Der Förderverein der Deutschen Schafhaltung ist entsetzt über die jüngst eingeführte Förderrichtlinie zur Schaf- und Ziegenweidehaltung in Niedersachsen. Entgegen den Ankündigungen von Umweltminister Christian Meyer, ein einfaches und unbürokratisches Verfahren bereitzustellen, sehen wir uns mit erheblichen bürokratischen Hürden konfrontiert, die alle Betriebe belasten. Trotz der Beteiligung von Verbänden wie dem Schafzuchtverband Niedersachsen und dem Landvolk Niedersachsen im „Dialogforum Weidetierhaltung und Wolf“ wurden praxisnahe Vorschläge der Schafhalter nur unzureichend berücksichtigt.

Bürokratische Hürden erschweren Förderung

Ein zentrales Problem stellt die Voraussetzung dar, mindestens 1,7 Hektar Weidefläche nachweisen zu müssen, um förderberechtigt zu sein. Diese Regelung benachteiligt insbesondere kleinere Betriebe, die oft nicht über ausreichend eigene Flächen verfügen. Zwar besteht die Möglichkeit, zusätzliche Flächen anzugeben, jedoch erfordert dies die Einholung detaillierter Daten von anderen Flächenbewirtschaftern. Es ist fraglich, ob alle Bewirtschafter bereit sind, diese sensiblen Informationen preiszugeben.

Unrealistische Anforderungen an Deichbeweidung

Ein weiteres gravierendes Problem betrifft die Deichbeweidung. Die Forderung, Deiche zur Wasserseite hin einzuzäunen, ist in der Praxis kaum umsetzbar und stellt die Tierhalter vor immense Herausforderungen. Die damit verbundenen Kosten und der Arbeitsaufwand stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen und gefährden die traditionelle Deichpflege durch Schafherden.

Komplexer Antragsprozess schreckt Tierhalter ab

Der Antragsprozess selbst ist alles andere als unbürokratisch. Neben dem initialen Antrag zur Teilnahme am Förderprogramm ist ein weiterer Antrag zur Auszahlung der Gelder erforderlich, in dem detailliert die genutzten Flächen angegeben werden müssen. Dieser doppelte bürokratische Aufwand schreckt viele Tierhalter ab und führt dazu, dass dringend benötigte Fördermittel nicht abgerufen werden.

Wolfsmanagement gefährdet Weidetierhaltung

Besonders alarmierend ist die aktuelle Wolfsituation in Niedersachsen. Mit über 600 Wölfen und 56 Wolfsrudeln ist die Population weit höher als der von Minister Meyer als angemessen bezeichnete Bestand von 44 Rudeln. Zum Vergleich: Schweden, mit einer Fläche von 450.295 km², beherbergt etwa 450 Wölfe. Niedersachsen hingegen, mit einer Fläche von 47.614 km², weist eine deutlich höhere Wolfsdichte auf. Ein einzelner Wolf benötigt täglich rund 3 bis 4 Kilogramm Fleisch. Bei der aktuellen Anzahl stellt sich die dringende Frage, wie dieser Bedarf gedeckt werden soll, ohne die Weidetierhaltung massiv zu gefährden. Es ist zudem besorgniserregend, dass passive Herdenschutzmaßnahmen bereits mehrfach von Wölfen überwunden wurden. Dies zeigt deutlich, dass die derzeitigen Schutzmaßnahmen unzureichend sind und die Sicherheit der Herden nicht gewährleisten können. In diesem Zusammenhang möchten wir Wendelin Schmücker zitieren:

„Weidetierhaltung geht nur ohneWölfe.“

Wir fordern daher die niedersächsische Landesregierung auf, die Förderrichtlinie umgehend zu überarbeiten, bürokratische Hürden abzubauen und praktikable Lösungen für den Herdenschutz bereitzustellen, um die Existenz der Weidetierhalter und die traditionelle Schafhaltung in Deutschland zu sichern.

Quelle: Förderverein der Deutschen Schafhaltung e.V.

Bildquelle: Moderner Landwirt-Archiv


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