Die Wiederbewaldung der klimawandelbedingten Schadflächen ist in vollem Gange. Doch eine angelegte Forstkultur bedeutet nicht, dass die Arbeit getan ist. Auf die jungen Waldbäumchen warten in den nächsten Jahren vielfältige Gefahren. Ein Überblick…
Der Klimawandel und seine Folgen für den Wald haben in Thüringen rund 60.000 Hektar Schadfläche entstehen lassen. Dies entspricht rund 11 % der Gesamtwaldfläche im Freistaat. Eine Schadfläche größer als der Bodensee. Aber Schadfläche bedeutet nicht, dass diese Areale künftig unbewaldet bleiben, der Freistaat also waldärmer werden würde. Alle diese Schadflächen werden gemäß dem Thüringer Waldgesetz durch die Waldbesitzenden wieder in Kultur genommen. So werden an vielen Stellen standortsgeeignete, klimaresiliente Waldbäumchen gepflanzt, Baumsaat ausgebracht und oft genug die aufkeimende Naturverjüngung integriert. Doch diese Forstkulturen sind mit ihrer Begründung „nicht über den Berg“. Es warten weitere Gefahren auf die junge Waldgeneration.
Trockenheit ist das größte Risiko für junge Bäumchen
„Die jungen Waldpflänzchen reichen in den ersten Jahren mit ihrem kleinen Wurzelwerk oft nur ein bis zwei Handbreit tief in den Boden. Ist die Bodenwasserversorgung im obersten Bodenbereich durch Trockenheit unzureichend, sterben die Pflänzchen schnell ab“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Da Forstkulturen nicht bewässert werden können, ist der jahreszeitliche Witterungsverlauf für das Gedeihen des Anwuchses entscheidend wichtig. Im Rahmen des Klimawandels nimmt die Frühjahrstrockenheit vielerorts zu. Waldbesitzende und Forstleute pflanzen deshalb verstärkt im Herbst, um die dortigen jahreszeittypischen Niederschläge zu nutzen. Zunehmend sieht man in Thüringens Wäldern auch zwei bis drei Meter hohe Wurzelstöcke, die auf Schadflächen belassen wurden. Eng an diese Wurzelstöcke sind junge Forstbäumchen gepflanzt, die so windgeschützt in deren Stammschatten gedeihen können und vom an den Wurzelstöcken ablaufenden Regenwasser profitieren. Diese Wurzelstöcke fungieren so als „Amme“ für den Baumnachwuchs.
Käfer, Mäuse und Rehe fressen gerne an den jungen Bäumchen
Ein unscheinbarer Käfer, der sog. Rüsselkäfer frisst mit großer Leidenschaft an der zarten Rinde junger Bäumchen direkt am Wurzelhals. Diese wegen des Schadbildes als „Pockennarbenfraß“ des Rüsselkäfers bekannte Schädigung führt unweigerlich zum Absterben der Bäumchen. Als wäre dies nicht schon Bedrohung genug, machen auch Mäuse den Pflänzchen zu schaffen: Sie fressen die Wurzeln und die Rinde der Waldbäumchen, vorzugsweise im Winter, wenn jahreszeitbedingt keine grüne Vegetation als Nahrung zur Verfügung steht. Waldbesitzende und Forstleute überwachen deshalb ihre Forstkulturen akribisch auf Rüsselkäfer und Mäuse, um schnell eingreifen zu können. Aber nicht nur Wurzel und Stämmchen der jungen Eichen, Buchen oder Weiß-Tannen sind gefährdet, auch die kleinen Kronen und Zweigchen sind bedroht. Insbesondere Rehwild ist diesbezüglich ein Feinschmecker und frisst die Leit- und Seitentriebe der Pflänzchen weg. Bestenfalls verkümmern diese dann, schlimmstenfalls sterben sie ab. Auch hier müssen die Waldbewirtschafter Maßnahmen ergreifen: Die Rehwildbestände müssen auf ein ökosystemverträgliches Maß abgesenkt werden.
„Eine Forstkultur zu pflanzen ist wichtig, sie aber dann gegen die vielfältigen Gefahren zu schützen eine weitere, vor allem finanzielle Herausforderung für die Waldbesitzenden“, sagt Gebhardt abschließend. Deshalb braucht die Arbeit der rund 180.000 Waldbesitzenden im Freistaat die öffentliche und auch weiterhin die politische Aufmerksamkeit. Seit Beginn der klimawandelbedingten Dürre- und Borkenkäferkalamität stellt das Land Thüringen umfangreiche Fördermittel bzw. Zuführungen für den Privat-, Kommunal- bzw. Staatswald zur Verfügung.
Quelle: ThüringenForst Zentrale
Bildquelle: ML-Archiv
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