auch jungen Landwirten, Biolandwirten, Umweltverbänden wie BirdLife und Greenpeace, der Lebensmittelindustrie, Vertretern der gesamten Wertschöpfungskette, Verbraucherorganisationen, Herstellern von Dünger und Saatgut, dem Finanzsektor und der Wissenschaft gefordert, kurz: mit allen Interessenträgern. Unter der Überschrift „Strategischer Dialog über die Zukunft der Landwirtschaft in Europa“. Dabei wurde deutlich, dass es sehr viel mehr Gemeinsamkeiten gibt, viel mehr, als wir alle gedacht hätten. Wir sind uns einig, dass wir unsere Klimaziele erreichen müssen. Die Gespräche drehten sich darum, wie uns das gelingt. Es war hochinteressant, die verschiedenen Sichtweisen und Vorstellungen zu hören, wie wir unsere Klimaziele erreichen können. So waren sich zum Beispiel alle völlig darüber im Klaren, dass die Landwirte zu den ersten Leidtragenden des Klimawandels und des Verlusts an natürlichen Ressourcen gehören. Gleichzeitig können die landwirtschaftlichen Strukturen und Praktiken diese Krisen befeuern. Deshalb ist Nachhaltigkeit ein extrem wichtiger Aspekt, um Landwirtschaft im Einklang mit der Natur zu betreiben.“

Statement von dem Landwirt Christian Lohmeyer dazu:

Die Komplette Rede hier in Reinform:

Guten Morgen,

ich bin stolze Großmutter von vier wundervollen Enkelkindern. Sie alle wurden in diesem Jahrzehnt geboren. Mitte des Jahrhunderts könnten sie bereits eigene Familien haben. Die Chancen stehen gut, dass sie auch noch den Anbruch des nächsten Jahrhunderts erleben. Wenn ich sie anschaue, dann habe ich die Zukunft vor Augen. Wie alle Großmütter – und Großväter – will ich das Beste für sie. Aber uns allen ist klar, die Welt, in die sie hineingeboren wurden, ist in keinem guten Zustand. Sie erwärmt sich in einem besorgniserregenden Tempo.

Wenn wir München betrachten – dann könnte sich diese Stadt bis 2050 vollständig gewandelt haben. Zum Beispiel durch Sommer, in denen es Tag ein, Tag aus 35 Grad heiß ist. Stellen Sie sich vor, den „Alten Peter“ zu erklimmen, von wo aus Sie den spektakulärsten Blick auf die Stadt und über die Stadtgrenzen hinaus genießen können. An klaren Tagen werden Sie auch künftig die Gipfel der Stubaier und der Zillertaler Alpen sehen können. Aber keine Gletscher mehr. Die Gletscher sind dann nur noch eine Erinnerung aus längst vergangenen Zeiten. Die Welt von 2050 – also in nur 25 Jahren – könnte eine Welt sein, wo es auf der einen Seite nicht selten zu Überflutungen kommt und zugleich der Wasserverbrauch rationiert wird. Eine Welt, in der ein Drittel aller Arten ausgerottet ist. Es könnte sein, dass meine Enkel in Sommernächten nicht mehr das Zirpen von Grillen hören. Aber sie könnten neuen Krankheiten ausgesetzt sein, die von invasiven Stechmücken auf unseren Kontinent eingeschleppt wurden.

Angesichts solcher Zukunftsaussichten ist es klar, dass die Menschen, und vor allem die jungen Leute, richtig wütend sind. Und natürlich fordern sie, dass sich die Dinge ändern. Weil es noch nicht zu spät ist, eine andere Zukunft zu gestalten – für sie. Das wird nicht leicht. Aber wir wissen, was zu tun ist. Wir müssen den Pionieren neuer Technologien und naturbasierter Lösungen folgen. Und wir müssen entschlossen in den menschlichen Erfindungsreichtum investieren. Wir müssen das Alte hinter uns lassen und Neues ausprobieren.

Ich glaube, das ist die größte Herausforderung. Wir alle wissen, dass Veränderungen so beängstigend sein können. Es ist anstrengend, alte Gewohnheiten aufzugeben. Und es braucht Mut, sich ins Unbekannte vorzuwagen. Deshalb ist die Arbeit, die Sie hier bei der DLD tun, so wichtig, liebe Maria und liebe Steffi. Ich möchte Ihnen aus tiefstem Herzen danken, dass Sie diese Konferenz auf die Beine gestellt haben. Denn mit dem, was Sie hier bei der DLD tun, zeigen Sie, dass eine andere Zukunft nicht nur möglich ist, sondern bereits begonnen hat – und sie ist spannend. Wir haben Ihre unglaublichen Geschichten gehört. Wie Sie unsere Beziehung zur Natur ganz neu denken. Einige von Ihnen entwickeln abfallfreie Wohnviertel. Sie haben die Geschichten gehört. Andere transformieren unsere Art zu reisen und Dinge zu transportieren. Andere wiederum nutzen künstliche Intelligenz, um den Tieren zuzuhören und von ihnen etwas über den Zustand der Ökosysteme zu hören und zu lernen. Mit Ihrem Tun verwandeln Sie Zukunftsängste in Antizipation. Sie zeigen uns, dass Veränderung aufregend sein kann. Es sind diese Geschichten, die aus unserer Zukunft eine Zukunft voller Kreativität, Wissbegier und Zuversicht machen. Das ist von unschätzbarem Wert.  

Doch wir alle wissen, dass der Weg in diese Zukunft kurvenreich und holprig ist. Die gute Nachricht ist, dass wir nicht bei Null anfangen. In den vergangenen fünf Jahren hat die Europäische Union Riesenschritte in Richtung dieser Zukunft gemacht. Ich glaube, es ist uns vielleicht nicht immer bewusst, aber wir sind schon jetzt mittendrin. Wenn Sie Ihre Smartphones oder beispielsweise auch die Beleuchtung dieser Bühne anschauen: 50% des Stroms, den wir heutzutage verbrauchen, stammt aus erneuerbarer Energie. Im vergangenen Jahr waren 82% der neu zugelassenen Autos in Norwegen Elektrofahrzeuge. Vor fünf Jahren war das noch undenkbar. Und doch haben wir es geschafft. Als Russland die Ukraine überfallen hat, wollte Putin uns mit der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland erpressen. Sie erinnern sich daran. Wir haben beschlossen, dass wir uns von dieser Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen freimachen müssen, und ich habe nicht vergessen, dass viele prophezeiten, wir müssten einen Rückschritt ins Kohlezeitalter machen. Aber das haben wir nicht getan. Weil wir diese Transformation gesteuert haben. Wir haben dafür gesorgt, dass Europa Fortschritte macht, keine Rückschritte. Und heute produzieren wir mehr Strom aus Wind und Sonne als aus allen fossilen Brennstoffen zusammen. Die Ära, als fossile Brennstoffe aus Russland in Europa vorherrschten, ist ein für alle Mal vorbei.

All das war möglich, weil sich ein ganzer Kontinent zusammengetan hat und ein gemeinsames Ziel verfolgt. Wir haben nicht nur unsere Politik geändert – wir haben unsere Denkweise geändert. In den kommenden Jahren müssen wir einen ähnlichen Wandel auch auf anderen Feldern, weit über den Energiesektor hinaus, schaffen. Wir müssen die Beziehung zwischen unserer Wirtschaft und der Natur grundlegend neu denken. Wir sind alle mit der Vorstellung groß geworden, dass die Natur unbezahlbar ist. Mit Vogelgesang aufwachen, Wasser aus einer Gebirgsquelle trinken, das Meer, den Ozean in seinem endlosen Blau betrachten. Wie könnte man auf irgendetwas davon ein Preisschild kleben? Nun – wir kleben der Natur Preisschilder auf, jede Sekunde, Tag für Tag. Aber nur, indem wir Ressourcen aus ihrer natürlichen Umgebung herausholen. Sie können reich werden, indem Sie dem Erdboden fossile Brennstoffe entnehmen, aber Sie werden sicherlich nicht reich, wenn Sie Kohlenstoff wieder in den Boden zurückführen.

Sie können gutes Geld verdienen, indem Sie einen Wald abholzen, aber nicht, indem Sie einen neuen pflanzen und alt werden lassen. Unsere Landwirtinnen und Landwirte erzielen höhere Gewinne, wenn sie mehr Land nutzen und es so intensiv wie möglich bewirtschaften, als wenn sie Land brachliegen lassen, auf dem Wildpflanzen blühen und Vögel brüten können. Seit Generationen belohnt die Menschheit nur die Plünderung unserer natürlichen Umwelt. Und heute sehen wir, wie grundlegend falsch das ist. Es ist aus moralischer Sicht falsch, aber auch aus wirtschaftlicher.

Schauen Sie sich nur unsere Wettbewerber an – Sie haben den Draghi-Bericht erwähnt. Die Vereinigten Staaten beispielsweise investieren massiv in den Inflation Reduction Act. Dieses Gesetz hat nichts mit Inflation zu tun. Es hat aber eine Menge mit sauberen Technologien zu tun, es geht um massive Investitionen in saubere Technologien. Schauen Sie sich China an: massive Investitionen in Elektrofahrzeuge, China weiß, wo die Märkte der Zukunft sind. Und schauen Sie sich die Golfstaaten an: Sie sitzen auf Öl und Gas, doch ich höre von dort, dass in sauberen Wasserstoff investiert wird. Denn sie beherrschen den Energiemarkt von heute, und sie wollen den Energiemarkt von morgen beherrschen – und sie wissen, dabei geht es um sauberen Wasserstoff. Es ist also eine positive Geschichte: Da draußen gibt es Märkte. Aber für den Moment müssen wir uns eingestehen, dass wir die verheerenden Folgen des Kombieffekts aus Klimawandel und Naturzerstörung noch nicht im Griff haben. Die Erträge der Bäuerinnen und Bauern sinken, weil die Böden geschädigt sind und Insekten fehlen. Die Netze der Fischer bleiben leer, weil Düngemittel von den Feldern das Leben im Wasser ersticken. Wasserkraftwerke und Atomkraftwerke werden durch Dürren stillgelegt. Der Handel entlang unserer Wasserstraßen gerät ins Stocken, weil die Flüsse trockenfallen. Daher gibt es klare wirtschaftliche Argumente für die Erhaltung und Wiederherstellung der Natur – wirtschaftliche Argumente.

Und Unternehmen in ganz Europa verstehen das sehr gut. Ich möchte Sie für einen Moment an die Küste Spaniens mitnehmen, in die Nähe des Ebro-Deltas, in eine Grube, wo Ton für die Zementherstellung abgebaut wird. Bis vor kurzem war dies eine zerstörte, dem Tierleben feindliche Umwelt. Der Boden war zu hart und zu trocken, um jegliches Wasser zu halten. Der Regen spülte nur den Schmutz weg und verunreinigte Flüsse und Felder. Aber jetzt hat das Unternehmen zusammen mit der Universität von Barcelona und mit Geldern der Europäischen Union den Standort komplett umgestaltet. Die erschöpften Hänge wurden der Natur zurückgegeben. Es gibt jetzt einen See, umgeben von Pflanzen und voller Leben. Und der gesündere Boden schützt die umliegenden Gebiete vor Dürren und Überschwemmungen. Und bei all dem ist zugleich dafür gesorgt, dass die Wirtschaftsleistung erhalten bleibt, und es entstehen gute Arbeitsplätze. Es ist eine Win-Win-Situation für Natur und Wirtschaft.

Es gibt ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass intakte Natur einen wirtschaftlichen Wert hat. Jemand von Ihnen hat es gestern brillant in die Worte gefasst, wir müssten „die Natur in die Bilanz einbringen“. Und das passiert jetzt langsam. Die Natur taucht in den Businessplänen unserer Unternehmen auf. Nehmen Sie zum Beispiel die niederländische Versicherung, die beispielsweise Kunden, die ihr Dach begrünen, Rabatte anbietet. Warum tut sie das? Weil das Haus und die ganze Nachbarschaft dadurch sicherer werden. Starkregen wird abgeführt und das Dach hält länger. Das ist nicht nur gut für Vögel und Bienen, sondern erspart der Versicherung auch künftige Kosten. Das zeigt: Ein anderer Ansatz ist möglich, hin zu einer Wirtschaft, die den Menschen dazu bewegt, der Natur zu dienen, damit die Natur uns auch weiterhin dienen kann.

Damit diese neue Form des Wirtschaftens wachsen und gedeihen kann, müssen wir auch politisch unseren Teil dazu beitragen. In den zurückliegenden fünf Jahren hat die Europäische Union unsere Klimaziele in gesetzliche Vorschriften gegossen. Das war äußerst wichtig, denn nun haben sich 27 Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, bis 2030 die Ziele der Klimagesetze und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Das müssen wir jetzt umsetzen. Und während wir dies umsetzen, müssen wir auch Anreize für diejenigen schaffen, die noch einen Schritt weitergehen wollen. Für den, der über das hinaus will, was ohnehin vorgeschrieben ist, muss es also Belohnungen geben. Denn der Schutz unserer Natur muss sich auch wirtschaftlich rechnen. Und das kann gelingen. Ich möchte Ihnen zwei Beispiele dafür geben: Im ersten Beispiel geht es um Landwirtinnen und Landwirte und ländliche Gemeinschaften, die in besonders enger Verbindung mit der Natur leben. Im zweiten Beispiel geht es um Kohlenstoff- und Naturgutschriften.

Über die Zukunft der Landwirtschaft in Europa hat es oft hitzige Debatten gegeben. Wir alle haben noch die Proteste der Landwirte in ganz Europa zu Beginn des Jahres vor Augen. Die Interessen der Landwirte schienen unvereinbar mit den Interessen des Naturschutzes. Doch die Natur bildet die Lebensgrundlage der Landwirte. Ihr gesamtes Leben hängt von gesunden Böden, sauberem Wasser und einer funktionierenden Bestäubung ab. Die Landwirte wissen das besser als irgendjemand sonst. Im letzten Jahr haben wir deshalb einen Runden Tisch, einen strategischen Dialog mit Landwirten, dem Verband der Landwirte in Europa, Copa und Cogeca, aber auch jungen Landwirten, Biolandwirten, Umweltverbänden wie BirdLife und Greenpeace, der Lebensmittelindustrie, Vertretern der gesamten Wertschöpfungskette, Verbraucherorganisationen, Herstellern von Dünger und Saatgut, dem Finanzsektor und der Wissenschaft gefordert, kurz: mit allen Interessenträgern. Unter der Überschrift „Strategischer Dialog über die Zukunft der Landwirtschaft in Europa“. Dabei wurde deutlich, dass es sehr viel mehr Gemeinsamkeiten gibt, viel mehr, als wir alle gedacht hätten. Wir sind uns einig, dass wir unsere Klimaziele erreichen müssen. Die Gespräche drehten sich darum, wie uns das gelingt. Es war hochinteressant, die verschiedenen Sichtweisen und Vorstellungen zu hören, wie wir unsere Klimaziele erreichen können. So waren sich zum Beispiel alle völlig darüber im Klaren, dass die Landwirte zu den ersten Leidtragenden des Klimawandels und des Verlusts an natürlichen Ressourcen gehören. Gleichzeitig können die landwirtschaftlichen Strukturen und Praktiken diese Krisen befeuern. Deshalb ist Nachhaltigkeit ein extrem wichtiger Aspekt, um Landwirtschaft im Einklang mit der Natur zu betreiben.

Wir wissen, dass ein effizientes System aus Belohnungen und Anreizen zum Ziel führen kann. Nur wenn die Landwirte von ihrem Land leben können, werden sie in nachhaltigere Bewirtschaftungsverfahren investieren. Und nur, wenn wir gemeinsam unsere Klima- und Umweltziele erreichen, werden Landwirte auch künftig ihren Lebensunterhalt erwirtschaften können. Wir brauchen neue Finanzierungsinstrumente, um Landwirte für die mit nachhaltiger Bewirtschaftung verbundenen zusätzlichen Kosten zu entschädigen und ihnen einen Ausgleich dafür zu gewähren, dass sie sich um Boden, Land, Wasser und Luft kümmern. Es ist an der Zeit, diejenigen zu belohnen, die unseren Planeten schützen.

Und das bringt mich zu meinem zweiten Punkt, den Naturgutschriften. Nehmen wir einen Wasserversorger, für den sauberes Quellwasser entscheidend ist, oder ein Unternehmen, das Obst verkauft und auf das fundamentale Wirken von Bestäubern angewiesen ist. Sie könnten Naturgutschriften dazu nutzen, örtliche Gemeinschaften und Landwirte zu unterstützen, die „Ökosystemleistungen“ erbringen. Wir können einen Markt für die Wiederherstellung unseres Planeten schaffen. Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Aber wir wissen, dass es möglich ist, wenn wir die richtigen Vorgaben machen. Denn es ist uns schon einmal gelungen. Hier in Europa haben wir bereits einen unglaublich wirksamen CO2-Markt. Er funktioniert seit fast 20 Jahren. Das Prinzip ist ganz einfach. Es besagt: Du willst verschmutzen – du zahlst. Du willst nicht zahlen – dann betreibst du Innovation. Und es hat funktioniert. In dieser Zeit sind die Treibhausgasemissionen um beinahe 50% zurückgegangen, während die Wirtschaft gewachsen ist. Gleichzeitig erwirkte der Preis, den wir dem CO2 gegeben haben, Einnahmen von 180 Milliarden EUR, die in Klimaprojekte und Innovationen reinvestiert werden.

Genauso könnten wir nun auch bei den Naturgutschriften vorgehen. Wir müssen all jenen, die Ökosystemleistungen erbringen, wichtige Mittel zukommen lassen. Bei den Vereinten Nationen und der Europäischen Kommission wird bereits an einer globalen Norm für Naturgutschriften gearbeitet. Es müssen nämlich wirkliche Naturgutschriften sein. Das ist ein wichtiger erster Schritt, um diesen aufstrebenden Markt auszubauen. Und mit unseren Mitgliedstaaten arbeiten wir intensiv daran, die ersten Pilotprojekte zur Unterstützung dieses Prozesses auf den Weg zu bringen. Wir wollen, dass die Dekarbonisierung und Naturschutz zu Wachstum und Innovation führt, eine wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft, die der Natur mehr zurückgibt, als sie ihr nimmt. Das muss das Ziel sein.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

abschließend möchte ich sagen, dass seit meiner Kindheit 70% der wild lebenden Arten ausgestorben sind. In meiner Lebenszeit ist die Welt durch menschliches Einwirken aus dem Gleichgewicht geraten. Aber in der Lebenszeit meiner Enkel kann dieses Gleichgewicht wiederhergestellt werden und kann sich die Natur wieder erholen. So ist die Geschichte der Menschheit. Nach jeder Krise ist eine Erholung möglich. Das ist kein Selbstläufer, aber es ist möglich. Wenn wir mit Innovationsgeist und konstruktiven Lösungsansätzen an die Sache herangehen, kann es gelingen. Denken wir immer daran, dass die Kinder von heute es uns nie verzeihen würden, wenn wir uns der Herausforderung nicht stellten. Lassen Sie es uns also tun.

Lang lebe Europa und vielen Dank.

Quelle: Europäische Kommission

Bildquelle: Europäische Kommission


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