Der Verein zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenbaues e.V und der Bayerische Bauernverband veranstalteten am 22.11.2024 im Augustiner Keller in München den 25. Bayerischen Braugerstentag, die Bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber war zu Gast.
Hermann Greif den Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes eröffnet die Veranstaltung mit ca. 100 Gästen.
„ 25 Jahre gibt es jetzt das Branchenreffen von Landwirten, Züchtern, Mälzern, Brauern, Wissenschaftlern, Beratern und von Politikern, um hier Chancen und Herausforderungen zu diskutieren.“
“Bayern ist eine der führenden Braugerstenregionen in Deutschland, mit 25 Prozent des Produktionsanteils in Deutschland“.
“Wir hatten 2024 eine schwierige Saison, bei dem es ständig Regnete. Egal, ob sie jetzt konventionell oder biologische Anbauer sind, es war schwierig die Bestände vernünftig zu Pflegen. In solch schwierigen Jahren tun sich die Bio-Landwirte aber noch schwerer die Unkrautbekämpfung in den Griff zu kriegen.“
Grußwort von der Bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber:
Schwierige Anbaubedingungen und Krankheitsdruck auf dem Acker fordern die Landwirte ,es sind nicht gerade die leichtesten Bedingungen dieses Jahr. Dazu kommt der Rückgang von alkoholhaltigen Getränken.
„Beste bayerische Braugerste für bayerisches Bier von höchster Qualität“, das forderte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber im Rahmen des 25. Bayerischen Braugerstentags. Das entspreche dem Wunsch der Verbraucher und sei zudem im ureigensten Interesse bayerischer Pflanzenzüchter, Landwirte, Mälzer und Brauer.“
Damit auch in Zukunft ausreichend regionale Rohstoffe für heimisches Bier zur Verfügung stehen, diskutierte die Branche gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaft und Forschung über notwendige Maßnahmen, Zukunftschancen und Kompromisse im Hinblick auf einen der wichtigsten Zutaten für Bier: die Braugerste. Denn die Herausforderungen, zum Beispiel durch den Klimawandel und veränderte geopolitische Rahmenbedingungen, sind komplex und betreffen auch die Bier-Branche.
„Braugerste ist ein wichtiger Rohstoff für eines der bekanntesten und beliebtesten bayerischen Produkte: bayerisches Bier! Zudem spielt dieses Getreide auch eine entscheidende Rolle beim Grundwasserschutz. Denn die Pflanzenschutz- und Düngeintensität ist niedriger als bei anderen Ackerkulturen. Damit leistet der Produktionsbereich rund um Braugerste einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltigere Landwirtschaft im Freistaat“.
Mehr Innovation bei alkoholfreiem Bier und Wein fordert Kaniber, der Konsum alkoholhaltiger Lebensmittel geht seit Jahren zurück, und immer mehr Menschen wünschen sich alkoholfreie Alternativen.
„Niemand von uns sagt, dass wir jeden Tag zehn Liter Bier oder 20 Liter Wein trinken sollen. Ich sehe aktuell, dass der Konsum von Bier, aber auch von Wein, extrem zurückgeht. Deswegen müssen wir uns Gedanken machen, wie wir alkoholfreie Produkte wieder stärker ins Rennen bringen können.“
„Wir haben den Bierausstoß im Vergleich zum Jahr 2019 sogar noch übertroffen“, führt die Ministerin fort „Das zeigt auch, dass die ganze Welt ein Stück weit auf uns setzt. Man kann das Brot im Ausland kaum essen, und das Bier kann man schon gar nicht trinken.“
„Vor 50 Jahren, das muss man sich mal vor Augen halten, vor 50 Jahren stand noch fünfmal so viel Sommergerste wie derzeit in Bayern. Also das ist schon ein großer Verlust, den wir hier eigentlich hinnehmen.“
„Als bayerische Landwirtschaftsministerin würde ich auch sagen, natürlich wäre es mir am liebsten, wenn 100 Prozent des Malzbedarfs aus bayerischen Brauern andauernd gedeckt werden könnte. Da wäre ich natürlich die Allerglücklichste, aber ich weiß auch, dass die Realität eben anders ausschaut. Derzeit können wir etwa die Hälfte des bayerischen Braugerstenbedarfs aus bayerischem Anbau decken, und ich finde, das kann sich nicht nur, sondern das muss sich wieder ändern.“.
Die aktuelle Entwicklung bei der Erzeugung und Qualität der Braugerste
Dr. Markus Herz von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zeigte in seinem Vortrag „Entwicklung von Erzeugung und Qualität der Braugerste in Bayern“ den Wachstumsverlauf, Krankheitsbefall und wichtige Daten zur Ernte 2024 auf.
Sommergerste unter Druck: Warum Landwirte auf Alternativen setzen
Trotz des wieder steigenden Bierausstoßes gehen die Anbaufläche und auch der Ertrag der Sommergerste zurück, Dr. Markus Herz sieht die Gründe vor allem in den schlechten Anbaubedingungen der letzten Jahre:
„Einige Landwirte haben da den Spaß an der Sommergerste verloren und sich Alternativen gesucht.“
Aktuell macht die Sommergerstenproduktion 7 % in der EU aus. Die beliebtesten angebauten Sorten in Bayern sind in diesem Jahr Amidala mit 49 %, Avalon mit 14 % (nicht mehr in der Empfehlung) und Accordine mit 10 %. Die Amidala war auch die Sorte mit der größten Vermehrungsfläche. Der durchschnittliche Kornertrag in Bayern liegt heuer bei 48,9 dt/ha, der Rohproteingehalt bei 9,9 %, und der Vollgerstenanteil beträgt 90,8 %.
Netzflecken und Zwergrost setzten der Sommergerste zu
Zur Witterung in diesem Jahr erklärt Herz anhand der Wetterdaten aus Freising:
„Es gab fast keine Woche, in der es in Freising nicht geregnet hat.“
Entsprechend hoch war der Krankheitsbefall mit Netzflecken. Zwergrost trat vor allem im Süden Bayerns auf. Beim Mehltau war der Befall aufgrund des breiten Spektrums resistenter Sorten gering. Durch das feuchte und warme Wetter mussten viele Anbauer auf einen geeigneten Zeitraum für die Pflanzenschutzbehandlung warten.
Wintergerste im Ertrag unter ihrem Potenzial
Die Anbaufläche der Winterbraugerste ist heuer leicht gestiegen, bei einem Ertrag von durchschnittlich 60 dt/ha lag sie aber unter ihrem Potenzial. Die beliebtesten Sorten in Bayern waren Bordeaux mit 14% und Esprit mit 9% der Fläche.
Die Sieger der Braugerstenwettbewerbe in Oberbayern wurden geehrt.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung in München: die Ehrung der Sieger des Braugerstenwettbewerbs 2024. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gratulierte den Gewinnern gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Vereins zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenbaues e.V., Michael Gutmann, und dem Bezirkspräsident Oberfranken des Bayerischen Bauernverbandes, Hermann Greif.
„Auf diese Auszeichnung können Sie stolz sein. Ihr besonderes Engagement für die Qualität heimischer Braugerste trägt dazu bei, dass Bier aus Bayern sich auch weiterhin durch das überwiegende Verwenden hochwertiger, regionaler Rohstoffe auszeichnet. Und es ist das Bayerische Reinheitsgebot, das das Bayerische Bier von anderen Bieren unterscheidet“, so Ministerin Kaniber.
Glückwunsch an die geehrten Landwirte, für die ausgezeichnete Qualität der Braugerste!
Praktischer und technologischer Umgang mit proteinarmen Malzen in der Brauerei
Dr. Hubertus Schneiderbanger (Forschungszentrum Weihenstephan für Brau-und Lebensmittelqualität, Abteilungsleiter Betriebsberatung:
Einflüsse eines niedrigen Eiweißgehalts im Malz
Positiv:
- Chemisch physikalische Stabilität
- Aromastabilität
- Farben tendenziell heller
Negativ:
- Trübungsstabilität von Weißbieren
- Ggf. Hefeernährung
- Schaumstabilität
Empfehlungen:
- Nicht in Panik verfallen!
- Malzanalysen begutachten / selbst machen (lassen) (löslicher Stickstoff!)
- Kühlmittewürze mit neuer Ernte analysieren
- FAN
- Koagulierbarer Stickstoff
- Schaumkennzahlen bestimmen
Trübungen im Weißbier beobachten, ggf. Weizenmalzanteil erhöhen
Blick über den Tellerrand: Einsatz von zweizeiliger Winterbraugerste im Nachbarland Österreich
Mag. Christian Haberl-Rhomberg von der Stamag Stadlauer Malzfabrik in Wien:
Trend zu Regionalität:
- in manchen der Zielländer Trend zu Regionalität, Bier aus lokalem Malz/lokaler Braugerste
- in Österreich besonders stark ausgeprägt (AMA-Gütesiegel)
- Bedarf: ca. 100.000 t Malz/Jahr
- Bedarf von ca. 125.000 t österreichischer Braugerste; d.h. knapp 50% des Bedarfs an Braugerste muss/soll aus Österreich kommen um die Nachfrage/den Trend bedienen zu können
2zeilige Winterbraugerste leistet heute einen wesentlichen/unabdingbaren Beitrag zur Versorgungssicherheit in Österreich:
- dies ermöglicht die Bedienung des Trends zu Regionalität in Österreich (wäre ohne Winterbraugerste faktisch unmöglich)
- bringt mittlerweile sehr ansprechende Malzqualitäten (Züchtungsfortschritt), die es den Brauereien ermöglichen hochqualitative Biere zu brauen (einige Kunden brauen in bestimmten Regionen selbst ihre Premiummarken mit hohem Anteil an Winterbraugersten-Malz – in manchen Fällen sogar mit 100 % Winterbraugersten-Malz)
- ist hinsichtlich Qualität weniger anfällig für klimawandelbedingte, negative Witterungsverläufe
- bietet unter bestimmten Bedingungen einen preislichen Vorteil (Extrakt-Nachteil geringer als Preisvorteil)
2zeilige WBG hat aber auch eine große Bedeutung in der Versorgung der Malz- u. Brauindustrie im gesamten CEE-Raum
- hat dadurch auch einen preisdämpfenden Effekt auf den europäischen Sommerbraugerstenpreis (d.h. dass auch Brauereien, die kein Malz aus Winterbraugerste akzeptieren indirekt profitieren)
- Mehrzeilige Winterbraugerste spielt in Österreich und im CEE-Raum keine große Rolle, da in der Regel die Niederschlagsmengen das begrenzende Element für den Ertrag darstellen (kein Ertragsvorteil von mehrzeiliger WBG gegenüber 2zeiliger)
Schlusswort
Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich der Vorsitzende des Verein zur Förderung des Bayerischen Qualitätsgerstenbaues e.V Michael Gutmann bei allen Organisatoren, Referenten und den zahlreichen Teilnehmern für ihr Kommen und die rege Beteiligung und wünschte allen eine schöne Adventszeit und eine erfolgreiche Anbausaison 2025.
Quelle: LFL / ML
Bildquelle: ML / LFL
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