Wie aktuelle Berechnungen zu den Produktionskosten und Erzeugerpreisen im Biosektor zeigen, erhielten Erzeuger in Deutschland für das Wirtschaftsjahr 2021/22 im Schnitt 52,31 ct/kg erzeugter Biomilch. Die berechneten Kosten unter Voraussetzung einer fairen Vergütung betrugen jedoch 66,97 ct/kg. Damit fehlten den Erzeugern ganze 22 Prozent zur Kostendeckung.

Im betrachteten Wirtschaftsjahr erzielten die Biomilch-Erzeuger Einnahmen von im Durchschnitt 64,08 ct/kg, davon 52,31 ct/kg über den Milchpreis und 11,77 ct/kg über die Beihilfen. Da die Kosten für die Betriebsmittel und den allgemeinen Betriebsaufwand nach dem Abzug der Rindererlöse 55,26 ct/kg ausmachten, lagen ihre realen Einkünfte lediglich bei  8,82 ct/kg Biomilch. Das sind nicht mehr als 38 % des Einkommens, das laut Einkommensansatz nach Tarifstandards angemessen wäre. Dieser angemessene Einkommensansatz wurde auf Basis eines durchschnittlichen Stundenlohns von rund 25 Euro (inkl. Arbeitsgeberanteile) berechnet. Das Prädikat sozial und wirtschaftlich nachhaltig kann der Biomilchproduktion gemäß dieser Fakten nicht zugeordnet werden.

Die Ergebnisse zu den Milcherzeugungskosten im deutschen Biomilchsektor stammen vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) und werden jährlich aktualisiert.

Mit Kostensteigerungen haben alle Milcherzeuger zu kämpfen. Im Vergleich zur konventionellen Milch sind im Biobereich die Erzeugerpreise allerdings weit weniger angestiegen, so dass hier ein starkes Defizit herrscht.

Bio-Milch-Marker-Index (Bio-MMI)
Der Bio-Milch-Marker-Index (Bio-MMI) zeigt die Entwicklung der ökologischen Milcherzeugungskosten auf. Für das Wirtschaftsjahr 2021/22 hat der Bio-MMI einen Wert von 100, d. h. die Produktionskosten für deutsche Biomilcherzeuger sind genauso hoch wie im Basisjahr 2015/16 (2015/16 = 100). Im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2016/2017, als der Bio-MMI bei einem Wert von 94 lag, hat jedoch eine Kostensteigerung von 6 Indexpunkten stattgefunden.

Preis-Kosten-Ratio (Unterdeckung)
Die Preis-Kosten-Ratio verdeutlicht, inwieweit die gezahlten Erzeugerpreise die Milchproduktionskosten auf biologischen Milchviehbetrieben decken. Für das Wirtschaftsjahr 2021/22 haben die ErzeugerInnen nur 78 % ihrer Produktionskosten über den Milchpreis erwirtschaftet; die Unterdeckung der Kosten betrug somit 22 %.

Studie zu den Produktionskosten acht wichtiger Milcherzeugungsländer Nicht nur für die ökologischen, sondern auch für den Durchschnitt aller Milchviehbetriebe werden regelmäßig Kostenberechnungen durchgeführt. Auch dort wird deutlich, dass Milcherzeuger keine kostendeckenden Milchpreise erhalten. Die Berechnungen der Milchproduktionskosten für Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Litauen, Luxemburg und die Niederlande für das Jahr 2019 finden Sie hier sowie eine Aktualisierung für das Jahr 2021 mit einer Aussicht für das erste Quartal 2022 hier.
Kosten der Milchproduktion chronisch unterdeckt – was schafft Abhilfe? Das European Milk Board (EMB) schlägt die gesetzliche Verankerung eines Kriseninstruments vor, um der chronischen Unterdeckung entgegenzuwirken. Das Marktverantwortungsprogramm (MVP) beobachtet und reagiert auf Marktsignale beispielsweise durch eine temporäre Anpassung der Produktion in Krisenzeiten. Sehen Sie hier eine kurze Beschreibung des Marktverantwortungsprogramms des EMB.

Quelle: EMB

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