Am 30. März 2021 brach ein Feuer in der Sauenzuchtanlage in Alt Tellin aus. 50.000 Tiere verendeten bei dem sich rasch entwickelnden Großbrand. Ein Jahr später schaut Agrarminister Dr. Till Backhaus zurück auf das Ereignis.
„Kurz nach der Brandkatastrophe konnte ich mir vor Ort ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung machen. Die Bilder werden mich ein Leben lang begleiten. Die Vorstellung von dem tausendfachen Tierleid in der brennenden Anlage lässt sich nicht einfach so abschütteln. Für mich ist es daher äußerst unbefriedigend, dass die Brandursache bis heute nicht geklärt werden konnte. Sicher ist wohl nur, dass kein technischer Defekt die Katastrophe ausgelöst hat. Der Brand hat uns auf auf dramatische Weise vor Augen geführt, dass industrielle Tierhaltungsanlagen wie in Alt Tellin nicht in unser Land und nicht in diese Zeit passen. Dieser Auffassung bin ich nach wie vor.
Mein Haus ist deshalb auf mehreren Ebenen aktiv geworden, um ein Umdenken in der Tierhaltung zu erreichen. Auf meine Initiative hin, wurde direkt nach dem Brand eine interministerielle Arbeitsgruppe auf Landesebene eingerichtet, die sich vor allem mit dem Thema Brandschutz in Tierhaltungsanlagen befasst. Der Entwurf eines neuen Erlasses wird derzeit zwischen dem Innenministerium und dem Landwirtschaftsministerium abgestimmt.
Darüber hinaus habe ich eine Bundesratsinitiative zur Einführung von Tierobergrenzen in Tierhaltungsanlagen gestartet. Auch wenn sich die Schutzkonzepte für Tierhaltungsanlagen über die Jahre immer weiter verbessert haben: Die jüngsten Ereignisse machen deutlich, dass bei einem Versagen von Schutzkonzepten mitunter katastrophale Tier- und Wertverluste zu beklagen sind. Deshalb muss geprüft werden, ob eine Größenbeschränkung von Tierhaltungsanlagen als wesentliche Maßnahme des Tier- und Seuchenschutzes wettbewerbsneutral eingeführt werden kann. Auch auf den Agrarministerkonferenzen hat das Thema dank Mecklenburg-Vorpommern auf der Tagesordnung höchste Priorität.
Es muss darum gehen, Brandvorbeugung, Brandbekämpfung und Tierrettung zusammenzudenken. Der Stall der Zukunft wird ganz sicher anders aussehen als die Anlage in Alt Tellin. Das ist auch im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung so verankert. Ich bin sehr froh, dass ich dazu beitragen konnte, dass zukünftig dem Tierwohl eine viel größere Bedeutung beigemessen wird.
Damit wir diesen Weg hin zu mehr Tierwohl, qualitativ hochwertigen Produkten und bezahlbaren Lebensmittelpreise konsequent weitergehen können, müssen aus meiner Sicht folgende Aufgaben angegangen werden:
- Die Baugesetzgebung muss so verändert werden, dass sich eine Katastrophe wie in Alt Tellin nicht wiederholen kann.
- Die Bundesregierung muss sich konsequent mit dem Thema Bestandsobergrenzen auseinandersetzen und bundesweit einheitliche Regelungen herbeiführen.
- Ebenso sollte die Bundesregierung die regionale Begrenzung des Viehbesatzes auf einen ökologisch vertretbaren Wert von zwei Großvieheinheiten pro Hektar prüfen, um künftig eine nachhaltige umweltverträgliche Wertschöpfung in vielen Regionen zu ermöglichen und überregionale Transporte von organischen Düngern aber auch übermäßig lange Tiertransporte zu verhindern.
- Haltern, die in der Schweinehaltung keine Perspektive mehr sehen, müssen solide Angebote gemacht werden (Herauskaufprogramme).
- Die moderate Reduktion der Schweinehaltung sollte zunehmend als CO2-Senke begriffen werden und zentraler Bestandteil der Klimaschutzpolitik des Bundes und der Länder sein.
- Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest muss weiter konsequent durchgeführt werden, damit der Schweinemarkt nicht noch weiter unter Druck gerät.
- Der Bund muss ein staatliches Investitionsprogramm zur artgerechten Tierhaltung auf den Weg bringen.
- Der Bund muss sowohl ein staatlich verbindliches Tierwohllabel, als auch eine staatlich verbindliche Herkunftsbezeichnung (Aktion „5D“) etablieren.
- Der Bund muss ein Beschleunigungsgesetz zum Umbau der Tierhaltung auf den Weg bringen.
Die Forderungen machen deutlich, dass wir grundlegende Veränderungen in diesem Bereich brauchen, für die ich mich weiterhin mit viel Energie einsetzen werde. Neue gesetzliche Rahmenbedingungen müssen aber auch – und das ist gut und richtig so – in einem demokratischen Prozess herbeigeführt werden. Das geht nicht von heute auf morgen“, so Minister Backhaus.
Quelle: Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt MV
Bildquelle: ML-Archiv / Symbolbild
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