Die Agrarminister von Bund und Länder konnten sich bei ihrer Tagung vergangene Woche nicht auf ein gemeinsames Votum verständigen, in Deutschland die von Brüssel aktuell angebotenen Möglichkeiten zur verstärkten Nutzung von Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) vollumfänglich umzusetzen.

Brüssel würde jetzt per Ausnahmeregelung auf dort vorgesehenen Stilllegungsflächen den Anbau zum Beispiel von Getreide, Mais, Eiweißpflanzen und Futterpflanzen zulassen. Bauernpräsident Walter Heidl zeigt für die bisherige Zurückhaltung gerade auch von Bundesminister Özdemir kein Verständnis. „Die Agrarpolitik in Deutschland und der EU hat die Verantwortung, alles Machbare zu tun, um die Versorgungssicherheit in Europa und vor allem auch in ärmeren Schwellen- und Entwicklungsländern sicherzustellen“, sagt Heidl. Nun komme es auf die Entscheidung im Bundesrat an diesem Freitag an. Heidl setzt auf die Empfehlung des Agrarausschusses des Bundesrats. Dieses Gremium stimmte mehrheitlich einem vor allem von Bayern initiierten Antrag zu, der die Bewirtschaftung von ÖVF-Brachen zur Lebensmittelproduktion ausnahmsweise in 2022 aufgreift.

„Der Entwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) zur Freigabe der ÖVF ist viel zu kurz gesprungen, um der ethisch gebotenen Verantwortung nachzukommen: dort ist lediglich eine Nutzung des Aufwuchses ab 1. Juli vorgesehen“, kritisiert Heidl und appelliert eindringlich an die Bundesländer, hier am 8. April 2022 entsprechend zu entscheiden und die Bewirtschaftung von ÖVF-Brachen jetzt ausnahmsweise zuzulassen.

In der EU geht es um rund vier Millionen Hektar Ackerland, die angesichts der außerordentlichen Situation zusätzlich bebaut und geerntet werden könnte. Das entspricht etwa zweimal so viel Ackerfläche, wie sie in Bayern vorhanden ist und aktuell mit Kulturen bebaut werden. Deutschland könnte in diesem Jahr zusätzlich auf mindestens 170.000 ha Flächen Eiweißpflanzen, Sommergetreide und Mais anbauen.

Wegen Putins Krieg fallen für Nordafrika, einige arabische Staaten und Vorderasien wichtige Getreidelieferungen aus der Ukraine aus. Die Versorgung mit Getreide in Deutschland und in der EU ist aktuell solide. Bei Eiweißfutter gilt es, drohende Engpässe zu vermeiden, um ausreichende Versorgung der Tiere zu gewährleisten.

„Ich appelliere an die Politik, alles dafür zu tun, drohenden Notsituationen mit allen Kräften vorzubeugen. Wir stehen zu mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und bringen unsere Produktionsmethoden hinsichtlich Klimaschutz und Artenvielfalt weiter voran. Jetzt muss aber alles dafür getan werden, damit die Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann“, sagt Heidl.

Quelle: BBV

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