Nicht dass die reinen Milcherzeuger durch die niedrigen Milchpreise ohnehin schon
ausgebeutet werden und sie von der eigenen Substanz leben.

Die Molkerei FRISCHLI setzt nun noch einen obendrauf und holt die Milch des Bauern Tom John aus Schneeren, auf Grund eines durchgefallenen QM Milch Auditorings einfach nicht mehr ab.

Die Milch entspricht den Qualitätsstandards und hat mit dem QM Auditoring eigentlich nichts zu tun.

QM Auditoring was ist das?

Es ist eine unnötige, bürokratische Beschäftigungstherapie für vielleicht gelangweilte
Landwirte. Davon kenne ich jedoch niemanden.

Nachzulesen sind die 26 Seiten Standardwerk und die 36 Seiten Auditoring für jedermann unter: www.qm-milch.de .

Ein extremer, bürokratischer Aufwand, der seines Gleichen sucht und nur noch durch die CC (Cross Compliance) Kontrollen zu toppen ist! Der Unterschied besteht darin, dass es bei Verfehlungen in der CC Kontrolle, welches durch die Staatlichen Ämter für Landwirtschaft durchgeführt werden, Abzüge gibt, die sich auf die Höhe der ausgezahlten EU-Prämie auswirken können.

Auch hier gibt es eine Menge von sinnlosen Sanktionen z.b. Fehlen einer Ohrmarke bei Rindern. Vermutlich verdienen die Mitarbeiter persönlich an der Sanktionierung. Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe fehlt hier größtenteils vollkommen.
Hingegen bringt das QM Monitoring für den Milchbauern preislich keinen Mehrwert, führt aber beim Durchfallen, zur Abnahmeverweigerung durch die Molkerei. Viele Punkte des QM Auditorings sind zudem Bestandteile der CC Kontrolle.

Durch die Abholverweigerung der Molkerei FRISCHLI, wird jetzt vollkommen unnötig das Lebensmittel Milch in den Gully gekippt und der Bauern noch mehr an den Rand der Existenz gedrückt. Ethisch gesehen ist das Ganze unvertretbar!

Die Milchbauern, die keine Quersubventionierung erhalten, z.b. durch Biogas, durch Windkrafteinnahmen, durch Photovoltaik oder durch Vermietung diverser Immobilien, stehen alle wirtschaftlich extrem schlecht da. Da hilft auch kein Schönrechnen einzelner.

Die geforderten Ansprüche in erster Linie durch die Molkereien und durch dem LEH (Lebensmitteleinzelhandel) müssen ganz klar vergütet werden. Dazu zählt auch das QM-Auditoring.

In den Molkereien gibt es Tarifverhandlungen, um z.B. dem Käser ein Gehalt von 3700 Euro brutto zahlen zu können, der Landwirt hingegen bekommt einen Hungerlohn und es wird als selbstverständlich angesehen, dass Familienangehörige kostenlos mitarbeiten! Beiträge zur BG und ähnliches müssen aber wie bei jedem Arbeitnehmer voll abgeführt werden

Wofür? Damit sich Molkereien wie FRISCHLI und der LEH schamlos bereichern?

Moralisch unvertretbar und nicht hinnehmbar.

Den Molkereien scheint nach wie vor nicht klar zu sein, dass es bei den aktuellen Milchpreisen, den Bauern nicht mehr möglich ist noch in irgendetwas zu investieren. Die Molkereien haben jeglichen Bezug zu den Bauern und zur Realität verloren.

Eine Realitätsferne, die so groß ist, dass die Molkereien Ihre Lieferanten opfern und somit das eigene Fundament.

Das System Milch ist mehr als faul und es stinkt wie so oft vom Lebensmitteleinzelhandel und vom Kopfe her!!!

Ausbeutungsmissbrauch und Anzapfen sind gängige Praxis, obwohl das kartellrechtlich verboten ist. Machen doch alle mit aus Angst, weil man nicht weiß, ob ein anderer das eigene Produkt abnimmt.

Es gleitet immer mehr aus den Fugen. Gerade in Corona Zeiten hat es sich wieder einmal gezeigt, dass die Molkereien und der LEH an der Milch kräftig verdient haben. Immer gieriger bedienen sie sich zu Lasten der Erzeuger.

Zwischen 8 und 16 Cent pro kg entnehmen sich allein die Molkereien als Rücklagen. Obwohl der EU-Markt die höchsten Preise seit Jahren gezahlt hat, kam für den Bauern in Deutschland kein Cent mehr zu Stande.

Wer die Sahne (Gewinne) hier wieder einmal abgeschöpft hat? Seit Jahrzehnten werden die Bauern unter dem Herstellungspreis von den Molkereien entlohnt.

Das Gutachten der Bauern & Land Stiftung, sowie weitere Studien kommen zu diesen erschreckenden Ergebnissen. Bis zu 30 Cent unter dem Vollkostenpreis liegt der Auszahlungspreis der Molkereien.

Wie lange wollen wir hier noch zu sehen?

Man muss sich fragen, ob die Vorstände und Aufsichtsräte nicht komplett fehlbesetzt sind, wenn die Herrschaften zu gedankenlos sind und vor lauter Angst überall zu Kreuze kriechen, anstatt sich für Ihre Bauern einzusetzen und ordentliche, kostendeckende Erzeugerpreise durchzusetzen.

Vielleicht sollten die Herrschaften zukünftig nur noch mit den Erzeugern selbst zu den Verhandlungen gehen.

Und Angst wovor? Dass die Milch aus dem Ausland kommt!? Niemals!

  1. Deutschland ist der größte Milcherzeuger in der EU.
    Niemand kann die Menge von 33 Mrd Kg nach Deutschland liefern.
  2. Die Nachbarstaaten haben alle die gleichen Probleme wie die deutschen Bauern.
  3. Der Exportanteil von ca. 45% kommt in Form von verarbeiteten Produkten zu 40%
    wieder zurück. Der Rest ist vielleicht Milchpulver mit denen wir auch noch, z.b.
    die Bauern in Afrika kaputt machen.
  4. Es wäre für die deutschen Bauern, bei entsprechender Einigkeit, eine Leichtigkeit
    Milchimporte nach Deutschland zu unterbinden.

Aber diese Einigkeit fehlt nach wie vor. Wie die Lemminge rennt man weiterhin denenmhinterher, die für diesen Absturz verantwortlich sind. Außerdem bekommen viele Berufskollegen den Hals nicht voll genug. Neid, Missgunst und Habgier sind an dernTagesordnung. Es gibt also auch genug Baustellen in den eigenen Reihen.

Was fehlt ist ein Verhaltenskodex – Code of Conduct!

Im Fall Tom John steht jedenfalls im Milchliefervertrag von FRISCHLI nichts von einem durchzuführenden QM Auditorium. Man verweist in diesem Zusammenhang aber auf eine Anlage 2 Absatz 5, die aber dem Bauern nicht vorliegt und auch bisher nicht ausgehändigt wurde.

Der eingeschaltete Rechtsanwalt von Freymann, hat die Anlage ebenfalls von FRISCHLI angefordert und bis heute nicht bekommen. Vermutlich wird es jetzt gegen FRISCHLI eine Schadenersatzklage geben und eine einstweilige Verfügung.

Zu wünschen wäre es, damit gegen das Bauernbashing aus den eigenen Reihen endlich mal konsequent vorgegangen werden kann.

Eine weitere Abnahme von Milch ist für jeden Molkeristen auch noch ein Gewinn, da es heute schon Programme wie https://www.qmilkfiber.eu/ gibt, in denen das hochwertige Lebensmittel Milch mit seinen Milcheiweisen verarbeitet wird. Sollte nun eine Molkerei behaupten Sie hätte keine Verwendung für überschüssige oder nicht zum Verzehr geeignete Milch, muss man Sie hier eines Besseren belehren.

Ebenfalls kann Galalith auf Basis von Milch hergestellt werden Er ist ein Polymer, aus welchem Bioplastik hergestellt werden kann und welches dazu beiträgt, die Umweltbelastung durch die Herstellung und Entsorgung erdölbasierter Kunststoffe zu verringern.

Es muss weiterhin daran festgehalten werden, dass kostendeckende Mindestpreise für die Milch und ebenfalls für andere Lebensmittel eingeführt werden müssen, wie es durch das Konzept der BLS gefordert wird.

Es gibt für viele Dinge Mindestpreise, z.b gibt es Mindestlöhne, aber auch Gebühren, Steuern, Energiepreise, Wasserpreise usw. gehören ganz klar dazu!! Nur bei denen die für die Ernährung der Welt zuständig sind, dem wichtigsten überhaupt, da will man nicht ran und die Erzeuger unserer Lebensmittel verhungern lassen.

Damit ist Schluss. Die Aktionen bei den Molkereien im letzten Herbst müssen wieder aufgenommen werden. Die Kunden werden es unterstützen.

Quelle: Bauern und Land Stiftung / Silvio Mai & Anja Eckmüller – Vorstand BL

Bildquelle: ML-Archiv


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