Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) hat anlässlich ihrer kürzlich in Herrieden abgehaltenen Mitgliederversammlung zu einer klaren Neupositionierung der deutschen Erzeugungskette für Schweinefleisch aufgerufen. In einem Positionspapier hat man folgende Forderungen an die Politik, den Handel und alle weiteren Marktteilnehmer erarbeitet und eingefordert:

  1. Die deutsche Fleischerzeugung hat ursächlich mit dem Beginn der Doppelkrise durch die
    Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest signifikant an internationaler
    Wettbewerbsfähigkeit verloren. Die Preise für Ferkel und Schlachtschweine bewegen sich im
    globalen Vergleich auf dem niedrigsten Niveau der Nachkriegsgeschichte. Die ökonomische
    Schieflage beruht aber auch auf den überzogenen kostenintensiven Vorgaben der Politik, die
    die heimische Produktion derart verteuert, dass deutsche Erzeuger brutal aus dem Markt
    gedrängt werden. Die deutsche Gesetzgebung hat im Zuge der o. g. Krisen allen
    Kettenmitgliedern der Fleischerzeugungsstufe kostenträchtige Auflagen verordnet, die
    zahlreiche Existenzen vernichtet und massiv Produktionsanteile ins Ausland verlagert.
  2. Wenn die Gesellschaft und die Politik einen Wandel in der Nutztierhaltung wünschen, darf sich
    das nicht nur einseitig auf die hiesigen Produzenten erstrecken. Der Lebensmittelhandel (LEH),
    der Großhandel, die Gastronomie einschließlich der Kantinen sowie die Verarbeitungsstufe
    müssen sich folgerichtig aus Gründen der Nachhaltigkeit klar und unmissverständlich zur
    deutschen Herkunft bekennen. Daher darf sich das vom LEH entwickelte System der Initiative
    Tierwohl (ITW) nicht nur auf den kleineren Frischfleischmarkt beschränken, welcher hierzulande
    einen Marktanteil von 20 bis 30 Prozent ausmacht, sondern muss auch die Verarbeitungsware,
    die größtenteils aus dem Ausland kommt, mit integrieren. Billigeinfuhren aus Drittländern, die die Ziele der deutschen Tierschutzgesetzgebung unterlaufen, müssen komplett unterbunden werden. Branchenübergreifend muss daher ein Bekenntnis zu höheren Tierschutzstandards beispielsweise nach dem Vorbild Österreichs abgegeben werden. Hier ist das System der AgrarMarkt Austria (AMA) richtungsweisend.
  3. In größter Notlage befindet sich aktuell die deutschen Ferkelerzeuger- und Zuchtstufe, dem
    Rückgrat der deutschen Schweineproduktion. Daher ist nach Auffassung der VEZG die
    Einführung einer 5*D-Erzeugungsstrategie zielführend. Die fünf Stufen der Geburt, Aufzucht,
    Mast, Schlachtung sowie Zerlegung und Verarbeitung müssen sich stufenübergreifend zu
    qualitätssichernden Garantieerklärungen bekennen. Eine Austauschbarkeit mit Waren, die nicht
    nach deutschen Standards produziert worden sind, muss im Rahmen einer freiwilligen
    Selbstverpflichtung des LEHs und des Großhandels ausgeschlossen werden.
  4. Am Ende des Prozesses muss es gelingen, dass mit einer in Deutschland verringerten
    Fleischerzeugung auf allen Stufen der Fleischerzeugungskette eine höhere Wertschöpfung
    erzielt wird. Der Wettbewerb alleine über Preisführerschaft und Mengenmaximierung wird nicht
    mehr als nachhaltig angesehen.

Quelle: VEZG

Bildquelle: ML-Archiv