Der weltgrößte Chemiekonzern reagiert auf die Gaskrise und baut auch am Stammsitz Ludwigshafen Stellen ab. Die Aussichten für dieses Jahr sind trübe.

Zitate aus der Pressemitteilung von BASF:

Die hohen Unsicherheiten, welche das Jahr 2022 infolge des Kriegs in der Ukraine, hoher Rohstoff- und Energiekosten in Europa, steigender Preise und Zinsen, der Inflation sowie der Entwicklung der Corona-Pandemie geprägt haben, werden auch 2023 fortbestehen. All diese Faktoren werden die weltweite Nachfrage belasten. 

BASF konkretisiert Maßnahmen zu Kosteneinsparungen in Europa und zur Anpassung der Verbundstrukturen in Ludwigshafen

Im Rahmen seiner Präsentation stellte Martin Brudermüller auch konkrete Maßnahmen des Kosteneinsparprogramms mit Fokus auf Europa vor sowie zur Anpassung der Produktions­strukturen am Verbundstandort in Ludwigshafen. „Die Wettbewerbsfähigkeit der Region Europa leidet zunehmend unter Überregulierung. Sie leidet auch immer mehr unter langsamen und bürokratischen Genehmigungsverfahren und vor allem unter hohen Kosten für die meisten Produktionsfaktoren“, so Brudermüller. „All dies hat bereits über viele Jahre das Marktwachstum in Europa im Vergleich zu anderen Regionen gebremst. Zusätzlich belasten jetzt die hohen Energiepreise die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in Europa.“

Ab Ende 2024 jährliche Kosteneinsparungen von mehr als 500 Millionen Euro

Das Kosteneinsparprogramm, das 2023 und 2024 umgesetzt wird, zielt darauf ab, die Kostenstrukturen von BASF in Europa und vor allem in Deutschland an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Nach Abschluss des Programms erwartet BASF jährliche Kosteneinsparungen von mehr als 500 Millionen Euro in Einheiten außerhalb der Produktion, also in Unternehmens- und Service-Bereichen, in Forschung und Entwicklung (F&E) sowie in der Konzernzentrale. Etwa die Hälfte dieser Einsparungen werden am Standort Ludwigshafen erwartet.

Zu den Maßnahmen dieses Programms gehören die konsequente Bündelung von Dienstleistungen in Hubs, die Vereinfachung von Strukturen in der Leitung von Unternehmensbereichen, der bedarfsgerechte Zuschnitt von Business Services sowie die Effizienzsteigerung von F&E-Aktivitäten. Weltweit werden sich die Maßnahmen unterm Strich voraussichtlich auf rund 2.600 Stellen auswirken; diese Zahl beinhaltet neu zu schaffende Stellen, vor allem in den Hubs.

Anpassung der Verbundstrukturen in Ludwigshafen führt ab Ende 2026 voraussichtlich zu jährlich über 200 Millionen Euro niedrigeren Fixkosten

Neben dem eingeleiteten Kosteneinsparprogramm ergreift BASF auch strukturelle Maßnah­men, um das Stammwerk Ludwigshafen langfristig besser für den immer schärfer werdenden Wettbewerb zu rüsten. „Wir tun das, weil wir auch im 158. Jahr seines Bestehens an den Standort Ludwigshafen glauben, an die Menschen, die hier arbeiten, und an die Region Europa. Wir bleiben dem Standort treu und haben den Mut zur Weiterentwicklung“, so Brudermüller.

In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen seine Verbundstrukturen in Ludwigs­hafen einer gründlichen Analyse unterzogen. Dies hat gezeigt, wie die Kontinuität profitabler Geschäfte sichergestellt werden kann und wie gleichzeitig notwendige Anpassungen vorgenommen werden können. Die wichtigsten Veränderungen am Verbundstandort Ludwigshafen im Überblick:

  • Schließung der Caprolactam-Anlage, einer der beiden Ammoniak-Anlagen am Standort sowie von damit verbundenen Düngemittelanlagen: Die Kapazität der Caprolactam-Anlage von BASF in Antwerpen/Belgien reicht aus, um die Nachfrage für den Eigenbedarf und den europäischen Markt in Zukunft zu decken. Hochveredelte Produkte wie das führende Geschäft mit Standard- und Spezialaminen sowie Adblue bleiben unberührt und werden auch weiterhin über die verbleibende Ammoniakanlage am Standort Ludwigshafen versorgt.
  • Reduzierung der Produktionskapazitäten für Adipinsäure und Schließung der Anlagen für Cyclohexanol und Cyclohexanon sowie Schwersoda: Die Adipinsäure-Produktion im Joint Venture mit Domo im französischen Chalampé bleibt unverändert und verfügt – im veränderten Marktumfeld – über ausreichende Kapazitäten zur Versorgung des Geschäfts in Europa. Cyclohexanol und Cyclohexanon sind Vorprodukte für Adipinsäure; die Soda-Anlage verwertet Nebenproduktströme aus der Adipinsäure-Produktion. Die Produktions­anlagen für Polyamid 6.6 in Ludwigshafen, die Adipinsäure als Vorprodukt benötigen, wird BASF weiter betreiben.
  • Schließung der TDI-Anlage sowie der Anlagen für die Vorprodukte DNT und TDA: Die Nachfrage nach TDI entwickelt sich insbesondere in Europa, dem Nahen Osten und Afrika nur sehr schwach und deutlich unter den Erwartungen. Der TDI-Anlagenkomplex in Ludwigshafen war unterausgelastet und erfüllt die wirtschaftlichen Erwartungen in diesem Marktumfeld nicht. Durch die stark gestiegenen Energie- und Versorgungskosten hat sich die Situation weiter ungünstig entwickelt. Die europäischen BASF-Kunden werden auch zukünftig zuverlässig mit TDI beliefert – über das weltweite BASF-Produktionsnetzwerk mit Anlagen in Geismar/USA, Yeosu/Korea und Schanghai/China.

Insgesamt werden 10 Prozent des Wiederbeschaffungswerts der Anlagen am Standort Ludwigshafen von der Anpassung der Verbundstrukturen betroffen sein und voraussichtlich rund 700 Stellen in der Produktion. Brudermüller betonte: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir für die meisten der in der Produktion betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Betrieben Beschäftigung anbieten können. Wir haben höchstes Interesse, ihre breite Erfahrung für das Unternehmen zu erhalten, ganz besonders angesichts offener Stellen und der steigenden Zahl von Pensionierungen.“ Die Maßnahmen werden schrittweise bis Ende 2026 umgesetzt. Dadurch erwartet BASF, die Fixkosten um über 200 Millionen Euro pro Jahr senken zu können.

Die strukturellen Veränderungen werden auch zu einer deutlichen Reduzierung des Strom- und Erdgasbedarfs am Standort Ludwigshafen führen. Dadurch werden die CO2-Emissionen in Ludwigshafen um rund 0,9 Millionen Tonnen pro Jahr sinken; dies entspricht einer Reduzierung der weltweiten CO2-Emissionen von BASF um rund 4 Prozent.

„Wir wollen Ludwigshafen zu dem europaweit führenden emissionsarmen Chemiestandort entwickeln“, so Brudermüller. BASF will eine stärkere Versorgung des Standorts Ludwigshafen mit erneuerbaren Energien sicherstellen. Geplant sind auch der Einsatz von Wärmepumpen und CO2-ärmere Wege der Dampferzeugung. Neue CO2-freie Technologien wie die Wasserelektrolyse sollen zur Erzeugung von Wasserstoff eingesetzt werden.

Quelle: BASF

Bildquelle: BASF


Entdecke mehr von Moderner Landwirt

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.