PerspektivenDie FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben den Vorschlag des EU-Agrarkommissars Christophe Hansen zur Konkretisierung des Artikels 148 der Gemeinsamen Marktordnung begrüßt.
„Mit der darin vorgesehenen allgemeinen Vertragspflicht für Milchlieferungen wäre es einerseits nicht mehr ins Belieben der Mitgliedsstaaten gestellt, ob sie das Machtgefälle zwischen Molkereien und Milcherzeugern zugunsten gleichberechtigter Beziehungen auflösen oder nicht“, sagte Peter Guhl von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN:
„Andererseits entfällt damit auch eine Hauptsorge der bisherigen Gegner des Artikels 148, durch einzelstaatliche Anwendung müssten die heimischen Molkereien Nachteile gegenüber der europäischen Konkurrenz erdulden.“
Eine Vertragspflicht funktioniere allerdings nur, wenn für ausnahmslos alle Milchlieferungen konkret bezifferte Mengen und Preise vorab vereinbart werden müssen, ist der 59jährige Milchviehhalter aus dem mecklenburgischen Vorderhagen überzeugt. Um langwierige Auseinandersetzungen um die Interpretation der Neufassung zu vermeiden, regen die FREIEN BAUERN in einer Stellungnahme deshalb an, auf manipulationsanfällige Ausnahmeregelungen und Berechnungsmodelle gänzlich zu verzichten. Guhl:
„Angebot und Nachfrage regeln den Preis, dieses einfache Grundgesetz der Marktwirtschaft sollte endlich auch für die Milch gelten.“
Nach wie vor müssen Milchviehhalter in Deutschland und weiten Teilen Europas ihre komplette erzeugte Menge an nur eine Molkerei abliefern, die im nachhinein einseitig entscheidet, was sie dafür bezahlen will.
„Solche sittenwidrigen Lieferbeziehungen sind ein wesentlicher Grund dafür, dass uns derzeit überall die Milchviehhaltung wegbricht“, meint Guhl und sieht für die Zukunft ernsthafte Schwierigkeiten, die Versorgung der Bevölkerung mit Milch und Milchprodukten noch sicherzustellen. Im Gegensatz zur Bundesregierung habe die Europäische Kommission offenbar erkannt, dass eine allgemeine Vertragspflicht nicht nur kommen muss, um die Landwirtschaft in der Wertschöpfungskette zu stärken, sondern schlicht, weil sonst in absehbarer Zeit leere Regale in den Supermärkten drohen, so Guhl:
„Dass Milchpulverimporte aus Nordamerika im Zweifelsfall teurer werden als fair bezahlte Bauern hierzulande, ist eine Erkenntnis, die sich durchsetzen wird.“
Quelle: Freie Bauern
Bildquelle: Freie Bauern
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