📉 Biomilch in der Kostenfalle:
Die Erzeugungskosten steigen 2024/25 auf 74,36 ct/kg, die Auszahlungspreise decken nur 83 % davon. Trotz guter Preise bleibt eine Lücke von −17 %.
Der Bio-MMI steigt erneut – und die Branche warnt:
👉 Eine Umstellung auf Bio rechnet sich aktuell nicht.
Nach aktuellen Trendberechnungen des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) lagen die Erzeugungskosten für Biomilch im Wirtschaftsjahr 2024/25 bei 74,36 Cent pro Kilogramm – ein Anstieg um 0,63 Cent gegenüber dem Vorjahr. Der Bio-Milch Marker Index (Bio-MMI) erhöhte sich leicht von 114 auf 115 und bestätigt damit den langfristigen Kostenauftrieb in der ökologischen Milcherzeugung.
Milchmenge pro Betrieb sinkt – tatsächliche Kosten steigen
Die nun aktualisierten Testbetriebsdaten für 2023/24 zeigen eine geringere angelieferte Milchmenge pro Ökobetrieb. Das hebt das reale Kostenniveau der Biomilch auf 73,73 Cent pro Kilogramm an.
Während die Kosten für Zukauffutter mit rund 10 Cent je Kilogramm Milch weitgehend stabil blieben, entwickelten sich die übrigen Kostenpositionen unterschiedlich:
- Energiekosten: −1 %
- Unterhaltungskosten: +8 %
- Arbeitskosten: weiterhin hoher Druck
Diese Kostensteigerungen trugen maßgeblich zum Anstieg der Gesamterzeugungskosten auf 74,74 Cent bei. Positive Preiseffekte bei Rindern (+24 %) konnten die Belastung nur teilweise kompensieren.
Erzeugerpreise steigen – Deckungslücke bleibt jedoch groß
Die Auszahlungspreise für Biomilch legten im gleichen Zeitraum zwar um 11 % auf 61,49 Cent/kg zu (Vorjahr: 55,55 Cent). Doch trotz dieser Verbesserung bleibt eine Kostenunterdeckung von −17 % bestehen. Der Biomilchpreis deckt damit nur 83 % der tatsächlichen Herstellungskosten.
Im August 2025 stiegen die Preise kurzfristig auf rund 66 Cent/kg, was jedoch die strukturelle Unterdeckung nicht löst.
„Eine Umstellung auf Bio rechnet sich aktuell nicht“ – deutliche Worte der MEG Milch Board
Trotz knapper Biomilchmenge und aktiver Werbung vieler Molkereien bewertet Frank Lenz, Vorstandsvorsitzender der MEG Milch Board, die Lage kritisch:
„Der Biomilchpreis mit der gegebenen Kostenstruktur lässt für einen unternehmerisch handelnden Milcherzeuger keine Umstellung auf den ökologischen Landbau zu.“
Lenz verweist insbesondere auf:
- die weiterhin hohe Unterdeckung,
- steigende Auflagen (z. B. Weidepflicht),
- sowie zunehmende Rückumstellungen und sogar Betriebsaufgaben.
Mit Blick auf den bevorstehenden Generationswechsel sieht er die ökologische Milchproduktion zusätzlich gefährdet:
„Viele Idealisten der ersten Stunde gehen in Rente. Nachfolger werden einen dauerhaft defizitären Produktionszweig nicht fortführen.“
Wertschöpfungskette unter Druck – „Bio und Discount passen nicht zusammen“
Lenz kritisiert außerdem die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels:
„Biomilch wird derzeit zu erschreckend niedrigen Preisen angeboten. ‚Bio‘ und ‚Discount‘ passen nicht zueinander.“
Damit Biomilch wirtschaftlich stabil produziert werden kann, müssten laut MEG Milch Board:
- Auszahlungspreise proportional zu den Kosten steigen,
- Biomilch höher wertgeschätzt werden – auch über den Ladenpreis,
- und ein verpflichtendes Vertragsmodell etabliert werden.
Ein solches Modell, das Menge, Preis, Qualität und Laufzeit festlegt, könnte die Produktion stabilisieren und Preisverfälle wie im konventionellen Milchmarkt vermeiden.
Was ist der Bio-MMI?
Der Bio-Milch Marker Index (Bio-MMI) bildet die Entwicklung der ökologischen Milcherzeugungskosten ab und erscheint jährlich. Er basiert auf Daten von:
- Deutschem Testbetriebsnetz (BMELH)
- Statistischem Bundesamt (Destatis)
- Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI)
- Trendberechnungen des BAL
Mit jeder Aktualisierung verlieren Vorjahresprognosen ihre Gültigkeit – der Bio-MMI zeigt somit den realen, jährlichen Kostenstand der Bio-Milcherzeugung.
Fazit
Die Biomilchproduktion bleibt trotz stabiler Futter- und Energiepreise wirtschaftlich angespannt. Steigende Arbeits- und Instandhaltungskosten sowie niedrige Ladenpreise führen zu einer anhaltenden Unterdeckung. Ohne strukturelle Anpassungen – insbesondere höhere Auszahlungspreise und verbindliche Lieferverträge – droht die ökologische Milchviehhaltung in Deutschland weiter unter Druck zu geraten.
Quelle: MEG Milch Board w. V.
Bildquelle: Moderner Landwirt-Archiv
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