Die ersten niedersächsischen Himbeeren des Jahres sind nach Angaben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) reif für die Ernte. Sie wachsen geschützt in Gewächshäusern und unter Folientunneln heran und haben deswegen einige Wochen Vorsprung vor den Himbeer-Pflanzen, die Betriebe unter freiem Himmel kultivieren.

„Die Haupternte in den Tunneln hat begonnen – im Freiland beginnt die Ernte voraussichtlich Anfang Juli“, berichtet Felix Koschnick, bei der LWK Leiter der Versuchsstation Beerenobst in Vechta-Langförden. „Aufgrund neuartiger Kulturverfahren lassen sich Himbeeren mittlerweile von Mai bis in den September hinein ernten.“

„Die derzeitige Witterung, warme Temperaturen und Sonne lassen eine sehr gute Fruchtqualität auf den betrieben erwarten“, melden Christina Oevermann und Hendrik Menke, am Standort Vechta-Langförden Berater für Beerenobst beim Obstbauversuchsring des Alten Landes e.V. des Obstbauzentrums Esteburg.

Der Anbau von Himbeeren hat sich in den zurückliegenden Jahren zusehends vom Freiland in den geschützten Anbau verlagert: „Dadurch können für den Lebensmittelhandel witterungsunabhängig kontinuierlich gleichbleibende Mengen und Qualitäten angeboten werden“, sagt Koschnick.

Auf dem Gelände der Versuchsstation für Beerenobst der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Vechta-Langförden reifen Himbeeren im Freilandanbau heran. Während in Gewächshäusern und unter Folientunneln bereits erste heimische Himbeeren geerntet werden, wird es mit der Freiland-Ernte in Niedersachsen voraussichtlich bis Mitte Juli dauern. Foto: Koschnick/Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Die Produktion von Himbeeren im geschützten Anbau sei zwar deutlich kostenintensiver als im Freiland, habe jedoch den Vorteil, dass sich in Folientunneln und Gewächshäusern weniger Schaderreger an den Pflanzen festsetzten und dadurch die Menge der eingesetzten Pflanzenschutzmittel reduziert werden könne, erläuterte der Versuchsstationsleiter. Zudem kann effektiv mit Nützlingen gearbeitet werden, so dass auch Insektizide kaum noch eingesetzt werden müssen. „Freilandanlagen werden zu einem großen Teil mittlerweile als Selbstpflückanlagen genutzt“, ergänzt Beerenobstberater Tilman Keller, beim Obstbauversuchsring zuständig für Schleswig-Holstein.

Die Zentren des Himbeeranbaus in Niedersachsen liegen im Landkreis Vechta um Langförden und auf der Stader Geest südlich des Alten Landes. Selbstpflückanlagen befinden sich verstreut in ganz Norddeutschland, verstärkt im Einzugsbereich größerer Städte. Um Himbeeren so frisch wie möglich mit den eigenen Händen zu ernten, nehmen manche Verbraucher*innen lange Anfahrtswege in Kauf.

Im Gegensatz zu den Himbeerimporten aus Spanien, Marokko und Portugal, die immer mehr im Lebensmitteleinzelhandel zu finden sind, lassen sich nach Einschätzung der LWK die Früchte hierzulande mit einer deutlich besseren CO2-Bilanz und geringerem Wasserverbrauch in guter Qualität produzieren. So können sich die Endverbraucher*innen bei deutschen Himbeeren auf ein nachhaltiges, gesundes und leckeres Früchtchen freuen.

Nach Angaben des Statistischen Landesamts produzierten im vergangenen Jahr 49 Betriebe in Niedersachsen auf 117 Hektar (ha) im Freilandanbau insgesamt 433 Tonnen Himbeeren (2020: 53 Betriebe, 80 ha, 280 Tonnen). 24 Betriebe ernteten vergangenes Jahr im geschützten Anbau in Folientunneln und Gewächshäusern auf 56 ha Fläche 803 Tonnen Himbeeren (2020: 22 Betriebe, 58 ha, 986 Tonnen).

Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Bildquelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen / Ehrecke / Koschnick