Importierte Lebensmittel sind mitunter nur mit Vorsicht zu genießen – wie der jüngst bekannt gewordene Fall der mit Antibiotika belasteten Eier aus der Ukraine zeigt . Doch dieses Beispiel fällt kaum ins Gewicht gegenüber dem Mercosur-Deal. Denn das seit 1999 geplante Handelsabkommen mit den vier Mercosur- Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay würde eine Vielzahl von Agrarprodukten aus Südamerika in die EU bringen – produziert unter deutlich niedrigeren Umwelt- und Produktionsstandards als in Europa.
Peter Guhl, Milchviehhalter aus Teldau in Mecklenburg-Vorpommern und Mitglied bei den FREIEN BAUERN (Interessenvertretung der bäuerlichen Familienbetriebe), warnt vor allem vor einer Abhängigkeit Europas:
„Ich sehe im Mercosur-Deal eine weitere Schwächung der europäischen Landwirtschaft und damit eine Gefährdung der Selbstversorgung der europäischen Bevölkerung. Diese Gefahr darf nicht kleingeredet werden – gerade in der derzeitigen geopolitischen Lage, in der wir erleben, dass es zu unerwarteter Zerrüttung in den internationalen Handelsbeziehungen kommen kann. Wir dürfen uns nicht länger darauf verlassen, dass andere uns in der Not helfen, wenn wir selbst nichts mehr haben.“
Kritiker bemängeln auch die Art und Weise der Verhandlungen: Entscheidungen werden hinter verschlossenen Türen getroffen, während nationale Parlamente nicht eingebunden werden.
Fühlt sich Peter Guhl als Bürger und Landwirt übergangen?
„Ich fühle mich tatsächlich nicht ernst genommen“, sagt er. „Grundsätzlich ist Welthandel nichts Schlechtes. Aber wo liegt hier der Vorteil? Deutschland exportiert seit Jahrzehnten in den südamerikanischen Wirtschaftsraum. Nun soll der Zugang lediglich vereinfacht werden – durch einen EU-weiten Zollabbau in Höhe von rund 4 Milliarden Euro. Das ist nun wirklich kein großer Wurf!“ Er fügt an: „Das Institut der deutschen Wirtschaft nennt noch eine andere Zahl: Nach ihren Berechnungen würde das EU-Bruttoinlandsprodukt bis 2040 durch das Mercosur-Abkommen nur um 0,06 Prozentpunkte steigen. Das wiegt die vielen Nachteile des Deals in keiner Weise auf.“
Die FREIEN BAUERN lehnen Freihandelsabkommen mit Ländern, die nicht zu denselben ökologischen und sozialen Standards produzieren wie die deutschen Landwirte, grundsätzlich ab.
Quelle: Freie Bauern
Bildquelle: Moderner-Landwirt Archiv
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