Mit der Übergabe des Förderbescheids an den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und den Deutschen Bauernverband (DBV) gab Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am 09.02.2022 den offiziellen Startschuss für das Projekt „Humus+“. Gemeinsam mit dem Forschungsteam des Thünen-Instituts und 150 landwirtschaftlichen Betrieben in ganz Deutschland werden die Projektpartner in den kommenden sechs Jahren humusmehrende Maßnahmen praxisnah erproben und wissenschaftlich validieren.

Humus, die organische Substanz des Bodens, ist entscheidend für die Bodenfruchtbarkeit und durch den hohen Anteil an organischem Kohlenstoff ein „CO2-Speicher“. In insgesamt zehn Modellregionen werden – wissenschaftlich begleitet durch das Thünen-Institut und unterstützt durch eine kompetente Beratung – neue Wege entwickelt, erprobt und ausgewertet, mit denen der Humusgehalt der Böden dauerhaft vermehrt werden kann. Im Projekt gewonnene Erkenntnisse können von landwirtschaftlichen Betrieben genutzt werden, um besser Humus aufzubauen. Das Projekt leistet somit einen Beitrag zur Umsetzung des Klimaschutzplans der Bundesregierung im Bereich der Landwirtschaft und unterstützt die Ziele der Europäischen Kommission für mehr aktiven Klimaschutz in der Landwirtschaft.

„Gemeinsam können wir Höfe jeder Produktionsform erreichen, konventionelle und ökologische Betriebe. Ein fruchtbarer, lebendiger Boden ist Grundlage und wichtigstes Ziel des Öko-Pflanzenbaus. Wir wollen mit den jahrzehntelangen Erfahrungen unserer Bio-Betriebe dazu beitragen, dass Humusaufbau von der Ausnahme zur Regel wird. Denn jeder Betrieb hat, je nach Standort und Wirtschaftsweise, unterschiedliche Voraussetzungen, Humus aufzubauen. Wir wollen gemeinsam die Bäuerinnen und Bauern dabei unterstützen, einen ganz praktischen Beitrag dabei zu leisten, klimafreundlicher zu wirtschaften“, freut sich BÖLW-Vorsitzende Tina Andres beim Projektstart.

Für Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, hat das Projekt große Bedeutung: „Die einmalige Zusammenarbeit in diesem Projekt ermöglicht, erfolgreiche und praxisnahe Maßnahmen zum Humusaufbau zu erproben und in die landwirtschaftliche Breite zu übertragen. Dies wird einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten – denn Klimaneutralität geht nur über CO2-Senken. Auch wenn die konservierende Bodenbewirtschaftung auf einer Vielzahl von landwirtschaftlichen Betrieben schon gängige Praxis ist, werden wir im Projekt neues praxisnahes Wissen über geeignete Maßnahmen generieren und passende Strategien für die Umsetzung in der Praxis entwickeln, wovon alle Landwirte profitieren. Ich bin überzeugt davon, dass hierbei sowohl biologisch als auch konventionell wirtschaftende Betriebe voneinander lernen können.“

Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts, sieht in dem Projekt eine Chance für mehr wissenschaftliche Erkenntnis in einer Zukunftsfrage:

„Wir forschen seit vielen Jahren zur Humusbildung und zu Prozessen im Boden. Über die Bodenzustandserhebung haben wir ein gutes Bild über den Bodenkohlenstoffgehalt in Deutschlands Böden. Es fehlen uns aber noch Daten und Erkenntnisse aus der Praxis, welche Maßnahmen auf welchen Standorten Humusaufbau fördern, wie kosteneffizient die Maßnahmen sind und wie diese in der Praxis umgesetzt werden. Das Vorhaben kann einen wichtigen Beitrag leisten, die Frage zu beantworten: Welcher Beitrag kann mit welchen Maßnahmen auf welchen Betrieben zu welchen Kosten zum Humusaufbau und für den Klimaschutz geleistet werden?“

Hintergrund
Ausgangspunkt der Humusbildung ist die Photosynthese der Pflanzen. Durch die Aufnahme von Kohlenstoff in Form von CO2 aus der Luft wird dieser gebunden und durch Wurzelausscheidungen sowie abgestorbene Pflanzenteile in den Boden abgegeben. Durch den mikrobiellen Abbau entstehen daraus leicht und schwer zersetzbare Formen von Kohlenstoffverbindungen – der Humus.

Durch flächendeckende Erhöhung des Humusgehaltes kann ein Teil des atmosphärischen Kohlenstoffdioxids langfristig gebunden werden. Somit ist es möglich, im Sinne der Klimaneutralität das Ziel des Ausgleichs unvermeidbarer THG-Restemissionen zu unterstützen. Zudem sind humusreiche Böden fruchtbarer, können bei starkem Regen mehr Wasser aufnehmen und dieses für Trockenzeiten speichern. Von Hochwasser-Vermeidung bis zur Ernährungssicherung reichen auf diese Weise die Wirkungen von Humus. Humus-aufbauend zu wirtschaften ist für landwirtschaftliche Betriebe herausfordernd. Das Projekt Humus+ soll Betriebe in der Umsetzung einer Vielzahl von Maßnahmen, von Dauerbegrünung über nichtwendende Bodenbearbeitung bis zur Kombination von Bäumen und Ackerbau in Agroforstsystemen, unterstützen. Durch die wissenschaftliche Auswertung wird sichergestellt, dass alle Auswirkungen gemessen und ökologisch sowie betriebswirtschaftlich bewertet werden.

Quelle: DBV

Bildquelle: ML-Archiv


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