Die Proteste haben begonnen! 80 Traktoren und etwa 200 Landwirtinnen und Landwirte sind dem Aufruf von LSV Deutschland und den FREIEN BAUERN gefolgt und zum Edeka-Zentrallager in Wiefelstede/Neuenkruge gekommen. Eingeladen war zur Podiumsdiskussion zwischen Bauern und den Managern der Edeka-Gruppe.

Nicht erschienen sind die Edeka-Verantwortlichen. Es gab immerhin ein offizielles Statement, das von den Moderatoren der Veranstaltung verlesen wurde. 

So wird ein weiteres Kapitel geschrieben in der neuen Version von David gegen Goliath. Auf der einen Seite die bäuerlichen Familienbetriebe dem gegenüber die großen Handelsriesen.
Noch bis Ende September waren die landwirtschaftlichen Verbände – die sich seit Monaten mit den „Big 4“ des Lebensmitteleinzelhandels (neben Edeka sind das ALDI, LIDL und Rewe/Netto) in Gesprächen um eine Verbesserung der Einkommenssituation der Bauern bemühen – sehr zuversichtlich, dass es zeitnah zu einer Einigung und auch Umsetzung der Gesprächsergebnisse kommen würde. 

In den Arbeitsgruppen Herkunftskennzeichnung, Rind/Milch und Schwein haben sich im Gesprächsformat AGRARDIALOG bis dahin bereits sieben Monate aktive Bäuerinnen und Bauern mit den Handelsriesen zusammengesetzt und etliche Lösungsansätze angeboten – aber auch Forderungen gestellt. Diese haben nach wie vor Bestand. 

Ein paar Beispiele: 

  • Dreiecksverträge zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Lebensmitteleinzelhändlern
  • Transparente Herkunftskennzeichnung für Produkte und Produktbestandteile
  • Produktionskosten der Erzeuger müssen endlich bei längerfristigen Kontrakten berücksichtigt werden (Inflation)
  • Verantwortung für die eigene Rolle in der Wertschöpfungskette
  • Und an die Politik: Überarbeitung der UTP-Richtlinie also die Einführung eines Verbotes des Einkaufs unterhalb der Produktionskosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, als Schutzwall gegen einen ruinösen Preiswettbewerb. 

In etlichen Sitzungen der einzelnen Arbeitsgruppen, auch mit Verarbeitern und beratenden Juristen wurde gemeinsam bis ins Detail an Lösungen gearbeitet. Nach Monaten dieser intensiven Gespräche hatten Edeka, Aldi, Lidl und Rewe Ende September die Zusammenarbeit im AGRARDIALOG jedoch schließlich ohne konkrete Zugeständnisse eingestellt. 

In der AG Schwein sah das Ergebnis zum Beispiel so aus: der Einzelhandel kauft die Tiere direkt bei bäuerlichen Erzeugergemeinschaften ein, zu einem vorab vereinbarten Preis oberhalb der per Index festgestellten durchschnittlichen Produktionskosten. Dann sollten die Schweine im Auftrag geschlachtet und verarbeitet und schließlich als fair gehandelte Ware aus heimischer Landwirtschaft in den Handel kommen. Zuerst Frischfleisch und verpackte Teile, später auch Wurstwaren.

Und im Bereich Milch: Dreiecksverträge zwischen Milcherzeugern, Molkereien und dem Handeln sollten den Betrieben kurzfristig mindestens kostendeckende Preise ermöglichen.
Ein weiteres Hauptthema der Gespräche im Agrardialog war die einheitliche transparente Herkunftskennzeichnung für Produkte und Produktbestandteile.

Die Idee: „Einen Bereich im ersten Sichtfeld zu platzieren, in dem die drei mengenmäßig größten und zwei wertgebende Bestandteile aufgeführt werden. Bei weiteren landwirtschaftlichen Zutaten muss der Verbraucher die Möglichkeit haben, über QR-Code o.ä. einfach an diese Informationen zu gelangen. Bei lückenlos in Deutschland entstandenem landwirtschaftlichen Produkt (inkl. Verarbeitung bis in die Verpackung) kann dieses zusätzlich mit einer „x Mal D Flagge“ hervorgehoben werden,“ erklärt Frauke Bielefeld, Teilnehmerin der AG Herkunftskennzeichnung. Wichtig ist dies, um den Verbrauchern überhaupt die Chance zu geben, unkompliziert an Informationen zur Herkunft ihrer Lebensmittel zu gelangen und damit eine wirkliche Kaufentscheidung treffen zu können.

„Wir erwarten, dass die Herren von Edeka Deutschland und den anderen LEHs umgehend an den Verhandlungstisch zurückkehren und die im AGRARDIALOG gemeinsam ausgearbeiteten Lösungen endlich in die Tat umsetzen“, begründet Anthony Lee, Sprecher von LsV Deutschland, die heutige Aktion.

„Wir brauchen jetzt dringend mindestens kostendeckende Preise und eine Umsetzung der Ergebnisse des AGRARDIALOGS bis Weihnachten“, resümiert Jann-Harro Petersen von LSV Deutschland.

Die heutige Veranstaltung ist der Auftakt für weitere Aktionen und Proteste, mit denen sich die Bauern gegen die anhaltende Ausbeutung der Landwirtschaft durch die großen Handelsketten und Lebensmittelkonzerne wehren. Die Demonstration in Wiefelstede ist bis zum 24.12.2021 angemeldet!

Es wird zu Verkehrsbehinderungen durch Traktoren kommen.

Gleichzeitig gab es auch eine Demo in Potsdam zu dem der LBV Brandenburg aufgerufen hat.

Quelle: LSV

Bildquelle: Landwirte vor Ort


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