Im Jahr 2017 konnte die erste komplett maschinell gezogene Kulturpflanze geerntet werden. Die Pflanze wurde gesät und gepflegt, ohne dass zu diesem Zweck ein Mensch das Feld betrat. Das Smart Farming – auch als E-Agriculture bezeichnet – schreitet seither immer weiter voran. Digitale Technologien wie Internet, mobile Geräte, KI, digitale Services und Apps halten Einzug in landwirtschaftliche Betriebe. Dabei ist nicht jede technische Errungenschaft für jeden landwirtschaftlichen Betrieb gleichermaßen sinnvoll. Wir stellen im Folgenden Beispiele für moderne Technologien vor, die den Arbeitsalltag beeinflussen können und zeigen die Chancen und Grenzen der digitalisierten Landwirtschaft auf.

Gängige Technologien

GPS-Geräte in der Landwirtschaft

Zu den verhältnismäßig einfachen, aber effizienten digitalen Technologien in der Landwirtschaft gehören GPS-Ortungs- und Überwachungsgeräte. GPS-Tracker haben in vielen Bereichen Einzug in unseren Alltag gehalten. Sie werden eingesetzt, um Menschen, Haustiere und Smartphones zu verfolgen. Sie können Informationen über den Einsatz und die Bewegungen eines Fahrzeugs oder Geräts liefern. In diesem Rahmen können GPS Tracker für Landmaschinen eingesetzt werden. In vielen Betrieben sind die GPS-Geräte bereits in den Arbeitsalltag integriert. Denn landwirtschaftliche Betriebe können mithilfe eines GPS-Ortungs- und Überwachungssystems aufzeichnen, welche Routen Traktoren fahren und anhand der Auswertungen günstigere Wege abstecken. So wird eine optimierte Planung möglich und die Arbeitsweise bei der Kultivierung, Düngung, Schädlingsbekämpfung und Ernte kann verbessert und überwacht werden.

Bei modernen GPS-Systemen können landwirtschaftliche Betriebe sogar vorab genau einprogrammieren, welche Routen die landwirtschaftlichen Maschinen benutzen sollen.

Auf diese Weise können Geld und Zeit gespart werden. Es wird weniger Kraftstoff verbraucht – was den Betrieb nicht zuletzt grüner werden lässt – und der Bedarf an zusätzlicher manueller Arbeit sinkt.

Diebstahlschutz

Für viele Betriebe sind GPS-Tracker vor allem ein hervorragender Diebstahlschutz. Häufig bleiben landwirtschaftliche Maschinen unbeaufsichtigt über einen längeren Zeitraum auf dem Feld stehen. In diesem Sinne sollte ein Gerät gewählt werden, das bei unerwünschter Bewegung eine Alarmierung auslöst. Sollte eine unbefugte Person versuchen, beispielsweise einen Traktor wegzufahren oder zu verladen, löst ein Bewegungs- und Erschütterungssensor eine Alarmierung per SMS aus.

Bei der Wahl eines GPS-Trackers für Landmaschinen sollte darauf geachtet werden, dass dieser fest an der Unterseite der Maschine verschraubt werden kann und Schmutz, Staub und Feuchtigkeit aushält. Zudem sind eine lange Akkulaufzeit sowie eine einfache Bedienbarkeit und Inbetriebnahme maßgeblich.

Der Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft

Ein weiteres prominentes Beispiel für die Digitalisierung der Landwirtschaft ist der Einsatz von Drohnen. In vielen Betrieben werden Drohnen für eine unterschiedliche Aufgaben eingesetzt, so zum Sprühen von Düngemitteln, für die Überwachung aus der Luft, die Überwachung von Ernten, die Inspektion von Grundstücken, für die Kartierung sowie zum Entdecken beschädigter oder verrottender Pflanzen. Dabei sind unterschiedliche Drohnentypen für unterschiedliche Einsätze geeignet. 

Drohnen werden auch und vor allem dazu genutzt, um die auf den Feldern gesammelten Daten dazu zu verwenden, bessere agronomische Entscheidungen zu treffen. Damit gehören Drohnen im Rahmen der Digitalisierung zum Sektor der Präzisionslandwirtschaft.

Der Einsatz von Drohnen ist zu einem wichtigen Bestandteil der groß angelegten Präzisionslandwirtschaft in verschiedenen Bereichen geworden. Die von den Drohnen aufgezeichneten Daten helfen den Landwirten, Anpflanzungen und Behandlungen besser zu planen, um die bestmöglichen Ernten zu erzielen und Erträge zu steigern.

Mit Hilfe von Wärmebildkameras können Drohnen auch zum Einsatz kommen, wenn es darum geht, vor der Mahd Tiere aufzuspüren. Ein Drohnenflug über ein Feld oder eine Wiese kann beispielsweise ein verstecktes Rehkitz aufspüren.

Chancen und Risiken

Im Jahr 2017, dem Jahr, in dem die erste komplett maschinell gezogene Kulturpflanze das Licht der Welt erblickte, wurde im Auftrag von DLG-Agrifuture Insights eine Umfrage unter Landwirten in Deutschland, Frankreich, Polen und dem United Kingdom zum Thema Digitalisierung in der Landwirtschaft durchgeführt. Diese Umfrage ergab, dass vor allem die Vereinfachung der Betriebsdokumentation und die Verbesserung der Produktionseffizienz im Rahmen der Digitalisierung von den Landwirten als größte Chancen wahrgenommen werden. Dabei fielen die Einschätzungen in den vier untersuchten Ländern leicht unterschiedlich aus. In Deutschland standen vor allem Effizienz und Dokumentation im Vordergrund.

Digitalisierung in der Landwirtschaft kann zur Verbesserung der Umweltfreundlichkeit, des Tierschutzes und der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft beitragen. Dabei lassen sich die unterschiedlichen Tools für die Digitalisierung in die Bereiche Präzisionslandwirtschaft und Smarte Landwirtschaft unterteilen. Mit Hilfe der Digitalisierung lassen sich Produktivität und Produktqualität steigern und Produktionskosten können gesenkt werden. Zudem kann die Digitalisierung sich positiv auf die Bereiche Nachhaltigkeit und Umweltschutz auswirken.

Die Digitalisierung im landwirtschaftlichen Bereich kann zudem dafür sorgen, dass der Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal mit entsprechenden Kenntnissen steigt und so neue Berufsperspektiven eröffnen. In diesem Sinne sollte für die Landwirte die Fort- und Weiterbildung des Personals in Hinblick auf die digitalen Technologien und deren Einsatz eine wichtige Rolle spielen, um Betriebe nachhaltig zu erhalten.

Die andere Seite der Medaille

Alles hat seine zwei Seiten. So bemängeln viele Landwirte in Bezug auf die Digitalisierung mangelnde Datensicherheit und eine zu hohe Transparenz gegenüber den Behörden. Wenn landwirtschaftliche Betriebe in Zukunft ihre Produktionsverfahren digital und transparent erfassen und darstellen können, sollte dies nicht zwangsläufig bedeuten, dass Behörden oder Dritte ein generelles Zugriffsrecht auf sämtliche Daten haben und auf diese Weise gläserne Betriebe entstehen. Es gilt dafür zu sorgen, dass landwirtschaftliche Betriebe mit anderen Wirtschaftsunternehmen, deren Geschäftsdaten als schützenswert anerkannt sind, gleichgestellt werden. Dies heißt nicht, dass Landwirte in den Bereichen, in denen eine gesetzliche Dokumentations- und Auskunftspflicht besteht, ihren Verpflichtungen nicht vollumfänglich nachkommen müssen. Doch personenbezogene Daten, Betriebsdaten und Maschinendaten gehören den Landwirten. Aktuell sind jedoch nur personenbezogene Daten per Gesetz geschützt. Viele Landwirte fordern aus diesem Grund eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen,

Ein weiterer Punkt, der gewisse Risiken birgt, besteht darin, dass im Rahmen der Digitalisierung die Effizienz und Produktivität in den Vordergrund gestellt wird. Im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft sollten ökonomische Aspekte jedoch gleichberechtigt mit ökologischen und sozialen Aspekten berücksichtigt werden.

Fazit

Der ländliche Raum wird durch eine produktive, nachhaltige und ausfallsichere Landwirtschaft zukunftsfähig und bleibt dynamisch. In der Digitalisierung liegen diesbezüglich große Chancen. Doch unterscheidet sich die Digitalisierung in der Landwirtschaft von der in der industriellen Produktion, da in besonderem Maße natürliche Ressourcen genutzt werden und besondere Faktoren wie wechselnde Klimabedingungen an unterschiedlichen Standorten eine Rolle spielen. So erfordert die Digitalisierung von landwirtschaftlichen Betrieben standortangepasste Ansätze.

Die Digitalisierung ist ein Fortschritt für Landwirtschaft und Verbraucher, wenn sie die unternehmerische Autonomie der Landwirte bewahrt und ökologische, ökonomische und soziale Standards gleichermaßen berücksichtigt.

Quelle: ML

Bildquelle: ML-Archiv


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