Weltbekannte Weinlagen wie der Rote Hang zwischen Nierstein und Nackenheim prägen die rheinland-pfälzische Weinbaukultur teils seit Jahrtausenden. Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Reform im Pflanzenschutz gefährdet die Bewirtschaftung nicht nur in Rheinhessen massiv. Weinbau- und Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt lehnt den Entwurf deshalb ab. Das machte sie bei einem Gespräch mit Winzern im Weingut Müller in Schwabsburg deutlich.
„Weinbau ist bedeutender Teil rheinland-pfälzischer Identität. Er ist Wirtschaftsfaktor und Immaterielles Kulturerbe. Er prägt unsere einzigartige Kulturlandschaft. Er ist Tradition und Zukunft“, sagte Schmitt. „Gerade hier am Roten Hang wird das besonders deutlich. Aus der Spitzenlage Hipping stammt einer der Krönungsweine von Queen Elisabeth II. Und für die Menschen hier ist der Rote Hang genauso identitätsstiftend wie es die Königin für die Briten war. Sie genießen den Wein, verbringen hier ihre Freizeit beim Wandern und Spazieren – oder verdienen als Winzerinnen und Winzer ihren Lebensunterhalt durch die Bewirtschaftung.“ All das gelte es mit den berechtigten Anliegen von Arten- und Umweltschutz abzuwägen. „Nur wenn es uns gelingt, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit zu vereinbaren, schützen wir die Betriebe unserer Winzerinnen und Winzer, unser Kulturgut und unsere Umwelt. Das ist mein Ziel.“
In der von der Europäischen Kommission im Juni 2022 vorgeschlagenen Reform der „Pestizidrichtlinie“ soll erstmals ein rechtlich verbindliches Reduktionsziel beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln festgeschrieben werden: Bis 2030 sollen 50 Prozent weniger chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Ferner sollen in Zukunft alle Pflanzenschutzmittel in „empfindlichen Gebieten“ verboten werden. Allein in Rheinland-Pfalz wären von diesem pauschalen Verbot knapp 40 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche betroffen, insbesondere der Wein- und Obstbau. Wie in Rheinhessen wären auch in anderen Regionen des Landes weltbekannte Weinlagen von der neuen Verordnung betroffen: unter anderem das Forster Ungeheuer (Pfalz), die Wehlener Sonnenuhr (Mosel) oder der Felsenberg (Nahe).
Schmitt machte deutlich, dass sie ein pauschales Verbot ablehnt und das auch bei der EU adressiert hat. „Ich setze auf differenzierte, standortangepasste Lösungen, Kooperationen, den technischen Fortschritt und moderne Züchtung wie beispielsweise das Digital Farming oder Genome Editing“, sagte Schmitt. Ein moderner, integrierter Pflanzenschutz beginne bei der Auswahl passender und möglichst resistenter Sorten, führe über modernste mechanische und biologische Methoden, benötige aber ebenso Pflanzenschutzmittel, um Schaderreger zu bekämpfen.
Den rheinland-pfälzischen und europäischen Landwirten müsse ein voller Instrumentenkasten zur Verfügung stehen, damit sie die vom Markt geforderten Mengen und Qualitäten erzeugen könnten. „Wir wollen eine Reduktion der Pflanzenschutzmittel durch Innovation erreichen. So schaffen wir es, dass Reduktionziele und der Schutz der ökonomischen Basis unserer Landwirte und Winzer nicht im Widerspruch zueinanderstehen“, sagte Schmitt.
Quelle: MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, VERKEHR,LANDWIRTSCHAFT UND WEINBAU RHEINLAND-PFALZ
Bildquelle: ML-Archiv
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