Ein Brauereiporträt zum Tag des Bieres am 23. April 2022 über die Franken Bräu in Schrozberg-Riedbach. Florian Krauß führt die traditionsreiche Brauerei in der siebten Generation. Die Familie Krauß ist Mitglied im Bauernverband. Bei der Produktion von Bieren, Bierbrand und Whisky setzt Franken Bräu auf Qualitätsgetreide aus Baden-Württemberg und Bayern. Dass inzwischen Braugerste direkt vor der Haustür gedeiht, stellt für Florian Krauß eine Win-Win-Situation dar.

Routiniert wendet Florian Krauß den Gabelstapler und steuert zielsicher auf eine mit Bierkisten beladene Holzpalette zu. Der Geschäftsführer der Franken Bräu Riedbach Krauß GmbH mit Sitz in Riedbach, einem Stadtteil von Schrozberg, packt auch im Lager schon mal mit an. „Ich bin quasi das Mädchen für alles“, sagt der 42-jährige mit einem Augenzwinkern.

Aber bei den Brauvorgängen im Sudhaus hält sich der Brauereichef in der Regel zurück. „Unsere Brauer sind erfahren genug und wissen, was zu tun ist“, sagt der dreifache Familienvater gut gelaunt. Er vertraut Braumeister Thorsten Wülk und Brauer Jens Baumann sowie dem gesamten Brauereiteam, das auch die Bürokräfte und Bierlasterfahrer einschließt. Anja, seine Frau, ist bei Franken Bräu im Außendienst tätig.

Neben einem Biervollsortiment umfasst die Produktpalette der Franken Bräu auch einen Single Malt Whisky – Good old Riedbacher – und einen Bierbrand, der aus dem Valinator-Doppelbock gebrannt wird. „Als Brauerei mit landwirtschaftlichen Flächen haben wir auch ein Brennrecht für Obst und Getreide.“ Die Whiskydestillation liegt vor allem in der Hand von Seniorchef Dieter Krauß.

„Alle Zutaten, die wir für unser Bier verwenden, kommen aus Hohenlohe und Bayern“, betont Florian Krauß.“ Das regional angebaute Getreide wird bei der LBV in Schrozberg erfasst und dann in die Mälzerei zur weiteren Verarbeitung transportiert. Das Vertriebsgebiet beschränkt sich von Heilbronn über Kocher-, Jagst- und Taubertal bis zur fränkischen Landesgrenze in Feuchtwangen bewusst auf ein Einzugsgebiet von rund 70 Kilometern. „Frisches und traditionell hergestelltes Bier mit kurzen Transportwegen zu unseren Kunden sind uns wichtig. Das entlastet auch die Umwelt“, bekräftigt Florian Krauß.

Video – Wie wird der Hopfen geerntet?

Den Hopfen bezieht die Brauerei hauptsächlich aus dem weltweit größten Hopfenanbaugebiet: der Hallertau. Seit 2020 kann die Franken Bräu auf hochwertige Braugerste zurückgreifen, die vor der Haustür gedeiht. Inzwischen sind es über 15 Hohenloher Landwirte, die für die Privatbrauerei Braugerste anbauen.

In Sichtweite zum historischen Backsteinbrauereigebäude wird in den Sommermonaten die Braugerstensorte „Amidala“ geerntet. „Wenn die Zeit es zulässt, dann bin ich auch mal beim Säen dabei“, betont der Brauereichef. Florian Krauß ist froh, dass das Projekt mit Braugerste aus Hohenlohe so gut läuft. „Die Kooperation mit der LBV Schrozberg und den beteiligten Landwirten ist eine gegenseitige Win-Win-Situation. Der regionale Wirtschaftskreislauf wird dadurch gestärkt“, freut sich der heimatverbundene Gerstensaft-Anhänger.

Bei Brauereiführungen erklärt Florian Krauß den Besuchergruppen gerne mehr über traditionelles Bierbrauen, die Herkunft der Rohstoffe und die Bedeutung der Landwirtschaft. „Aber natürlich kommt bei den Führungen auch der Genuss nicht zu kurz.“ Der Bierbrauer legte zusätzlich eine Prüfung zum Biersommelier erfolgreich ab und kann daher gute Tipps für den saisonalen Biergenuss geben. „An heißen Sommertagen empfehle ich eher ein leichtes Bier mit weniger Alkoholgehalt.“ Im Winter könne es hier in „Hohenlohe-Sibirien“ auch mal empfindlich kalt sein, aber auch da biete sich ein besonderer Biergenuss an. „Ein Bockbier wärmt dann von innen“, scherzt er.

Im Biersortiment der Franken Bräu findet sich mit dem „Florinator“ ein dunkles Bockbier und mit dem „Valinator“ ein helles Bockbier. Ob der Florinator wohl mit dem Vornamen des Brauereichefs im Zusammenhang steht? Florian Krauß muss kurz schmunzeln, bevor er antwortet. „Ja, der Florinator bezieht sich auf meinen Vornamen und der Valinator ist eine Hommage an meinen Sohn Valentin.“ In Gesprächen wird deutlich, wie wichtig Florian Krauß die Familie und die Hohenloher Heimat ist.

Er hofft insgeheim, dass eins seiner Kinder vielleicht später die Brauereitradition fortsetzen möchte. Im Moment gehen die Kinder alle noch zur Schule. „Aber es freut mich, dass sie sich hier und da in der Brauerei schon ein bisschen einbringen.“ So kümmern sich die Kinder mit einem Imker beispielsweise um die zwei Bienenvölker auf einer Wiese direkt neben dem Brauereigelände. „Das fördert das Umweltbewusstsein und die Kinder übernehmen hier gerne Verantwortung“, freut sich der stolze Papa. An den Sonntagen unternimmt der Brauereichef bei schönem Wetter mit der ganzen Familie eine Radtour oder geht in der Region wandern. „Das ist vielleicht das einzig Gute an Corona, dass ein bisschen mehr Zeit für die Familie bleibt und wir unsere Heimat noch besser kennenlernen können.“

Auch wenn er sich grundsätzlich eine optimistische Einstellung bewahrt hat, wird Florian Krauß zwischendurch nachdenklich: die Corona-Krise, der Klimawandel und die aktuelle Weltlage beschäftigen auch ihn. „Neben dem menschlichen Leid, dass durch aktuelle Konflikte ausgelöst wird, ist im Moment auch nicht absehbar, wie sich die wirtschaftliche Situation in der nächsten Zeit entwickelt. Die gewohnte Planungssicherheit ist abhandengekommen und wird wohl auch nicht mehr so schnell zurückkehren.“

Für die nahe Zukunft hegt der Brauereichef einen persönlichen Wunsch. „Dass alles wieder ein bisschen normaler wird. Für uns Hohenloher wäre es schön, wenn nach zwei Jahren endlich mal wieder die Muswiese stattfinden könnte.“ Die Muswiese sei für die Hohenloher einfach der Treffpunkt schlechthin und für die regionale Landwirtschaft einfach ein zu „wichtiges Schaufenster“.      

Quelle: Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V.

Bildquelle: Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V.


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