Lange hat sich Landwirt Thomas Fleschutz aus Günzach dafür eingesetzt, dass Breitverteiler weiter erlaubt sind. Sein „steiniger Weg“ führte ihn zu den Versuchen in den Spitalhof – und zur Landwirtschaftsministerin persönlich. Die Allgäuer Zeitung schrieb dazu einen sehr Interessanten Artikel:

„Es war eine göttliche Fügung, dass alles so gekommen ist“:

Diese Worte sagt Thomas Fleschutz am Mittwochvormittag. Zu diesem Zeitpunkt ist es keine 24 Stunden her, dass Bayerns Land-wirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) und BBV-Präsident Günther Felßner die Nachricht für alle Bäuerinnen und Bauern verkündet haben:

Die Gülle-Ausbringung mit Breitverteiler ist weiterhin erlaubt.

Eine neue Gülle-App unterstützt das. Bei Thomas Fleschutz, Landwirt aus Günzach, steht seitdem das Telefon nicht mehr still.

„Ich habe so viele Mails und Nachrichten bekommen. Viele haben sich für die Zeit und Arbeit bedankt“, sagt er.

Es ist auch Fleschutz’ Verdienst, dass weiterhin Breitverteiler erlaubt sind. Sechs Jahre kämpfte der Landwirt mit Kollegen aus Günzach für praxistaugliche Lösungen. Er war bei der Versuchsreihe im Spitalhof Kempten in vorderster Reihe dabei.

„Der Weg war zwar steinig, aber wir haben den Glauben nicht verloren“, fasst Fleschutz zusammen.

2018 hörte Fleschutz auf dem Grünlandtag davon, dass in Zukunft nur noch eine bodennahe Ausbringung der Gülle erlaubt sein soll. Die Verordnung hatte vorgesehen, dass Landwirte ab Februar 2025 neue Technik für die Gülle-Ausbringung nutzen müssen: die Schleppschuhtechnik. Weil sie teuer ist, hatten gerade kleinerer Betriebe um ihre Existenz gebangt.

„Wir wollten es möglich machen, dass weiterhin eine Breitverteilung möglich ist“, sagt Fleschutz.

Mit Rudolf Rauscher und Landtagsabgeordnetem Bernhard Pohl (FW) organisierte er deshalb eine Infoveranstaltung in Gün- zach. Über 400 Personen kamen.

Das Thema bewegte und nahm eine eigene Dynamik an. Die Initiatoren hielten weiter Veranstaltungen ab und schufen eine breite Basis.

„Wir haben auch eine Unterschriftenaktion gestartet.“

Über 14.000 kamen zusammen. Die Günzacher Landwirte reichten eine Petition ein, die mit Würdigung genehmigt wurde.
Doch dann wurde es still.

„Wir haben gemerkt, dass wir allein als Günzacher Landwirte nicht weiterkommen. Wir haben alle Verbände durchtelefoniert, die mit Milchviehhaltung zu tun haben.“

Ob BBV, BDM, ABL oder sämtliche Bioverbände:

„Alle waren sofort bereit, sich zusammen aufzustellen“, sagt Fleschutz.

Im April 2023 brachten er und seine Kollegen alle Verbände zusammen auf die Bühne des Modeons in Marktoberdorf.

„Wir mussten um 20.10 Uhr den Einlass stoppen, weil über 1000 Leute da waren“, erzählt Fleschutz.

So riesig war die Resonanz.

Im Vorfeld waren im Spitalhof Experimente vorgeführt worden, die beweisen sollten, dass mit der bodennahen Verteilung geringere Mengen des umweltschädlichen Gases Ammoniak in die Atmosphäre gelangen.

„Der Breitverteiler hat dabei extrem schlecht abgeschnitten“, sagt Fleschutz.

Die Kritik der Landwirte: Die Versuche waren alles andere als praxisnah.

„Sie wurden teils mit kleiner Technik oder sogar nur mit der Gießkanne durchgeführt.“

Zudem argumentierten die Landwirte, dass auch durch andere Verfahren Ammoniak eingespart werden könne. Wie genau, das erklärten Fleschutz und seine Kollegen auch Landwirtschaftsministerin Kaniber am Rande des Grünlandtages 2023 in Ruderatshofen im persönlichen Gespräch. Eines von mehreren. Die Landwirte erzählten ihr von der Gülle-Verdünnung mit Wasser, anderen Fütterungstechniken und Zusätzen, die Ammoniak reduzieren.

„Auch wir wollen das im Sinne der Natur machen. Das ist die Basis, von der wir leben.“

Und dann kam alles ins Rollen. Pohl beantragte Haushaltsmittel für Versuche im Spitalhof. Nach jeder Menge Vorarbeit gingen dort und in Triesdorf Ende 2023 die Versuche los. Der Ammoniak-Gehalt wurde gemessen – mit normaler Technik ausgebracht. Zudem wurde getestet, wie Wasser-Zusätze zur Reduzierung der Werte beitragen.

„Ich war bei allen Tests dabei. Sie liefen sehr transparent ab.“

Das Ergebnis: Durch Wasserverdünnung entstanden beim Breitverteiler 58 Prozent weniger Ausgasungen, sagt Fleschutz.

Ganz ohne Bedingung bleibt die Erlaubnis aber nicht:

Die Gülle darf nur einen bestimmten Anteil an Trockensubstanz (TS) haben. Wenn diese Quote zu hoch ist, muss die Gülle mit Wasser verdünnt werden.

Der maximale Anteil an TS liegt nun bei 4,6 Prozent.

Die Günzacher Landwirte hatten eigentlich einen Gehalt von 5 Prozent gefordert.

Fleschutz sieht das Ergebnis trotzdem als Erfolg.

„Es ist ein positives Gefühl, wenn man sich für die Allgemeinheit einsetzt und dann so ein Ergebnis rauskommt“, sagt er.

So viele Male hatte Fleschutz den Satz gehört:

„Das wird eh nichts mehr.“

Doch der Landwirt, der auch ein passionierter Sportler ist, hielt es in seinem Kampf gegen die Gülleverordnung wie beim Fußball:

„Das Spiel ist erst vorbei, wenn der Schiri abgepfiffen hat“

Quelle: Allgäuer Zeitung

Bildquelle: Moderner Landwirt-Archiv


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