Die FREIEN BAUERN, Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, haben die Forderung des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nach Anhebung des Alters für den Traktorführerschein von 16 auf 18 Jahre scharf kritisiert.

„Der GDV ist einer der finanzstärksten Lobbyverbände des Landes, unterhält eine eigene Abteilung für Unfallforschung und stellt eine solch gravierende Forderung auf, ohne über seriöses Zahlenmaterial zu verfügen“, wundert sich Ralf Ehrenberg von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN.

Dass Junglandwirte überproportional an landwirtschaftlichen Verkehrsunfällen beteiligt wären, ist nach wie vor durch keinerlei Altersstatistik belegt – der Vorschlag des GDV-Unfallforschers Siegfried Brockmann sei daher eine „bodenlose Frechheit gegenüber leistungsbereiten jungen Menschen, die ihre Fähigkeiten durch eine schwierige Fahrprüfung unter Beweis gestellt haben“, so der 51jährige Landwirt aus dem hessischen Ziegenhagen, der selbst seit seinem zwölften Lebensjahr unfallfrei Traktor fährt, seit dem 16. Lebensjahr natürlich auch auf öffentlichen Straßen:

„Viele unserer Junglandwirte sind durch die langsame Heranführung bei der Feldarbeit deutlich sicherer im Umgang mit motorisierten Fahrzeugen als Gleichaltrige aus der Stadt ­– die Technik-Begeisterung der nächsten Generation darf nicht durch unqualifizierte Vermutungen irgendwelcher Theoretiker ausgebremst werden.“

Die vom GDV zu Recht bemängelte höhere Unfallquote von landwirtschaftlichen Fahrzeugen kann nach Beobachtungen der FREIEN BAUERN auch auf zunehmende Rücksichtslosigkeit bei anderen Verkehrsteilnehmern zurückzuführen sein.

„Früher war es selbstverständlich, dass ein Privat-PKW einer landwirtschaftlichen Zugmaschine auf einer schmalen Straße ausweicht, heute besteht der Gegenüber oft auf seinem Recht und es kommt zu zeitraubenden Blockaden“, weiß Ehrenberg aus eigener Erfahrung.

Wie in den gegenwärtigen politischen Debatten werde Landwirtschaft auch im Straßenverkehr oft nur noch als störendes Hindernis wahrgenommen, bedauert der Ackerbauer:

„Ein bisschen mehr Respekt vor unserer Arbeit, für die wir nunmal Großtechnik brauchen, und ein defensiver Fahrstil auf allen Seiten würden die Unfallzahlen sicher wirksamer senken als die vom GDV vorgeschlagenen Verbote und Auflagen. Manchmal wünscht man sich die Kuhherde zurück, die durch die Dorfstraße in den Stall getrieben wird – als Sinnbild für Entschleunigung und als Erinnerung daran, dass der wichtigste Beruf der Welt eigentlich immer Vorfahrt hat.“

Quelle: Freie Bauern

Bildquelle: Freie Bauern


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